renditeMittel zur Risikobegrenzung

Wie man als Anleger hohe Verluste vermeidet

Um die Risiken am Kapitalmarkt zu begrenzen, gibt es für Investoren bewährte Rezepte. Der wichtigste Ratschlag lautet, seine Anlagen breit zu streuen. Auch der ratierliche Einstieg am Aktienmarkt mindert das Aktienrisiko merklich.

Wie man als Anleger hohe Verluste vermeidet

Wie man hohe Verluste vermeidet

Eine breite Diversifikation mindert die Risiken merklich – Ratierliches Sparen nimmt die Gefahr des falschen Einstiegszeitpunkts bei Aktien

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Hohe Verluste müssen nicht sein. Denn es gibt bewährte Strategien, um massive Einbußen an den Wertpapiermärkten zu vermeiden. Nachfolgend dazu einige wichtige Regeln.

Jeder ist selbst verantwortlich

Jeder Mensch ist nicht nur für sein Leben verantwortlich, sondern auch für seinen Vermögensaufbau, seine Altersvorsorge und seine Anlagen am Kapitalmarkt. Frau oder man kann natürlich Berater hinzuziehen, um Gelder anzulegen. Die Verantwortung für Kapitalanlage trägt aber jeder letztendlich selbst. Daher muss sich jeder auch selbst gründlich über Kapitalanlage informieren. Und Wissen zahlt sich in der Regel aus.

Breit streuen

Professor William F. Sharpe hat im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erzählt, dass er nur einmal beim Kauf einer Aktie auf den Tipp eines Freundes gehört hatte und prompt mit diesem Investment einen erheblichen Verlust erlitt. Daher lauten die drei Ratschläge des Nobelpreisträgers für Wirtschaft an Anleger: „Streuen, streuen, streuen.“ Besonders groß sind die risikomindernden Diversifikationseffekte durch die Aufteilung eines Vermögens auf verschiedene Assetklassen. Zum Beispiel haben sich Anleihen oft als guter Diversifikator zum Aktienrisiko erwiesen, im Jahr 2022 allerdings nicht. Zudem ist es meist risikomindernd, wenn ein Portfolio auch Gold und Rohstoffe umfasst. Darüber hinaus senkt eine gewisse Cash-Komponente das Portfoliorisiko. Neben dem Streuen von Risiken über mehrere Assetklassen sollten Anleger auch in den einzelnen Assetklassen breit streuen. Dies gilt insbesondere für Risikoanlagen wie Aktien oder Unternehmensanleihen.

Keine Emotionen

Immer wieder kommt es zu erheblichen Verlusten, weil Anleger in erster Linie emotional handeln. Da wird eine Aktie allein gekauft, weil sie ein guter Freund, dem man vertraut, empfiehlt. Oder ein Teamkollege aus dem Sportverein vertreibt eine Finanzanlage. Oder weil andere am Neuen Markt hohe Gewinne gemacht haben, steigt man auch ein. Wer Risiken begrenzen will, muss seinen Kopf einschalten und nüchtern abwägen.

Auf lange Sicht ist die Aktienanlage zwar eine der lukrativsten Sparformen. Daher sollten Investoren nicht auf Aktien verzichten. Doch kann auch eine breit gestreute Aktienanlage kurzfristig stark schwanken, so dass selbst bei einem eher etwas längerfristig ausgerichteten Sparprozess das Risiko eines Einstiegs zu einem ungünstigen Zeitpunkt besteht. Dieses Einstiegsrisiko lässt sich durch ratierliches Sparen über einen Aktienfondssparplan deutlich abmildern. Auch bei größeren Käufen am Aktienmarkt senkt eine zeitliche Aufteilung das Einstiegsrisiko. Beim Verkauf eines Aktienengagements gilt praktisch dasselbe: Auch hier vermindert der Ausstieg in mehreren Tranchen das Risiko merklich.

Qualität bevorzugen

Gerade Aktien weisen unterschiedliche Risikograde auf. Das Risiko der Aktienanlage lässt sich durch den Fokus auf Qualitätstitel mit langfristig stabilen und ertragreichen Geschäftsmodellen deutlich reduzieren. Als besonders riskant und schwer einschätzbar gelten Börsenneulinge. Wenn Anleger überhaupt in IPOs investieren, müssen sie sehr genau hinschauen und ihr Positionsrisiko beachten.

Stopp-Kurse setzen

Gewinne gilt es am besten laufen zu lassen, es gibt aber auch die Möglichkeit, bei einer Kursverdoppelung seinen Einsatz aus Sicherheitsgründen wieder herauszunehmen. Verluste bei risikoreichen Assets können hingegen durch automatische Verkaufsorders begrenzt werden, die zum Beispiel dann greifen, wenn ein bestimmtes Kursniveau unterschritten wird. Sicherungsstopps werden häufig 10% oder 20% unter dem Kaufniveau gesetzt, bestimmte Modelle berücksichtigen auch die Volatilität eines Titels oder charttechnische Marken beim Setzen eines Stopps.

Keine Wertpapierkredite

Private Anleger, die bei Wertpapieren, insbesondere bei Aktien, auf Kredit spekulieren, gehen ein sehr hohes Risiko ein. Denn fallende Aktienkurse können im Extremfall dazu führen, dass Anleger aufgrund der Hebelwirkung ihren gesamten Einsatz und mitunter noch mehr verlieren. Bei fallenden Kursen verkauft die Bank die kreditfinanzierten Positionen dann zwangsweise.

Den grauen Kapitalmarkt meiden

Gerade am kaum regulierten und grauen Kapitalmarkt ist es in den vergangenen Jahren zu mehreren Insolvenzen gekommen. Ein Beispiel dafür ist der Containervermittler P&R. Anleger sollten daher solche in der Regel intransparenten Anlagen meiden. Bei diesen ist meist nicht zu erschließen, was dahintersteckt, und häufig handelt es sich um reine Schneeballsysteme. Weniger riskant ist es, in regulierte Investments wie Ucits-Investmentfonds zu investieren.

Meine drei Ratschläge für Anleger lauten: Streuen, streuen, streuen.