Seeschifffahrt

Reeder gegen Einbeziehung in EU-Emissionshandel

Die deutsche Reedereibranche stemmt sich gegen die Aufnahme der europäischen Handelsschifffahrt in das EU-Emissionshandelssystem (ETS).

Reeder gegen Einbeziehung in EU-Emissionshandel

ste Hamburg

Die deutsche Reedereibranche stemmt sich gegen die Aufnahme der europäischen Handelsschifffahrt in das EU-Emissionshandelssystem (ETS). „Die Einbeziehung des europäischen Handelsschifffahrtsgeschäfts in ein europäisches System, das im Wesentlichen ein Finanzierungsinstrument für den EU-Haushalt ist, halten wir für den falschen Weg“, sagte Ralf Nagel, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), in einem Pressegespräch.

Die Ausweitung des EU-ETS auf den Seeverkehr, die die EU-Kom­mission im Zuge ihres „Green Deal“-Maß­nahmenplans verfolgt, bedeute nichts anders, als dass den Unternehmen, die in ihre Schiffe investieren müssten und wollten, um klimafreundlicher zu werden, Geld entzogen werde, ohne dass sich etwas verbessere, sagte Nagel. Anstelle eines regional begrenzten Emissionshandelssystems sieht die Branche die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO als das geeignete Forum zur Regulierung an.

Die Schifffahrt sei wie wohl keine andere eine internationale Industrie, sie brauche deshalb internationale Regelungen, sagte Nagel. „Wir haben Zweifel, dass durch einen regional begrenzten Emissionshandel das Entscheidende, nämlich nachhaltig weniger CO2-Ausstoß, geschafft wird.“ In der bereits derart regulierten Luftfahrt sei das nicht gelungen.

Die europäischen Staaten sollten mit der EU-Kommission ihren Einfluss in der IMO maximal nutzen, anstatt den europäischen Emissionshandel auf den Seeverkehr auszuweiten, meinte Nagel. In den IMO-Gremien werde momentan „sehr hart daran gearbeitet, wie man kurz- und mittelfristige Maßnahmen nicht nur für neue Schiffe, sondern auch für die existierende Flotte einführt“. Die IMO habe mit der verpflichtenden Umstellung auf schwefelärmere Brennstoffe bewiesen, dass sie Schifffahrt regulieren kann, verwies Nagel auf den seit 2020 weltweit geltenden Schwefelgrenzwert für Schiffstreibstoff. Die IMO-Mitglieder hatten 2018 beschlossen, die globalen CO2-Emissionen der Schifffahrt bis 2050 verglichen mit 2008 zu halbieren. Spätestens im Jahr 2100 sollen Seeschiffe kein CO2 mehr ausstoßen. Die Bundesregierung hat sich laut Nagel in der Frage der europäischen ETS-Regulierung, wie sie das Europäische Parlament befürwortet, noch nicht festgelegt. Umweltverbänden lässt eine globale Lösung über die IMO zu lange auf sich warten.

Nach VDR-Zahlen ist Deutschland mit einem Anteil von 4,5% an der Welthandelsflotte nach wie vor die weltweit fünftgrößte Schifffahrtsnation – und die zweitgrößte in Europa nach Griechenland. Ende 2020 waren in deutschen Schiffsregistern 2001 Schiffe mit 48,7 Millionen BRZ (Bruttoraumzahl) registriert – 139 Schiffe weniger als im Jahr zuvor.