Asset Management

BVV steigert 2006 Prämie und stärkt Eigenkapital

Banken-Pensionskasse erhöht Vermögen auf 19 Mrd. Euro - "2007 wird kein einfaches Jahr" - Für Aktien zusätzliches Sicherheitsnetz

BVV steigert 2006 Prämie und stärkt Eigenkapital

Von Ulli Gericke, Berlin Für den BVV, den Versicherungsverein des Bankgewerbes, war 2006 “ein absolut gutes Jahr”. Zwar dürfte die Nettoverzinsung in der genauen, erst in einigen Wochen vorliegenden Abschlussrechnung leicht unter Vorjahresniveau liegen. Doch konnte die überbetriebliche Pensionskasse für die gesamte private Kreditwirtschaft ihr verwaltetes Vermögen um rund 900 Mill. auf 18,6 Mrd. Euro ausweiten, ihre Prämie steigern und das Eigenkapital weiter stärken, zieht Rainer Jakubowski im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ein erstes Fazit. Im gleichen Atemzug spricht er von großen Herausforderungen in der laufenden Periode: “2007 wird kein einfaches Jahr, es wird noch weniger einfach als die anderen Jahre davor.”Als Grund nennt der kaufmännische Vorstand des BVV das nach vier Jahren guter Performance inzwischen hohe Niveau bei den Aktienkursen mit entsprechend hohen Volatilitäten. Vor allem aber sieht sich der Versicherungsverein, der rund 80 % seiner Investments in Festverzinsliche tätigt, bei der Neuanlage unter Zugzwang. Bei einer Mindestverzinsung von 4 %, wie sie nach wie vor für den allergrößten Teil des Vertragsbestands vereinbart wurde, ist das aktuelle Zinsniveau eine “Herausforderung” – umso mehr, als jährlich rund 800 Mill. Euro neu in Zinsprodukte investiert werden müssen. Insgesamt beläuft sich die Neuanlage auf gut 1 Mrd. Euro per annum. Immobilien gewichtigerKein Wunder, dass der BVV zunehmend auf strukturierte Produkte setzt. “Bei unseren Renditeerfordernissen geht das gar nicht anders”, gibt Jakubowski die Richtung vor, wobei der BVV teilweise selbst die Investments strukturiert, die er zur Diversifizierung seines Anlagerisikos nutzt. Hinzu kommt die in den vergangenen Jahren stetig ausgeweitete Immobilienquote, die inzwischen 4 bis 5 % des gesamten verwalteten Vermögens ausmacht. Als strategische “Zielquote” nennt Jakubowski 8 %, womit sich das Gewicht der Immobilien in den nächsten Jahren knapp verdoppeln sollte. Was nicht verwundert, erwartet der Vorstand hier doch eine Zielrendite von mehr als 6 % – und damit deutlich mehr als bei Anlagen in Anleihen. Erreicht werden soll diese ehrgeizige Vorgabe durch Investments nicht nur in Eins-a-Lagen, sondern auch in “prima, aber nicht superteuren Logistik- oder Büroimmobilien” in Eins-b-Lagen. “Risikoarme Hedgefonds”Erste Erfahrungen mit der neuen Anlage in “das eher risikoarme Investment Hedgefonds” hätten das vorgegebene Renditeziel von gut 5 % erfüllt – obwohl die Erträge der ersten, vorsichtigen Anlage von 120 Mill. Euro “nicht in den Himmel gewachsen sind”. Eine zweistellige Rendite hatte Jakubowski allerdings auch nicht erwartet. Der Hedgefonds-Test ist als hochdiversifiziertes Investment mit Absolute-Return-Garantie gestrickt – womit die Anlage risikoarm, aber eben auch überschaubar profitabel ist. Fanatiker der DiversifikationDa sich der kaufmännische Vorstand selbst als “Diversifikationsfanatiker” outet, würde der BVV am liebsten auch in Rohstoffe investieren – obwohl sich Jakubowski des hohen Risikos bewusst ist. Doch da jede Risikostreuung “Schutz an sich” bedeute, plädiert der Versicherungsverein für ein Engagement auch in diese Anlage. Allerdings sollen erste Gelder erst dann in die Hand genommen werden, wenn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) diese Assetklasse “explizit freigegeben hat”. Umwege über in Rohstoffen engagierte Hedgefonds “verbieten sich für den BVV” vor einem Plazet der BaFin, beteuern die Berliner. Einstieg in Private EquityEin nachhaltiges Investmentprogramm will der Vorstand im laufenden Jahr mit Private Equity starten. Derzeit würden die “Investment Guidelines” festgezurrt. Außerdem gebe es schon zwei Partner als Mandatsträger. Wenn das “Klima” stimmt, sollen erste Engagements schon in den nächsten Monaten getätigt werden, wobei Jakubowski mittelfristig 1,5 % des verwalteten Vermögens in diesem Segment erwartet – was in einigen Jahren einem Volumen von gut 300 Mill. Euro entspräche. “Kontraproduktive” PolitikAls “kontraproduktiv” bezeichnet Jakubowski das Vorhaben der Bundesregierung, die bisherige Freistellung der Entgeltumwandlung auch von Sozialversicherungsabgaben Ende 2008 auslaufen zu lassen. Statt die freiwillige Altersvorsorge zu stärken, wie es die Politik eigentlich will, werde die notwendige Vorsorge damit geschwächt.Als nicht opportun für Pensionskassen in der Rechtsform des Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit bezeichnet der BVV-Vorstand zudem Überlegungen in der Novelle des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG), die Versicherten an stillen Reserven zu beteiligen. Im Gegensatz zu Lebensversicherungen ist der Bankmitarbeiter und spätere Rentner beim Versicherungsverein lebenslang versichert und an den stillen Reserven beteiligt. Insbesondere würden künftige Renditepotenziale preisgegeben, wenn ein Versicherter bei Zinsprodukten an den stillen Reserven beteiligt würde. Für denkbar hält Jakubowski eine Kompromisslösung, die eine bedingte Teilhabe sicherstellt, ohne dass die Assekuranz an Handlungsspielraum verliert. Auch dürfe das “Stresstestpotenzial” nicht eingeschränkt werden. Dass der BVV gleichwohl günstige Gelegenheiten wahrnimmt, zeigte sich im vergangenen Jahr, als aus Immobilien rund 15 Mill. Euro und aus veräußerten Aktien ein dreistelliger Millionen-Betrag realisiert wurden. 500 Mill. Euro EinnahmenDa nach vierjähriger guter Kursperformance die Aktien inzwischen auf hohem Niveau notierten, könnte sich der Anteil auf Sicht im gesamten Anlagemix reduzieren, räumt der BVV-Vorstand ein. Auf alle Fälle soll ein zusätzliches Sicherheitsnetz gespannt werden, das über die ohnehin vorhandene langfristige Absicherung hinausgehe. Im vergangenen Jahr erzielte der BVV mit rund 500 Mill. Euro etwa genauso viel an Beitragseinnahmen, wie er an Rentenzahlungen ausschüttete. Neben den Beschäftigten des privaten Bank- und Finanzgewerbes holen die Berliner inzwischen auch öffentlich-rechtliche Institute und Genossenschaftsbanken ins Boot. 2006 übernahm der BVV etwa die betriebliche Altersvorsorge aller neuen WestLB-Mitarbeiter. Auch bei der größten regionalen Genobank, der Berliner Volksbank, sind fast alle Beschäftigten beim BVV zusatzversichert.