Matthew Earl

Whistleblower nimmt Entschuldigung zu Wirecard an

Felix Hufeld wird sich wohl nicht mehr bei Matthew Earl (41) entschuldigen. Der BaFin-Chef muss wegen der Performance seiner Behörde im Wirecard-Skandal nun doch seinen Hut nehmen, wie das Finanzministerium am Freitag mitteilte. Nur wenige...

Whistleblower nimmt Entschuldigung zu Wirecard an

Von Stefan Paravicini, Berlin

Felix Hufeld wird sich wohl nicht mehr bei Matthew Earl (41) entschuldigen. Der BaFin-Chef muss wegen der Performance seiner Behörde im Wirecard-Skandal nun doch seinen Hut nehmen, wie das Finanzministerium am Freitag mitteilte. Nur wenige Stunden zuvor hatte Earl, einer der Verfasser des 2016 erschienen Zatarra-Reports, der ein vernichtendes Urteil über Wirecard fällte und sowohl die Münchner Staatsanwaltschaft als auch die BaFin auf den Plan rief, vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu dem milliardenschweren Bilanzbetrug ausgesagt und die Entschuldigung des CSU-Abgeordneten Hans Michelbach angenommen. „Wir sind sehr erschrocken und beschämt, dass sich weder die BaFin noch das BMF bei ihnen entschuldigt hat“, sagte Michelbach zu Earl, der aus der deutschen Botschaft in London zugeschaltet war. Als ältester Abgeordneter im Untersuchungsausschuss entschuldige er sich, auch im Namen seiner Kollegen.

Es sei das erste Mal, dass sich jemand bei ihm entschuldige für das Verhalten der deutschen Behörden, sagte Earl und bedankte sich bei Michelbach. „Fühlen sie sich heute wieder sicher, wenn sie nach Deutschland gehen?“, fragte Michelbach anschließend, und Earl bejahte. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Denn während Wirecard den Shortseller bereits beschatten ließ, nahm die Finanzmarktaufsicht die Vorwürfe des Zatarra-Reports offenbar nicht zum Anlass, bei dem Zahlungsdienstleister nachzufragen, sondern leitete erst eine Untersuchung wegen Marktmanipulation ein und drängte dann auch die Staatsanwaltschaft München, Er­mittlungen gegen die Shortseller aufzunehmen.

Vor dem Untersuchungsausschuss schilderte Earl, wie er wenige Monate nach der Veröffentlichung des Zatarra-Reports die Whistleblower-Hotline der BaFin wählte und nach der ersten Erwähnung des Namens Wirecard wegen mangelnder Englischkenntnisse von einem BaFin-Mitarbeiter abgewürgt wurde. Ein zweiter Anruf war ebenfalls erfolglos, worauf er sich nicht weiter um einen Kontakt bemüht habe.

„Als Erste hätte die BaFin handeln müssen“, sagte er auf die Frage, wer den Betrug bei Wirecard hätte entdecken müssen. „Ich war sehr überrascht und kann es immer noch nicht ganz glauben“, sagte er auf die Frage, ob es ihn wundere, dass BaFin-Mitarbeiter mit Wirecard-Aktien gehandelt haben. „Er ist am wenigsten geeignet, Reformen umzusetzen, vor allem, wenn er seine Fehler nicht einsieht“, sagte er auf die Frage, ob er Hufeld für geeignet halte, eine Reform seiner Behörde voranzutreiben. Mit einer Entschuldigung kann der BaFin-Chef nicht rechnen.

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