Wulf Bernotat
cru – Der langjährige Eon-Vorstandschef Wulf Bernotat ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 68 Jahren nach langer Krankheit, wie Eon mitteilte. Den größten deutschen Energiekonzern hatte der promovierte Jurist von 2003 bis 2010 geführt. Zuletzt war er Aufsichtsratschef des Immobilienkonzerns Vonovia und trat von dem Posten erst am Wochenende aus gesundheitlichen Gründen zurück. Bernotat hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.Der einflussreiche Manager stand in den Boomzeiten der europäischen Energiewirtschaft an der Spitze von Eon. Mit den damals hohen Strompreisen verdiente der Konzern Milliarden. Eon konnte es sich 2006 leisten, 40 Mrd. Euro für den Stromversorger Endesa zu bieten. Dass der Übernahmekampf um den spanischen Konzern dennoch verloren ging, war vielleicht der einzige große Rückschlag Bernotats in seiner erfolgreichen Karriere. Die Akquisition scheiterte 2007 am großen Widerstand der Regierung in Madrid, und Eon musste Enel den Vortritt lassen.Bernotat ist als Sohn eines Richters in Göttingen aufgewachsen. Seine Laufbahn begann er 1976 als Justiziar bei der britisch-niederländischen Shell in Hamburg. 20 Jahre arbeitete er für Shell. Er war Business Development Manager für Osteuropa mit Sitz in London, leitete die Niederlassung Lissabon und koordinierte das afrikanische Kohlegeschäft. 1996 wechselte er zum Veba-Konzern. Bernotat arbeitete bei Veba Oel und wurde später Vorstandschef der Veba-Tochter Stinnes, einem Handels- und Logistikkonzern, den er erfolgreich an die Börse führte. Von Stinnes an die Eon-SpitzeVeba fusionierte in der Zwischenzeit mit Viag zur Eon, und durch seine erfolgreiche Arbeit bei Stinnes gelangte Bernotat 2003 als Nachfolger von Ulrich Hartmann an die Spitze des neuen Dax-Konzerns. Im Gegensatz zu seinem damaligen sparsamen Amtskollegen bei RWE, Harry Roels, setzte Bernotat bei Eon früh auf Akquisitionen. Nach einer Phase der Konsolidierung trieb er besonders die Internationalisierung des Unternehmens durch die Expansion nach Großbritannien, Rumänien, Ungarn, Tschechien, in die Slowakei und nach Italien voran. Er schuf aus zahlreichen Unternehmensteilen einen integrierten Konzern.”Wulf Bernotat hat Eon schon wenige Jahre nach der Fusion mit seiner herausragenden Persönlichkeit eine kraftvolle Identität gegeben, von deren Stärke wir noch heute profitieren”, sagt der amtierende Eon-Chef Johannes Teyssen. Zu Bernotats Verdiensten gehöre auch sein Einsatz für den Aufbau des damals noch neuen Geschäfts mit erneuerbaren Energien in Europa und Nordamerika. “Wir bei Eon werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.”Bernotat hatte sich 2010 nach seinem Abschied von Eon eine “Aufgabe mit internationaler Dimension” gewünscht. Daraus wurde nur zum Teil etwas. Er profilierte sich nach seinem Ausstieg als gefragter Berater: Bernotat wurde zunächst Mitglied in den Aufsichtsräten von zwei Dax-Konzernen – bei der Deutschen Telekom und bei Allianz, wo er stellvertretender Vorsitzender war. Im Kontrollgremium von Bertelsmann saß Bernotat ab 2006, in dem der Metro ab 2003. Zuletzt übernahm er noch die neue Aufgabe in der Immobilienbranche: Seit Juni 2013 war Bernotat Aufsichtsratsvorsitzender der mittlerweile börsennotierten Deutschen Annington.Daneben hatte sich der Familienvater in Essen auch noch ein weiteres Standbein aufgebaut: Er gründete mit zwei Partnern eine eigene Firma, um Topmanagern ein professionelles Mentoring zu bieten. Bernotat & Cie. heißt das Unternehmen, für das auch frühere Vorstandschefs von Continental (Manfred Wennemer), der Deutschen Telekom (Kai-Uwe Ricke) und Opel (Carl-Peter Forster) tätig waren. Tatendurstiger MacherWer Bernotat kannte, hat ihn als tatendurstigen und pragmatischen Macher erlebt: “Für mich wird er immer ,Mister Just-do-it` bleiben”, sagt sein Amtsnachfolger Teyssen. Vonovia-Chef Rolf Buch äußerte sich bestürzt über den Tod Bernotats. “Dr. Bernotat war ein exzellenter Begleiter und für mich persönlich ein wichtiger Ratgeber.”