RECHT UND KAPITALMARKT - KANZLEIEN IM GESPRÄCH - IM GESPRÄCH: STEPHAN KÖNIG UND GERT DITTERT

"Differenzierung von internationalen Kanzleien bietet Chancen"

Oppenhoff: Eigenverantwortung lockt Nachwuchs - Höhere Effizienz nutzt Kunden

"Differenzierung von internationalen Kanzleien bietet Chancen"

Von Walther Becker, FrankfurtVier Jahre ist die Anwaltssozietät Oppenhoff & Partner nach der Trennung von Linklaters nun eigenständig. Stephan König und Gert Dittert, die beiden Managing Partner der Kanzlei in Köln, sehen sich mit ihrem Schritt von Markt und Mandanten bestätigt. Denn es gebe einen klaren Trend hin zu den nationalen Häusern. “Die internationalen Großkanzleien sind seit den neunziger Jahren auf dem deutschen Markt, seitdem haben die Mandanten ihre Erfahrungen sammeln können”, sagte König im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Sie wüssten inzwischen, was sie von den global tätigen Sozietäten erwarten könnten – und was nicht. Mit Namen wie SZA Schilling, Zutt & Anschütz, Gleiss Lutz, P + P Pöllath + Partner, natürlich Hengeler Mueller sowie Oppenhoff hätten die hiesigen Adressen wieder Boden gutgemacht. Das gelte gleichermaßen bei Unternehmen wie für die Resonanz bei vielversprechenden Berufsanfängern. Attraktive Alternative”Gerade die Differenzierung gegenüber internationalen Kanzleien bietet Chancen”, sagt er. Und dies gelte sowohl für die Mandanten als auch intern, denn die kleineren Teams arbeiteten mit mehr Eigenverantwortung, als dies bei den Law Firms mit Zentralen in London oder Amerika der Fall sei. “Auch große Konzerne wollen nicht unbedingt mit einer Sozietät mit Büros in der ganzen Welt zusammenarbeiten, sondern legen Wert darauf, dass überall die besten Spezialisten für sie tätig werden”, betont Dittert. Oppenhoff arbeite effizienter für die Mandanten, “da muss nicht jedes Memo dreimal gegengelesen werden”.Bei der “nicht übermäßig gemanagten” Sozietät arbeiteten die Partner in der Sache, nicht in der Verwaltung, und man nutze den Kunden mit kleineren Teams: Die Honorarsätze seien kaum niedriger als bei Internationalen, aber “mit weniger Stunden erreichen wir das gleiche Ergebnis”, sagt er selbstbewusst.”Für den Nachwuchs sind die deutschen Kanzleien heute eine attraktive Alternative” zu Linklaters, Freshfields & Co, sagen die Oppenhoff-Partner. Der internationale Bezug fehle dabei nicht, denn man arbeite in allen Jurisdiktionen mit “good friends” zusammen – wenn auch ohne Exklusivität. Oppenhoff habe nach der Trennung von Linklaters die alten Kontakte wieder nahtlos aufgenommen.Für die jungen Juristen, denen man angesichts der Konkurrenz der Kanzleien um die Besten jedes Jahrgangs nicht substanziell weniger bieten könne als die internationalen Wettbewerber, zahle sich dieser Ansatz mit “interessanter Arbeit und guter Stimmung” aus. In der Vergütung liege Oppenhoff nicht vorne, aber durchaus im Rahmen des Üblichen mit etwa 95 000 Euro pro Jahr für den Nachwuchs. Moderater AusbauDie Kanzlei hatte sich mit knapp 40 Berufsträgern von Linklaters abgenabelt – und rutschte mitten hinein in die Finanzkrise. Doch wuchs sie rasch auf 55 Anwälte, die sie auch heute noch hat; dieses Jahr sollen bis zu zehn dazukommen. Mittelfristig, in etwa drei Jahren, sollen es mehr als 70 werden.Schwerpunkte hat Oppenhoff in M & A und Gesellschaftsrecht mit Spezialitäten wie Gesundheit, Rüstung oder Medien. Auch Energie- und Immobilienrecht gehörten zu den Stärken der Kölner. Bank- und Finanzrecht stehen dabei derzeit nicht im Fokus. Mit Blick auf Steuerrecht, Arbeitsrecht und andere Gebiete sei Oppenhoff aber eine Full-Service-Kanzlei. Ein Viertel bis 30 % der Beratung mache M & A aus. Zu den Mandanten gehören in jüngerer Zeit DuMont Schauberg, Krauss-Maffei Wegmann, Johnson & Johnson, Johnson Controls, Hannover Rück und Schaeffler, wo Oppenhoff-Partner Rolf Koerfer – zuvor bei Allen & Overy und Shearman & Sterling und von 1991 bis Februar 2000 Partner bei Oppenhoff & Rädler – Maria-Elisabeth Schaeffler und ihren Sohn Georg seit Jahren berät. Er war zeitweise Aufsichtsratschef der Schaeffler-Beteiligung Continental. Auch Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel setzt auf die Kanzlei, die ihm zuletzt beim Vertrag mit Red Bull zur Seite stand. Zuletzt beriet die Kanzlei die Benckiser-Gesellschaften zur Struktur für das Übernahmeangebot von Coty für Avon.