Recht und Kapitalmarkt - Kanzleien im Gespräch

Dewey Ballantine will hoch hinaus Kanzlei wächst in Deutschland rasant

Enge Verzahnung der Rechtsgebiete - Unabhängigkeit von New York betont

Dewey Ballantine will hoch hinaus Kanzlei wächst in Deutschland rasant

Von Walther Becker, Frankfurt Ganz nah an seine frühere Wirkungsstätte rückt Bernd Fahrholz im nächsten April heran: Die Sozietät Dewey Ballantine, deren Partner Fahrholz seit Neuestem ist, zieht in das “Skyper” genannte Hochhaus in unmittelbarer Nähe der Dresdner Bank, deren Vorstandschef der Jurist von 2000 bis 2003 war. Denn Dewey Ballantine wechselt von der Frankfurter “Welle” hinter der Alten Oper in 2 500 Quadratmeter des neuen Wolkenkratzers, weil man im bisherigen Quartier aus allen Nähten platzt. Dabei ist der Standort Frankfurt erst in Ende 2003 richtig an den Start gegangen. Managing Partner Hanno Berger will sowieso hoch hinaus: ihm ist das 30. bis 32. Stockwerk in dem der DekaBank gehörenden Gebäude gerade recht – er will den Überblick haben. Von ShearmanDenn Dewey Ballantine kommt rasant voran, und Berger strotzt vor Zuversicht, weiter Marktanteile gewinnen zu können. Was die positiven Seiten der Wachstumsstory angeht, gilt den Partnern Shearman & Sterling in gewisser Hinsicht als die Messlatte, also als Benchmark. Von dort war Berger zu Dewey gekommen. Andere Partner erreichten die Kanzlei von Clifford Chance oder Linklaters Oppenhoff & Rädler – mit Rudolf Cölle gar der dortige frühere Managing Partner. Auch von Norton Rose, Baker & McKenzie oder Weil Gotshal sind profilierte Quereinsteiger zu Dewey gewechselt; Fahrholz kam von Nörr Stiefenhofer Lutz. Das soll nicht das Ende der Fahnenstange sein: Derzeit spreche man mit zwei weiteren Schwergewichten der Zunft – “heavy hitter” – über einen Einstieg, berichtet Berger stolz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Mit Fachleuten, die mit einem unterschiedlichen Background zusammenkämen, mache es Spaß zu arbeiten, sagt Berger, der seit Juni Managing Partner ist. Weitere NeuzugängeInsofern soll das weitere Wachstum signifikant aus der Gewinnung weiterer Kapazitäten herrühren. In zwei bis drei Jahren solle die Kanzlei bei 15 Equity-Partnern etwa 60 Berufsträger zählen. Das wäre ein großer Schritt nach vorn. Denn erst 2003 startete Dewey Ballantine in Frankfurt. Derzeit sind 33 Professionals tätig, davon 6 Equity-Partner.Um den Nukleus Steuerrecht, den Berger selbst maßgeblich vertritt und der als Basis für vielfältiges Cross-Selling gelte, ist Dewey in Asset Management, Bankaufsichtsrecht, Corporate Finance, Distressed Assets, M & A und Private Equity tätig. Berger betont die enge Verzahnung dieser Beratungsschwerpunkte. So gehe es etwa bei der Fondsstrukturierung auch immer um Aufsichtsrecht und bei Finanzierungen um Bank- und Kapitalmarktrecht. Hier verfolge man einen interdisziplinären Ansatz, so dass Dewey auch über Fondsstrukturierungen ins M & A-Geschäft komme. Und wer Private-Equity-Fonds berate, der komme auch leichter in deren Übernahmegeschäft und in die erforderlichen Finanzierungen.Ausbauen wolle man vor allem bei M & A und Private Equity, Bank- und Kapitalmarktrecht, Litigation und in der Betreuung vermögender Privatanleger, wo naturgemäß das Steuerrecht eine maßgebliche Rolle spiele.Dabei ist es ihm wichtig, dass Dewey Ballantine sich ganz deutlich als deutsche Kanzlei profilieren möchte – auch darin Shearman & Sterling ähnlich – und nicht als bloße Niederlassung der 1909 in New York gegründeten Sozietät. “Umso erfolgreicher wir in Deutschland sind, umso größer wird unser Entscheidungsspielraum”, weiß Berger. Da hilft es, das Dewey in Frankfurt das Einnahmeziel für 2004 im ersten vollen Jahr locker übertraf und auf 8,8 Mill. Euro kam. “Das hat man uns in New York nicht zugetraut”, freut sich Berger. Und: “Wir wollen hier auf eigenen Füßen stehen”, betont er. Schon heute stammten vier Fünftel der Mandate aus Deutschland bzw. London und der kleinere Teil aus Amerika. Frankfurt arbeite profitabel und hänge nicht am US-Tropf. Das zuletzt erzielte Honorarvolumen entspreche 584 000 Euro pro Equity-Partner, womit sich Dewey hierzulande auf einer vorderen Position wähnt. “Es ist viel in der Pipeline”, sagt Berger, der für den laufenden Turnus (30. September) ein Umsatzplus von mindestens 60 % vor Augen hat. Nicht am US-TropfZu den Mandaten gehöre etwa Lehman Brothers bei der Auktion des Non-Performing-Loan-Portfolios Delmora, wo allerdings Goldman Sachs den Zuschlag erhielt. Goldman wurde als Lead Arranger und Dealer (sowie weitere Banken als Dealer) eines 1,5 Mrd. Euro großen Zero-Coupon-State-Treasury-Note-Programms für Sachsen-Anhalt beraten. Nomura stand man bei der Strukturierung eines Zertifikateprogramms zur Seite und Vivendi bei der Veräußerung des Filmstudios Babelsberg. GE Asset Management griff Dewey im Zusammenhang mit dem Verkauf von Tank & Rast an Terra Firma unter die Arme, der Schweizer Bank Sarasin bei der Gründung einer deutschen Wertpapierhandelsbank. Auch mit der australischen Macquarie, die weltweit mit Investments von sich reden macht, ist die Kanzlei im Geschäft. Dewey Ballantine ist mit 550 Anwälten In New York, Washington, Palo Alto, Houston und Austin in den USA präsent. In Europa gibt es Büros in Warschau, London Rom, Mailand und Frankfurt – der Größe nach in dieser Reihenfolge. Hinzu kommt Peking. Weltweit gibt es 155 Partner, wobei drei von vier in den USA tätig seien. Warschau und London haben etwa 60 Anwälte.