Asset Management

Deutsche Bank arrangiert Private Equity für Reiche

Institut bündelt Fonds-Investments und platziert diese bei Kunden - Anteil in Portfolios wird verdreifacht - Gespräch mit Pierre de Weck ³

Deutsche Bank arrangiert Private Equity für Reiche

Von Christina Rathmann und Walther Becker, FrankfurtDer Anteil von Private-Equity-Investments in den Portfolien vermögender Privatkunden der Deutschen Bank soll sich in den nächsten Jahren verdreifachen oder gar vervierfachen. Das hat Pierre de Weck, der im Group Executive Committee der Bank für Private and Wealth Management zuständig ist, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung gesagt. Derzeit sei gut 1 % der insgesamt 155 Mrd. Euro, die die Deutsche Bank für vermögende Privatleute verwaltet, in Private-Equity-Fonds investiert. Dieser Anteil solle binnen weniger Jahre auf etwa 3 bis 4 % steigen, sagte de Weck. Noch in diesem Jahr will die Deutsche Bank Anteile an Private-Equity-Fonds im Umfang von 800 Mill. Euro bei ihren Kunden platzieren. Als Mindesteinsatz hat der Kunde 500 000 bis 1 Mill. Euro für diese Investments lockerzumachen. De Weck spricht bei diesen über Jahre hinaus illiquiden Anlagen von einer Überrendite zu Aktien von 3,5 bis 5 % über die gesamte Breite des Private-Equity-Marktes. “Die Streuung der Renditen ist enorm groß”, sagt er, und die Deutsche Bank ziele auf die besten Anbieter. Dazu gehörten Fonds mit einer Verzinsung (IRR) von 40 % im Jahr. Steigende Kurse helfenBuy-out-Fonds mit einer Laufzeit von üblicherweise rund zehn Jahren investieren zunächst, zahlen nach der Hälfte der Zeit das Kapital zurück und warten dann – wenn alles gut geht – mit dem Ertrag auf. Durch die wachsende Zahl von “Rekapitalisierungen”, Secondary Buy-outs und schnellen Börsengängen in jüngerer Zeit läuft der Rückfluss derzeit schneller als noch vor drei bis vier Jahren, sagt de Weck. Die steigenden Bewertungen an den Börsen seien auch für die außerbörslichen Anlagen hilfreich, wenngleich sich die Performance keinesfalls eins zu eins übertragen lasse. Gibt es eine Überhitzung bei den Einstiegspreisen aufgrund der Verfügbarkeit von billigem Geld an den Kreditmärkten? “Diesen Trend beobachten wir nicht”, sagt de Weck. Die höhere Verschuldung könne sich im Gegenteil positiv auf die Eigenkapitalrendite auswirken; und man vertraue darauf, dass sich die Fondsmanager nicht derart hohe Schulden aufhalsten, dass die Unternehmen nicht mehr agieren können. Je größer die Fondsvolumina – in den USA ist man jenseits der 10-Mrd.-Dollar-Marke angelangt – umso besser sei das Risiko-Ertrag-Verhältnis. 1 Prozent ist mehr als es klingtZwar bietet die Deutsche Bank ihren reichen Privatkunden erst seit dem vergangenen Jahr Anlagen in Private Equity an, und ein Anteil von 1 % am Gesamtvermögen mag sich noch recht gering ausnehmen. Das Institut liegt damit aber im Vergleich der privaten Vermögensverwalter hierzulande vorn: Bei der Commerzbank spielt Private Equity nach eigener Aussage keine Rolle in der privaten Vermögensverwaltung. Auch Metzler bietet seinen Kunden, die nach Bankangaben allerdings weitgehend selbst unternehmerisch engagiert sind, bei der Vermögensverwaltung keine Private-Equity-Anlagen an. Die einzige Assetklasse in den Portfolios der Deutsche-Bank-Kunden, die ähnlich stark steigen soll wie Private Equity, sind de Weck zufolge Hedgefonds. Rund 6,5 Mrd. Euro haben die Kunden der Bank derzeit in diese Produkte investiert. Der Anteil könne von derzeit gut 4 % in den nächsten Jahren auf 10 % steigen, sagt de Weck.Seit zwei Jahren ist die Deutsche Bank nicht mehr selbst im Private-Equity-Geschäft tätig. Nach Abschreibungen von 450 Mill. Euro gliederte sie die Sparte über ein Management Buy-out aus, das nun unter MidOcean Partners firmiert. Was das Institut seither seinen Kunden anbietet, sind ausschließlich Produkte fremder Anbieter. Durch die Bündelung von Anteilen in diversen unabhängigen Fonds solle es gelingen, die Liquidität der Anlage zu verbessern. Getrennt von M & A-Abteilung Im Private Banking halte die Deutsche Bank eine strikte Trennung zur hauseigenen Investment Bank ein, die bei M & A oder der Finanzierung von Buy-outs global eine großes Rad dreht. Im Asset Management sei man komplett unabhängig von deren Klientel, betont de Weck. Insofern werde auch unabhängigen Partnerschaften der Vorzug gegeben.Private-Equity-Dachfonds hält de Weck für Privatkunden für kaum geeignet. “Bei Dachfonds gibt es zunächst eine lange Zeichnungsfrist. Dann vergeht noch einige Zeit, bis das Geld tatsächlich investiert ist. Für die Anleger steigt dadurch nur die Illiquidität der Private-Equity-Anlage.” Außerdem sei für die Anleger oft nicht transparent, in welche Zielprodukte die Dachfonds eigentlich investierten. Stattdessen sucht die Deutsche Bank für ihre Kunden die Private-Equity-Fonds