Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Die Heuschrecken suchen Immobilien

Börsen-Zeitung, 16.7.2005 Die Börse spricht derzeit viel über Private Equity. In allen Facetten wird das reichlich vorhandene Kapital der Private-Equity-Gesellschaften in den Markt gepumpt. Das für Anlagen in Europa zur Verfügung stehende Kapital...

Die Heuschrecken suchen Immobilien

Die Börse spricht derzeit viel über Private Equity. In allen Facetten wird das reichlich vorhandene Kapital der Private-Equity-Gesellschaften in den Markt gepumpt. Das für Anlagen in Europa zur Verfügung stehende Kapital dürfte so zwischen 12 und 14 Mrd. Euro betragen, wenn die öffentlichen Angaben stimmen. Ein drei- bis vierfacher Hebel via Fremdkapital lässt die möglichen Dimensionen des Volumens erahnen.Seit mehr als einem Jahr ist Deutschland ein beliebtes Ziel der vorwiegend angelsächsischen Investoren. Die Musik spielt derzeit vor allem im Immobiliensektor, in dem wöchentlich Bestände von Kommunen und Industrieunternehmen en bloc veräußert werden. Am Kapitalmarkt hingegen glänzen die Private Equities, Franz Müntefering nannte sie abfällig, aber inhaltlich sicherlich nicht völlig daneben “Heuschrecken”, derzeit nur mit Verkäufen. So verschacherte Permira, eine der erfolgreichsten PE-Gesellschaften, jüngst den bayerischen Automobilzulieferer Grammer für 205 Mill. Euro. Bei Grammer soll, so heißt es in Frankfurt, Permira nach über einem Jahr entnervt die eigenen Preisvorstellungen um 20 % nach unten korrigiert haben, um das Paket endlich loszuwerden. Grammer als Ladenhüter? Das 10er-KGV spricht eher für ein Schnäppchen. Die geräuschlos durchgezogene Transaktion reiht sich nahtlos in die Kette von Verkäufen der PEs ein. Mit MTU und Premiere gab es 2005 zwei große Transaktionen. Ist die Zeit der großen Wertsteigerungen durch vorbörsliche Engagements vorbei? Wie in Frankfurt zu hören ist, soll in naher Zukunft noch das ein oder andere Portfoliounternehmen über die Börse “entsorgt” werden, um Renditen einzufahren. Aktienkäufer Obacht! Während Diskussionen um den Bankenstandort Frankfurt nach der HVB-Übernahme abgeflaut sind, verwundert es den geneigten Beobachter, warum “nur” Großbanken im Fokus stehen. In Reihe zwei und drei gibt es einige Institute, die sehr profitabel arbeiten. Ob Deutschland beispielsweise gleich 20 Wertpapierhandelsbanken benötigt, ist sicher zweifelhaft. Adressen wie die einst völlig daniederliegende VEM Aktienbank haben sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt und weisen mit einem Börsenwert von 77 Mill. Euro bereits eine stattliche Größe auf. Auch Gebhard & Schuster, Axxon und DKM sind attraktive Häuser, die manchem Kapitalmarktakteur mit Interesse am Mittelstand bekannt sind. Es käme große Adressen wie etwa die derzeit rührige, aber eher ergebnisneutrale Commerzbank wesentlich günstiger, ein kleines Haus zuzukaufen, als eigene, neue Einheiten aufzubauen. Die derzeitige Struktur der zweiten Bankenreihe wird jedoch mittelfristig so nicht bestehen bleiben. Die Marktanteile der Häuser dürften kräftig durchgemischt werden.