INVESTMENTFONDS

Blitzhandel in der Kritik

Langfristig ausgerichtete Investoren haben das Nachsehen

Blitzhandel in der Kritik

Der Handel an den Börsen hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Die Zeiten, in denen sich die Händler auf dem Parkett noch Kurse und Kundenaufträge zuriefen, gehören der Vergangenheit an. Der Computerhandel dominiert das Geschehen an den Kapitalmärkten. Vor allem der Hochfrequenzhandel steht in der Kritik. Er erschwert großen Investoren wie Fondsgesellschaften den Handel an den Aktienmärkten.Von Armin Schmitz, FrankfurtDer Computerhandel ersetzt an der Börse immer mehr den Menschen. Im Wertpapierhandel werden in den USA rund 70 % der Aufträge von automatischen Handelssystemen abgewickelt. In Europa sind es mittlerweile bis zu 60 %. Die Tendenz ist steigend. Doch Computerhandel ist nicht gleich Computerhandel. Er reicht vom einfachen Kauf- oder Verkaufsauftrag per Mausklick über den algorithmischen Handel bis hin zum Hochfrequenzhandel.Der algorithmische Handel ist die automatisierte, über einen ganzen Handelstag verteilte Abwicklung institutioneller Großorders. Er wird von der Fondsbranche beispielsweise zur kostengünstigen Abwicklung (Best Execution) eingesetzt und kommt damit letztlich auch den Anlegern zugute. Der auch als High Frequency Trading (HFT) oder Blitzhandel bezeichnete Hochfrequenzhandel hat in den letzten Jahren einen starken Aufschwung genommen. Im HFT werden auf Basis computergestützter Analysen von Echtzeitinformationen über Aktien- oder Währungspreise innerhalb von Millisekunden Transaktionen ausgeführt. Dabei ist nicht mehr die richtige Einschätzung des Fondsmanagers oder Investors wichtig, sondern nur die Schnelligkeit der Internetleitung.Teilnehmer in diesem Computerspiel sind große Kreditinstitute, globale Investmentbanken, Broker und Hedgefonds-Manager. Die Signale für den Handel kommen aus Programmen der künstlichen Intelligenz oder dem Machine Learning. Neueste Trends sind nach Angaben der Fondsgesellschaft Invesco Adaptionen von “Voice Recognition” und “Pattern Recognition Sequences”, die Handelsmuster an den Märkten erkennen und darauf reagieren. Das macht vielen Handelsteilnehmern, die große Volumina handeln, wie beispielsweise Fondsmanager, das Leben schwer, indem es den Handel ihrer Position verteuert. Das geht zulasten der Rendite der Anleger.Das Argument, dass der Hochfrequenzhandel dem Markt Liquidität zuführt, ist nicht immer richtig. Wie die derzeit von den amerikanischen Regulierungsbehörden SEC (U.S. Securities and Exchange Commission) und CFTC (U.S. Commodity Futures Trading Commission) durchgeführten Anhörungen zeigen, gibt es mittlerweile eine Reihe von neu entwickelten Orderzusätzen, die dem Markt z. B. Liquidität suggerieren, die es eigentlich nicht gibt. Andere Ordertypen ermöglichen es Hochfrequenzhändlern, sich in der Reihe der Handelsaufträge vorzudrängen. Dabei haben Investoren wie Fondsgesellschaften das Nachsehen. Für sie ist es immer schwieriger geworden, große Orders in mehreren Schritten im Markt zu platzieren. Mindesthaltefrist gefordertWegen der negativen Folgen des Hochfrequenzhandels vor allem für langfristig agierende Marktteilnehmer werden Aufsichtsbehörden und Regierungen aufgefordert, den Computerhandel zu regulieren. So plädiert der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) dafür, dass mindestens ein Viertel der aufgegebenen Orders auch ausgeführt und die Ernsthaftigkeit der Orders durch Mindesthaltezeiten dokumentiert werden muss. Außerdem würden Mindesthaltezeiten von 1 bis 2 Sekunden darauf hinwirken, dass die Auftraggeber nur solche Orders aufgeben, bei denen ein ernsthaftes Interesse an einem tatsächlichen Wertpapiergeschäft besteht, so der BVI.