selbst aus. Zurzeit stellt das Institut ein Portfolio aus verschiedenen Fonds des amerikanischen Investmenthauses Blackstone zusammen. Dabei will die Bank rund 400 Mill. Euro investieren; die Fondsanteile sollen dann an die Kunden weiterverkauft werden. Mit rund 20 % will die Deutsche Bank selbst als Co-Investor engagiert bleiben. Gefüllte PipelineBis Ende des Jahres will de Weck einen weiteren Korb, in dem sich Private-Equity-Fonds von drei verschiedenen Adressen finden sollen, zusammenstellen und bei den Kunden platzieren. Auch diese Transaktion soll einen Umfang von rund 400 Mill. Euro haben. Vor kurzem wurden Anteile von Private-Equity-Fonds, die in Asien anlegen, bei den Kunden untergebracht. Da der dortige Markt erst im Entstehen begriffen ist, war mit 100 Mill. Euro auch der Umfang der von der Bank bei den Kunden platzierten Anteile deutlich geringer. Bei der Auswahl der Private-Equity-Fonds achte die Deutsche Bank vor allem auf die Fondsmanager. Denn deren Tätigkeit sei das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal auch zu Public Equity. Bisher sind vorwiegend Produkte von unabhängigen Partnerschaften wie CVC, Carlyle oder Blackstone bei den Kunden untergebracht worden. Mit JPMorgan Chase war erst einmal ein Private-Equity-Fonds einer Bank dabei, mit der die Deutsche Bank auf anderen Geschäftsfeldern konkurriert. Theoretisch wäre denkbar, dass Produkte von Private-Equity-Sparten anderer Banken wie Goldman Sachs Capital Partners ausgewählt würden, sagt de Weck. Aber: “Wir legen bei den Fonds viel Wert auf den Track Record, der an Personen gebunden sein muss, die wir auch kennen lernen können. Dies ist bisher eher bei Partnern der Fall, die unabhängig ihr eigenes Geschäft führen, als bei Fonds, die von großen Institutionen abhängig sind.”Die ausgewählten Fonds sollen außerdem groß genug sein, um auch größere Transaktionen stemmen zu können, erläutert de Weck. “Größere Transaktionen erlauben ein besseres Risiko-Ertrag-Verhältnis als kleinere Deals.” Insofern hegt er auch keinerlei Bedenken, dass mit der Größe der Transaktionen und dem steigenden Leverage die Krisenanfälligkeit der Engagements zunimmt. So werde bei größeren Summen größere Sorgfalt auf die Prüfung der Unternehmen (“Due Diligence”) verwendet. Außerdem sei es bei größeren Firmen leichter, für das Management gute Talente anzuziehen. Kleinere Engagements böten für die Private-Equity-Finanzierung zwar zunächst günstigere Einstiegspreise, seien aber anschließend mit größeren Risiken verbunden. Leichterer Produkt-ZugangEtwa zweimal im Jahr will die Deutsche Bank Investments bei mehreren Private-Equity-Fonds bündeln und dann ihren vermögenden Privatkunden anbieten. Der Eigenanteil des Instituts liege dabei immer um die 20 %, sagt de Weck.Den Vorteil für die Kunden sieht de Weck darin, dass sie für Investments schon von vergleichsweise geringen Summen an in vier oder fünf verschiedene ausgewählte Fonds investieren könnten, während ihnen der Zugang zu den Produkten am Markt sonst versperrt wäre. Bei sehr guten Fonds betrage die Mindestanlage nicht selten 5 Mill. oder 10 Mill. Euro je Produkt.Die Steigerung der Private-Equity-Quote in den Anlagen der Privatkunden der Deutschen Bank geht zulasten der Aktienquote. Immerhin handele es sich bei Private Equity um die risikohaltigste Assetklasse in den Portfolios der Anleger. “Private Equity ist Eigenmitteleinsatz plus Leverage-Effekt”, bringt es de Weck auf eine Kurzformel und spricht von einer “extremen Long-only-Anlage”. Hedgefonds sind andersHedgefonds dagegen hält de Weck für konservativer als die Aktienanlagen. Insofern gebe es auf Investorenseite kaum Konkurrenz zwischen den liquideren Hedgefonds-Anlagen und Private Equity. Während die Rendite für Private Equity das damit verbundene höhere Risiko auch für Privatinvestoren rechtfertige, sei dies bei Venture Capital nicht der Fall. Unter Venture Capital wird der Einsatz von Eigenkapital für junge Unternehmen verstanden, die Risikokapital benötigen, um überhaupt erst auf den Märkten Fuß zu fassen. “Venture Capital ist für eine Volkswirtschaft ein sehr wichtiges Geschäft. Für Privatanleger ist es aber noch mit zu hohen Risiken verbunden.”Der Anteil, den Private Equity an einem Kundenportfolio habe, könne nicht pauschal vorgegeben werden. Grundsätzlich gilt: Je größer ein Vermögen ist, desto mehr Private Equity kann sich der Anleger leisten. In der Regel sollte eine Privatperson nie mehr als 5 % ihres Vermögens in Private Equity investieren, empfiehlt de Weck. “Zu Lebzeiten würde sich ein höheres Engagement nicht mehr auszahlen”, sagt de Weck. “Allenfalls bei sehr großen Vermögen von Familien, die nicht so sehr auf die Liquidität achten müssen und in Generationen rechnen statt in eigener Lebenserwartung, kann ein höherer Anteil gerechtfertigt sein.”