Windhorst dreht wieder ein großes Rad
Von Walther Becker, Frankfurt Es gibt nur wenige Stehaufmännchen dieser Art in Deutschland. Während noch längst nicht alle mitbekommen haben, dass Lars Windhorst wieder obenauf ist, droht Investoren schon wieder Ungemach und dem Bundesligaverein Hertha BSC steht ein großer Deal ins Haus. Denn aktuell sorgt der umtriebige, 42-jährige Ostwestfale an mehreren Fronten wieder einmal für Schlagzeilen: In Berlin, wo er mit Hertha BSC den größten Finanzdeal in der Bundesliga bisher eingefädelt hat, und in London, wo Investments in seine illiquide Anlagen Investoren zu milliardenschweren Mittelabflüssen bewegen.Sechs Fonds der H20 Asset Management haben binnen vier Tagen 5,6 Mrd. Euro verloren, weil Institutionelle in großem Stil Geld abzogen. Denn laut dem Analysehaus Morningstar hat H2O-Chef Bruno Crastes in illiquide Wertpapiere aus dem Umfeld Windhorsts investiert. Zudem saß Crastes im Aufsichtsrat von dessen Tennor Holding – ein Interessenskonflikt, den Investmentprofis sehr kritisch sehen. Das trifft die französische Natixis mit Kurseinbußen empfindlich, denn sie hält die Hälfte des H2O-Kapitals. International hat der ebenso schillernde wie umstrittene Windhorst, der sich hierzulande zuletzt um die Metro-Einzelhandelstochter Real bemühte, nach zahlreichen Rückschlägen und intransparenten Deals wieder Oberwasser. Der Hertha-Deal Ein finanziell vergleichsweise kleiner Fisch mit großer Außenwirkung ist das Engagement bei Hertha BSC Berlin. In dem für die Bundesliga größten Finanzdeal bisher überhaupt erwirbt Windhorst via Tennor 37,5 % der Anteile an dem Fußballclub, wo zuvor KKR investiert war, die Hertha anleihefinanziert herausgekauft hat. Zunächst beläuft sich das Investment auf 125 Mill. Euro. Hertha sichert Tennor eine Option von weiteren 12,4 % in der nächsten Saison zu – zu einem dann höheren Preis. Windhorst kann so auf 49,9 % der Profitochter kommen. “Durch die neue Partnerschaft sind wir, was die Bewertung unseres Klubs angeht, in neue Dimensionen vorgestoßen”, sagte Hertha-Finanzchef Ingo Schiller dem “Spiegel”.Nebenbei hat sich Windhorst gerade über seine Tennor Holding das in den 70-er Jahren erbaute, riesige Ihme-Zentrum in Hannover zugelegt. Windhorst wurde in den 1990er Jahren als erfolgreicher Jungunternehmer herumgereicht – mit 16 Jahren hatte er Start-ups gegründet und galt als Wunderkind der deutschen Wirtschaft. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl ließ sich gerne mit ihm fotografieren. Windhorst musste 2003 Insolvenz anmelden, als die Internet-Blase platze. Die zweite Insolvenz folgte 2009. Ein Jahr darauf wurde er in Berlin wegen Veruntreuung zu einer einjährigen Bewährungs- und einer Geldstrafe verurteilt.Auch milliardenschwere Investoren schreckt diese Geschichte nicht ab. Im Gegenteil. Offenbar gebietet seine Investmentgesellschaft über Anlagemittel in Milliardenhöhe. Mit dem Geld will Windhorst auch im US-Markt investieren. Zum Zeichen der Neuaufstellung hat Windhorst sein Investmentvehikel Sapinda in Tennor Holding B.V. umbenannt. Der Investor, dessen Sprecher mit Andreas Fritzenkötter der frühere Sprecher von Helmut Kohl ist, hatte für den Advisory Board der in London, Amsterdam und Berlin sitzenden Tennor klingende Namen verpflichtet: Bruno Crastes, CEO und Co-Gründer von H2O Asset Management, Martin Gilbert, Chairman von Aberdeen Standard Investments, den früheren Chef von Intel Capital, Arvind Sodhani, Marc Lasry, CEO der New Yorker Avenue Capital Group und den Milliardär Manfredi Lefebvre d’Ovidio (Silversee Cruises in Monaco). Einziger Deutscher in dem Gremium ist Dr. Hubertus von Grünberg (76), Ex-Verwaltungsratschef von ABB und früherer Continental-CEO. Geführt wird Tennor vom früheren Goldman-Sachs-Banker Robin Bagchi und CFO Imran Khan, der unter anderem für Deutsche Bank und Pantheon Ventures tätig war. Windhorst ist Chairman. Zu Tennor gehören der Dessoushersteller La Perla, die Flensburger Werft FSG und ein Minenbetreiber in Südafrika.