Strategische Vollbremsung

„Profitabilität geht vor Wachstum“

Ein einziges Mal äußert sich Commerzbank-Chef Manfred Knof auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz am Donnerstag diplomatisch, und zwar auf die Frage, was denn überhaupt übrig bleibe von der bisherigen Strategie des Hauses: „Mit der Vergangenheit...

„Profitabilität geht vor Wachstum“

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Ein einziges Mal äußert sich Commerzbank-Chef Manfred Knof auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz am Donnerstag diplomatisch, und zwar auf die Frage, was denn überhaupt übrig bleibe von der bisherigen Strategie des Hauses: „Mit der Vergangenheit beschäftige ich mich nicht“, antwortet er.

Abschied vom kostenlosen Girokonto, Verwandlung der MBank von einer zum Verkauf gestellten Tochter zur Hoffnungsträgerin, Fokussierung im Auslandsgeschäft anstelle eines Auftritts als Vollsortimenter und überhaupt eine Effizienz- anstatt der jahrelangen Wachstumsstrategie: Dass von der Ausrichtung unter seinem zum Jahreswechsel abgetretenen Vorgänger nicht viel überlebt, ist der vor ihren Bildschirmen versammelten Medienschar ohnedies klar, das muss Knof nicht ausdrücklich bestätigen.

Der neue Mann an der Spitze lässt dennoch durchblicken, was er von der alten Strategie hält und dass nun eine Kehrtwende kommt. Selten hat sich ein neuer Konzernlenker deutlicher von seinem Vorgänger distanziert, etwa wenn Knof die neuen Prioritäten wie folgt beschreibt: „Erstens: Profitabilität geht vor Wachstum. Wachstum um jeden Preis ist für die Commerzbank keine Option mehr. Profitabilität geht vor.“ Wenn er von „längst überfälligen Veränderungen“ spricht. Wenn er feststellt, die Bank habe nur dann lange eine eigenständige Zukunft vor sich, „wenn aus Plänen und Ankündigungen auch Taten und Ergebnisse werden“. Und wenn er denjenigen, die diesen Wink per Zaunpfahl nicht mitgeschnitten haben, mit auf den Weg gibt: „Die Commerzbank braucht eine tiefgreifende Restrukturierung und Transformation. Der Befund ist nicht neu. Neu ist aber, dass wir die Veränderungen jetzt umsetzen – und zwar mit klarer Frist.“

So klar sich Knof von der Vergangenheit abgrenzt, so konturschwach bleibt er, sechs Wochen nach Amtsantritt, zumindest fürs Erste in der Frage, wie der Ertrag denn bis 2024 konkret steigen soll, während die Bank 15 Standorte im Ausland dichtmacht, 240 von 790 Filialen schließt und im Heimatmarkt jede dritte Stelle streicht. Grundsätzlich ist klar: Neben der MBank, deren Assets mit dem Vermögen ihres relativ jungen Kundenstamms mitwachsen sollen, soll eine Positionierung als „digitale Beraterbank“ ziehen und Deutschlands Mittelstand sich wieder einmal als Konjunkturmotor erweisen, sobald in der Pandemie das Gröbste überwunden ist.

Details sind Mangelware

Details aber sind Mangelware: So hört sich die Ankündigung einer „attraktiven Kombination aus leistungsstarker Direktbank und erstklassigem Beratungsangebot“ zwar erst einmal wacker an. Nähere Informationen zu künftigen Kontomodellen aber sind ebenso Fehlanzeige wie ein Fingerzeig, wie man das Postulat, das Geschäft mit vermögenden Kunden und Unternehmerkunden im Private Banking und Wealth Management „deutlich auszubauen“, mit Leben zu füllen gedenkt. Die Bank hat dies schon vor Jahren propagiert.