Asset Management

Deutsche profitieren von Fondsboom in Japan

Positives Neugeschäft - Interesse an Euro-Anlagen steigt - Unterschiedliche Produktstrategien

Deutsche profitieren von Fondsboom in Japan

Von Birga Böcker, Tokio Der Verkauf von Investmentfonds in Japan boomt. Nach Jahren der Nullzinspolitik setzen die einst risikoscheuen Japaner verstärkt auf Wertpapiere und Fonds. Aufholbedarf gibt es reichlich – noch schlummert die Hälfte des gewaltigen Vermögens der privaten Haushalte von 1 500 Bill. Yen (10 Bill. Euro) auf Bankkonten und unter Kopfkissen, nur gut 4 % sind in Investmentfonds angelegt. Damit liegt Japan noch hinter Deutschland, wo den Zahlen des Fondsverbands BVI für das Jahr 2004 zufolge 21 % des privaten Geldvermögens in Fonds und Aktien steckten. Der Wert für diese beiden Assetklassen lag für Japan bei8 %. Als Vorreiter gelten die USA: Die Amerikaner haben 45 % ihres Vermögens in Aktien oder Fonds investiert. Die Zuwachsraten in Japan allerdings sind enorm. Allein seit Jahresbeginn hat sich das Volumen der Publikumsfonds um gut ein Zehntel auf 62 Bill. Yen erhöht. 2005 betrug der Anstieg – auch dank der Aktienhausse – sogar ein Drittel.Zwar dominieren Yen- und Dollar-Anlagen, doch das Interesse an Euro-Investments wächst. Vom günstigen Marktumfeld wollen deutsche Vermögensverwalter profitieren. Deutschlands größte Fondsgesellschaft, DWS, bietet seit Februar drei eigene Osteuropa-Fonds über die Deutsche Asset Management (Deam) in Japan an. Zeitgleich hat die Allianz-Tochter RCM in Tokio den Einstieg gewagt. Und die WestLB, seit 1998 in Japan, hat sich im Januar mit einem japanischen Partner zusammengetan.Die Allianz ist gleich dreifach in Japan vertreten: Neben dem seit 1998 bestehenden Joint Venture Meiji-Dresdner, an dem inzwischen nur noch 10 % gehalten werden, sind die Töchter Pimco und RCM vorOrt aktiv. RCM, die im Frühjahr mit 200 Mrd. Yen (1,3 Mrd. Euro) verwaltetem Vermögen an den Start ging, soll ihr Gewicht in sieben Jahren auf 1 000 Mrd. Yen steigern. Bereits jetzt blickt die Allianz-Gruppe – auch dank Meiji – in Japan auf ein verwaltetes Vermögen von rund 32 Mrd. Euro. Seit Januar wurde Neugeschäft über 500 Mill. Euro verbucht. Während sich die Allianz in erster Linie auf institutionelle Kunden und das Subadvisory-Geschäft fokussiert, setzt die Deam stärker auf Kleinanleger. Nachdem 2005 die passive Vermögensverwaltung abgegeben worden war und das Geschäft um 40 % schrumpfte, stiegen die Assets under Management im ersten Quartal wieder um fast 8 % auf rund 5 Mrd. Euro. Bereits seit 1992 in Japan vertreten ist die Commerzbank. Nachdem 2005 umgerechnet rund 1,7 Mrd. Euro verwaltet wurden, werden dieses Jahr 2 Mrd. Euro anvisiert. Strategien der KleinerenEine Nummer kleiner ist derzeit noch der Wettbewerber WestLB. Die Düsseldorfer betreiben in Japan ein Joint Venture mit der Risikokapitalgesellschaft Japan Asia Investment, das aktuell rund 1 Mrd. Dollaran Kundengeldern betreut. Ende 2005, vor Zusammengehen mit dem Partner, waren es noch 600 Mill. Dollar. Größter Kunde der Düsseldorfer ist Nomura Asset Management, für deren “Euro High Yield Bond Fund” rund 800 Mill. Dollar betreut werden. Auch deutsche Privatbankhäuser engagieren sich in Nippon. So assistiert das Bankhaus Metzler japanischen Kunden bei der Anlage von rund 1 Mrd. Euro. Zudem werden für ausländische Klienten gut 700 Mill. Euro in japanischen Aktien verwaltet. Im ersten Halbjahr erreichte das Neugeschäft gut 230 Mill. Euro, bis Dezember dürften nach Einschätzung der Bank noch einmal 500 Mill. Euro dazukommen.Punkten konnten deutsche Asset Manager in den vergangenen Monaten mit osteuropäischen Aktienfonds – allein die DWS sammelte mit ihren Produkten 1 Mrd. Euro ein. Bei der Deam laufen Aktienfonds für kleine und mittelschwere Werte gut. Bei der WestLB sind hochrentierliche Unternehmensanleihen (High Yields) gefragt. Das Institut versucht zudem, mit Private-Equity-Produkten bei der japanischen Kundschaft zu landen. Auch Metzler in Tokio kommt mit europäischen und osteuropäischen Aktien bei Japans Institutionellen gut an. Beliebt sind zudem Balance Funds, die in verschiedene Anlageklassen investieren. Die Commerzbank hat sich auf Japan-Aktienprodukte, hauptsächlich für japanische Institutionelle, spezialisiert. Derweil setzt die Allianz-Gruppe auf internationale Produkte mit den Investmentstilen Growth und Value. Spezielle AngeboteUm weiter vom wachsenden japanischen Fondsmarkt zu profitieren, feilen einige Gesellschaften bereits an neuen Angeboten. Während die DWS noch mit möglichen Vertriebspartnern über eine Ausweitung der Produktpalette verhandelt, will die WestLB 2007 einen Private-Equity-Dachfonds auflegen, der in Japan und andere asiatische Länder investiert. Und Metzler plant für japanische Pensionsfonds die Auflage eines Total Return Balance Fund.