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"Zetsche ist die Sonne am CEO-Himmel"

Von Peter Olsen, Frankfurt Börsen-Zeitung, 9.8.2016 Der Mann wird einem allmählich unheimlich. Während einstige Promis unter den deutschen Vorstandschefs im Image verglühen, baut Daimler-CEO Dieter Zetsche seine Führung bezüglich Reputation immer...

"Zetsche ist die Sonne am CEO-Himmel"

Von Peter Olsen, FrankfurtDer Mann wird einem allmählich unheimlich. Während einstige Promis unter den deutschen Vorstandschefs im Image verglühen, baut Daimler-CEO Dieter Zetsche seine Führung bezüglich Reputation immer weiter aus. Die jüngste Befragung von 85 Wirtschaftsjournalisten vom 23. Juni bis 4. Juli durch das Wirtschaftsforschungsinstitut Dr. Doeblin nach den vier Kriterien “Kompetenz und Persönlichkeit”, “Strategischer Weitblick”, “Offener Umgang mit den Medien” und “Sympathie” ergab ein rekordverdächtiges Ergebnis für den Daimler-Chef.Mit 219 Punkten legte Zetsche nicht nur zur vorangegangenen Umfrage von Ende 2015 (vgl. BZ vom 12. Januar) zu, als er mit 197 Punkten die Konkurrenz schon deutlich distanzierte. Jetzt kam er nahezu auf einen doppelt so hohen Wert wie die Nummer 2, Harald Krüger von BMW, der mit 117 Punkten Lufthansa-Chef Carsten Spohr verdrängte. Institutsleiter Jürgen Doeblin wagte ob der haushohen Führung Zetsches in der Umfrage einen Ausflug in die Astronomie: “Zetsche ist die Sonne am CEO-Himmel, die anderen CEOs sind Planeten.”Um in diesem Bild zu bleiben, kommt VW-Chef Matthias Müller die Rolle der Sternschnuppe zu. Nach seinem Antritt als neuer VW-Lenker im vergangenen Herbst kam er mit dem Vertrauens- und Sympathievorschuss der Journalisten von null auf Platz 5, um jetzt schon wieder aus den Top Ten herauszufallen. Die Aufarbeitung der Abgasaffäre zieht sich offenbar nach dem Geschmack der Wirtschaftsjournalisten viel zu lange hin, die Zwischenergebnisse reichen ihnen nicht aus. In allen Kriterien habe Müller an Reputation eingebüßt, am glimpflichsten seien dabei die Abschläge in Sachen “Strategischer Weitblick” ausgefallen. Hier scheint die Volte Richtung Elektromobilität zu überzeugen. Zetsche, der die Marke mit dem Stern vertritt, konnte dagegen gerade bezüglich “Kompetenz und Persönlichkeit” sowie hinsichtlich seines “offenen Umgangs mit den Medien” noch hinzugewinnen.Ob der Schnauzbartträger in einem halben Jahr die Konkurrenz weiterhin alt aussehen lassen kann, wird sich zeigen. Zum einen bewegt sich die Automobilwirtschaft allgemein in einem schwierigen Gelände – die Dieselabgasaffäre belastet alle deutschen Anbieter, in China profitieren die Stuttgarter noch von Nachholeffekten und ihrer vergleichsweise jungen Modellpalette -, zum anderen muss Daimler für Kartellsünden der Vergangenheit im Lkw-Geschäft mit einer Zahlung von 1 Mrd. Euro büßen. Das war zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht bekannt. Auch Zetsche lenkte eine Zeit lang diese Daimler-Sparte.Allmählich akzeptiert zu werden scheint Siemens-Chef Joe Kaeser, der sich im Image von Platz 6 auf Rang 3 verbesserte. Er gehe ambitioniert und erfolgsorientiert mit der notwendigen Power beim Umbau des Münchner Konzerns vor, ergab die Umfrage. Nach Punkten nahezu gleichauf rangierten Spohr und der scheidende Adidas-Boss Herbert Hainer auf den nächsten Plätzen.Neu in die Top Ten schafften es Nikolaus v. Bomhard von der Munich Re und Timotheus Höttges von der Deutschen Telekom. Einen heftigen Absturz musste Rüdiger Grube hinnehmen. Die Probleme der Deutschen Bahn, ob im Güterverkehr oder in Konkurrenz zu den Fernbusanbietern sowie das Kostendesaster bei Stuttgart 21, haben offenbar schwer am Image von Grube gekratzt, der weiter auf eine Vertragsverlängerung bei der Bahn hoffen soll.Marijn Dekkers’ Weggang bei Bayer im April des Jahres wird mit einem Sturz auf Rang 10 quittiert. Aus den Top Ten verabschieden musste sich BASF-Lenker Kurt Bock ebenso wie der bisherige Henkel-Chef Kasper Rorsted vor seinem Wechsel zu Adidas und Martin Blessing wegen seines Ausscheidens bei der Commerzbank.