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Diamanten sollen Anlegerdepots schmücken

Stuttgarter ID Diamonds will die Steine als Wertanlage attraktiv machen - Transparente und intelligente Box zur Aufbewahrung

Diamanten sollen Anlegerdepots schmücken

Die Stuttgarter ID Diamonds will mit einem innovativen Konzept Diamanten als Wertanlage selbst für schmalere Anlegerdepots interessant machen. Dabei setzen die Initiatoren auf größtmögliche Transparenz, die eine kriminelle Herkunft der Steine ausschließen soll, sowie höchste Qualität.Von Gerhard Bläske, StuttgartGeldanleger haben heute erhebliche Probleme, ertragreiche und gleichzeitig sichere Anlagemöglichkeiten zu finden. Das Sparbuch wirft sowieso nichts ab, sichere Staatsanleihen wie Bundesanleihen verschwindend wenig, Immobilien sind in attraktiven Lagen teuer, Aktien volatil und der Goldpreis ist auf Talfahrt. Warum nicht Diamanten? Sie sind trotz gewisser Preisrückgänge im vergangenen Jahr relativ wertbeständig, rar und als Krisenwährung ideal. Die weltweite Nachfrage wird sich nach einer Untersuchung der Kanzlei Bain & Company für das Antwerpener Welt-Diamanten-Zentrum (AWDC) bis 2020 verdoppeln, was die Preise langfristig nach oben treibt, weil die Fördermengen relativ gering und kaum steigerbar sind. 2011 lag sie bei etwa 25 Tonnen. Zum Vergleich: Die weltweite Goldproduktion liegt bei 24 000 Tonnen und selbst der Platinmarkt ist achtmal so groß.Doch wie erwerben? Fonds bzw. ETF wie der GemShares Physical Diamond Trust sind die eine Möglichkeit, der physische Erwerb etwa beim Schmuckhändler die andere. Viele Anleger suchen das haptische Erlebnis, wollen die Steine selbst besitzen. Der Schmuckhändler aber verlangt hohe Aufschläge. Der frühere Celesio-Finanzvorstand Christian Holzherr, der heute für Ferdinand Piëch, ältester Sohn des VW-Patriarchen Ferdinand, arbeitet, hat sich mit diesem sowie Design-Papst Thomas Gerlach, früherer Chef der einst für Apple und Sony tätigen Agentur Frog-Design und heute Leiter des Master-Studiengangs Creative Design an der Hochschule Pforzheim, zusammengetan und ein innovatives Produkt entwickelt, das sich sowohl für Klein- als auch für Großanleger eigne.Gerlach ist der kreative, der innovative Part in dem Gespann, der “Innovationen auch in der Finanzwelt für möglich und notwendig” hält, Holzherr sieht sich eher als “eine Art Business Angel”, der das Kapital stellt, Ferdinand Piëch ist Finanzierungspartner. “Viele Menschen flüchten heute in Sachwerte”, sagt Holzherr. Auch Gold werde wegen des Misstrauens gegenüber Banken häufig zu Hause aufbewahrt. Doch während der Goldpreis seit längerer Zeit auf Talfahrt ist, seien die Preise für Diamanten stabil geblieben. Sie seien überdies zeitlos, wertbeständig und keinen Moden unterworfen, so Gerlach. “Wir verwenden nur farblose, rundgeschliffene Diamanten zwischen “feinem Weiß” (G) und “hochfeinem Weiß +” (D), fügt er hinzu: “Farbe und Klarheit bestimmen den Preis bei Diamanten.” Je weißer und reiner ein Diamant ist, desto höher sein Preis. Einfachheit, Vergleichbarkeit und Transparenz seien entscheidend. ID-KnoxNur, wie können Käufer sicher sein, tatsächlich die beste Qualität zu erhalten und außerdem nicht so genannte “Blutdiamanten” aus krimineller Herkunft zu erwerben? Und: Was ist so innovativ am Ansatz der gemeinsamen Firma ID Diamonds? Gerlach zeigt die ID-Knox, eine dreischichtige Box aus kratzfestem, hochtransparentem und lichtbeständigem Spezialkunststoff, kleiner als ein Handy. Aber wesentlich teurer. Bis zu zehn, bereits geschliffene, Diamanten sind darin paarweise angeordnet. Der Wert eines solchen “logischen Gebindes”, in dem die Steinchen zusätzlich durch Sicherheitsnieten und einen Sicherheitschip geschützt sind, beträgt bis zu 200 000 Euro. Doch die Box, die für Untersuchungen oder zum Berühren der Diamanten auf einer Seite geöffnet werden kann, ist ein High-Tech-Produkt. Sämtliche Zertifikate sind gespeichert. Wenn die ID-Knox an den Computer angeschlossen wird, werden offline Sicherheitsroutinen abgefahren sowie Wertverfolgungsdaten abgerufen. Die Steine können am Computer vergrößert werden und die Zertifikate des Deutschen Diamanteninstituts in Pforzheim sowie des international anerkannten Gemological Institute of America (GIA), eine Art TÜV in diesem Sektor, inklusive der Laser-Signatur, das ist die Identität des Diamanten, identifiziert werden. Nur aus legitimen QuellenEin Sicherheitsfaden verhindert, dass die Diamanten herausgenommen werden. Man kann sie sich also nicht einfach mal ans Ohr halten. “Jeder unserer Diamanten wird von beiden Instituten geprüft. Das gibt den Käufern Sicherheit. Überdies achten wir auf die einwandfreie Reputation unserer Lieferanten und lassen jeweils die “Konfliktfreiheit” bestätigen”, sagt Holzherr. “Wir verkaufen nur zertifizierte Diamanten höchster Qualität, die sich im Bedarfsfall entsprechend leicht wieder verkaufen lassen.” Gerlach war selbst vor Ort, in Förderländern wie Angola und Namibia, in einer Schleiferei in Weißrussland. Die Schleifereien, heute oft in Botswana und Südafrika oder aber in China und Indien beheimatet, bestätigten, dass die Steine aus legitimen Quellen stammen. ID Dynamics setze auf größtmögliche Transparenz.Je nach Zahl der Diamanten (von 4 Halbkarätern bis zu 10 höchstwertigen Einkarätern) repräsentiert eine dieser Boxen, die zum Patent angemeldet wurden, einen Wert zwischen 10 000 und 200 000 Euro, eignet sich also für Kleinanleger genauso wie für Großanleger. Zwischenmargen wie im Schmuckhandel fallen nicht an.Woran verdient dann die 2012 in Stuttgart gegründete ID-Diamonds? “Wir bieten unsere Produkte zu Nettopreisen an, die unter der Rapaport-Liste liegen, die in der Branche für Großhändler der Standard ist”, sagt Holzherr. Einen Teil des Preisvorteils, den man durch günstigen Einkauf erziele, gebe man an die Kunden weiter. Damit fange man auch partiell die beim Kauf fällige Mehrwertsteuer auf, von der Gold beispielsweise ausgenommen ist.Holzherr und Gerlach haben das neue Produkt zunächst einmal Vermögensverwaltern und Family Offices angeboten. Auch Privatpersonen können es jedoch erwerben, nur per Überweisung, um Geldwäsche zu verhindern. Denkbar seien auch Ladengeschäfte. Zunächst spricht man Kunden in Deutschland und im deutschsprachigen Raum an. “Doch das Produkt ist internationalisierbar”, meint Holzherr, der an Singapur und China, aber auch an die Schweiz denkt, wo eine Tochtergesellschaft geplant ist.