Asset Management

"Das Fax ist der größte Feind"

Studie: Manuelle Prozesse machen Fondshandel bedeutend teurer als nötig

"Das Fax ist der größte Feind"

cra Frankfurt – Nur knapp die Hälfte aller Prozesse bei grenzüberschreitenden Fondstransaktionen sind vollautomatisiert gemäß einem Straight Through Processing (STP). Fondsgesellschaften, Depotbanken, Vertriebsstellen und letztlich natürlich die Kunden haben dadurch enorme Summen an zusätzlichen Kosten, ergab eine Studie, die die Unternehmensberatung Deloitte gemeinsam mit Clearstream/Deutscher Börse erstellt hat. Auf rund 300 Mill. Euro im Jahr beziffern die Autoren der Studie das Einsparpotenzial der Branche. “Der größte Feind von allem ist das Fax”, sagt Tilman Fechter, Executive Director von Clearstream in Luxemburg, der an der Studie mitgewirkt hat. Die Mehrheit aller grenzüberschreitenden Transaktionen erfolge noch immer auf manuellem Wege, also etwa per Fax, Telefon oder Mail. Diese Kommunikationsformen werden in der Regel als besonders fehleranfällig angesehen. Allein die Kosten indirekter Auswirkungen wie Fehlbuchungen, Ausgleichszahlungen oder fehlerhafte Zuflussstatistiken und -prognosen beziffern die Autoren der Studie auf 11 Mill. Euro im Jahr. Das entspreche in der Branche mehr als 80 Vollzeitstellen. ÜbersetzungsarbeitWas für die ordergebende Stelle – meist die Bank, bei der ein Kunde sein Depot führt – eine relativ einfache Angelegenheit sei, bedeute für den Transfer Agent viel Arbeit, berichtet Fechter. Der Transfer Agent entspricht im internationalen Geschäft in etwa der deutschen Depotbank. Er muss bei manuellen Orders dafür sorgen, sie in elektronische Prozesse einzuspeisen.Angesichts der Zahl an Fondstransaktionen, die sich allein für in Luxemburg aufgelegte Produkte auf 20 Millionen im Jahr belaufen dürfte – diese Zahl schätzen die Autoren der Studie -, scheint das Einsparpotenzial beträchtlich. Auf dem irischen Markt wird die Zahl der Fondstransaktionen auf sechs Millionen im Jahr geschätzt. Institutionelle bleiben eigenDoch nicht alle dieser Transaktionen werden als vollautomatisierbar betrachtet. Sehr große institutionelle Adressen zum Beispiel dürften auch weiterhin ihre eigenen Übermittlungswege aufrechterhalten wollen, statt sich auf Marktstandards einzustellen. Für die Anbieter von STP-Kommunikationswegen zwischen den verschiedenen Stellen im Fondsgeschäft verbleiben somit 16,5 Millionen Transaktionen an standardisierbarem Marktpotenzial, heißt es in der Studie.Der Marktanteil von Clearstream in diesem Segment wird nach Angaben des Unternehmens auf rund 30 % geschätzt. Stärkste Wettbewerber sind – außer dem allgegenwärtigen Faxgerät – nach Angaben von Clearstream-Director Fechter ABC Dexia und Euroclear/Fundsettle. Milliardengeschäft Insgesamt ist das internationale Abwicklungsgeschäft ein Milliardengeschäft. Allein im grenzüberschreitenden Fondshandel mit Luxemburg und Irland wird das Volumen der Prozesskosten auf 1 Mrd. Euro geschätzt. “Wenn alle Verschlankungs- und Effizienzsteigerungen erreicht würden, könnte die Branche bis zu 30 % der gesamten Prozesskosten sparen”, heißt es in der Studie. Basel II bringt SparpotenzialWeiteres Sparpotenzial ergebe sich, wenn die neuen Eigenkapitalstandards (Basel II) in Kraft treten. “Unseren Simulationen zufolge könnten Spezialbanken bis zu 25 % ihres regulatorisch erforderlichen Eigenkapitals einsparen, indem sie alle ihre Prozesse in Fondshandel, -settlement und -verwahrung vereinheitlichen”, rechnen die Autoren der Studie vor. Für Universalbanken allerdings seien die Vorteile weniger stark ausgeprägt. Doch immerhin 4 % des aufsichtlich notwendigen Eigenkapitals könnten auch sie sparen und für profitablere Geschäftsfelder einsetzen. Allein die größten 20 Fondsdienstleister mit Banklizenz in Luxemburg und Irland könnten zwischen 20 Mill. und 50 Mill. Euro an Eigenkapital einsparen.