KPMG Law

„Unser Anspruch ist, Rechts­beratung nachhaltig zu verändern“

Seit Anfang Oktober leitet Konstantin von Busekist die Rechtsanwaltsgesellschaft KPMG Law. Er will die Kanzlei in den nächsten Jahren unter die Top 10 in Deutschland führen.

„Unser Anspruch ist, Rechts­beratung nachhaltig zu verändern“

Von Helmut Kipp, Frankfurt

Eine deutliche Ausweitung des Marktanteils in Deutschland hat sich die Rechtsanwaltsgesellschaft KPMG Law vorgenommen. „Ziel ist, in den nächsten Jahren gemessen am Umsatz unter die Top 10 zu kommen“, sagt Managing Partner Konstantin von Busekist. „Derzeit sind wir Nummer 18 oder 19.“

Von Busekist leitet KPMG Law seit Anfang Oktober. Vorgänger Mathias Oberndörfer bleibt formal Geschäftsführer, zieht sich aber aus den operativen Aufgaben zurück und übernimmt im Vorstand der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft den Bereich Steuern. „Der Wechsel steht im Zeichen der Kontinuität“, sagt von Busekist im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Vor seinem Aufstieg zum Managing Partner leitete der Rechtsanwalt den größten Bereich der Kanzlei, Corporate Services, sowie das Team Compliance- und Wirtschaftsstrafrecht und war maßgeblich mit Oberndörfer für den Aufbau des Technologie- und Prozessbereichs verantwortlich.

Die 2007 gegründete KPMG Law beschäftigt 330 Anwälte, die etwas über 130 Mill. Euro Umsatz in Deutschland erwirtschaften. Was den Umsatz betrifft, führe man das Feld der Rechtsberatungen der Big Four, der vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, an, sagt von Busekist. Es folgen EY Law, PwC Legal und Deloitte Legal. Das weltweite Netzwerk der mit KPMG verbundenen Kanzleien kommt auf knapp 3000 Anwälte.

Für seine neue Rolle hat sich von Busekist viel vorgenommen: „Unser Anspruch ist, die Rechtsberatung nachhaltig zu verändern.“ Die anwaltliche Tätigkeit sei und bleibe primär juristische Beratung, „aber am Ende muss man Geschäftsprobleme seiner Mandanten lösen“, sagt er. Das erfordere einen multidisziplinären Ansatz. Dafür seien die Kanzleien der Big Four aufgrund ihrer Einbindung in das Netzwerk ihrer globalen Organisationen besser geeignet als eine reine Anwaltssozietät. Immer häufiger seien die Lösungen IT- und datengetrieben. Anders ließen sich Themen wie ESG-Anforderungen, Lieferkettenüberwachung oder Compliance-Regelwerke kaum in den Griff kriegen.

Verständnis für Schnittstellen

„Wenn unterschiedliche Fachbereiche ein großes Projekt mit breitem Vorstandsinteresse umsetzen sollen, entsteht ein gewaltiger interner und externer Koordinationsaufwand. Den nehmen wir dem Mandanten in guten Teilen ab“, sagt von Busekist. „Wir arbeiten seit langem mit Technologie- und anderen Experten zusammen und haben so ein gutes Verständnis für die schwierigen Schnittstellenthemen entwickelt. Daher halten wir uns für den besten Ansprechpartner für solch große Umsetzungsprojekte.“

Dabei profitiere KPMG Law vom technologischen Know-how anderer KPMG-Einheiten: „Wir entwickeln in Deutschland mit 12000 Leuten technologiebasierte Geschäftsmodelle, nicht mit 200.“ Ein weiterer Vorteil seien Partnerschaften mit Konzernen wie Google, Microsoft, Salesforce und Servicenow: „Solche Allianzen haben andere Kanzleien kaum.“ KPMG Law verfüge über eine spezielle Einheit (Legal Process Technology), die ausschließlich Prozess- und IT-Beratung für Rechts-/Compli­ance-Funktionen mache. Zusammen mit KPMG setze sie auch Blockchain-Technologien um, baue Algorithmen zur Bestimmung von Preisen und entwickele eine Plattform, die den gesamten M&A-Prozess abbilde: „Das ist ganz großes Kino.“

Momentan kämen verstärkt Anfragen von großen deutschen Mandanten, berichtet von Busekist. Denn die Konzerne würden zunehmend erkennen, dass zu den Sozietäten, mit denen sie bevorzugt zusammenarbeiten, eine Kanzlei der Big Four gehören sollte. „Manche Themen macht man einfach besser mit uns als mit einer klassischen Kanzlei.“ Das gelte allerdings auch umgekehrt: Mit großen Litigationsverfahren, bei denen sich zwei Firmen vor Gericht gegenüberstehen, tue man sich häufig schwer, weil KPMG nahezu jedes große Unternehmen mal berate.

Anfangs seien viele Mandate aus KPMG-Projekten gekommen, aber inzwischen stamme mehr als die Hälfte des Geschäfts aus eigenen Kundenbeziehungen, sagt von Buse­kist. Ein wichtiger Umsatzbringer ist das Massengeschäft. Dazu zählen die Dieselverfahren – KPMG Law gehört zu den Kanzleien, die Volkswagen bei der Abarbeitung der Dieselklagen unterstützen, – und Insolvenzen mit sehr vielen Betroffenen. Ähnliches gilt für die Ausreichung staatlicher Coronahilfen und der Unterstützungsleistungen für Flutopfer in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern: „Wir helfen staatlichen Stellen, die Hilfen umzusetzen.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.