Finanzen persönlich

Diversifikation sichert Traum von der Yacht

Portfolio mit vielen Assetklassen senkt das Risiko und erhöht die Rendite

Diversifikation sichert Traum von der Yacht

Von Ulrich Stephan *) Das Universum der Anlagemöglichkeiten ist selbst für Experten schwer zu überblicken. Von konservativen Angeboten wie Festgeld über Anleihen und Immobilien bis hin zu den langfristig ertragsstarken, aber auch schwankungsfreudigen Aktienengagements sowie Alternativen Investments kann der Anleger heute in allen denkbaren Varianten mit den unterschiedlichsten Laufzeiten disponieren. Viele NeuentwicklungenDazu kommen zahlreiche Neuentwicklungen der vergangenen Jahre wie zum Beispiel Garantieprodukte, Zertifikate oder Hedgefonds. Von dieser Vielfalt können Anleger profitieren – wenn sie auf die richtige Zusammensetzung achten. Die Mischung hängt vor allem von den Zielen, dem Anlagehorizont sowie dem individuellen Rendite-Risiko-Profil des Anlegers ab.Ein Beispiel: Ein 35 Jahre alter Angestellter sucht seinen Anlageberater auf. Er verfügt über ein Jahreseinkommen von derzeit 75 000 Euro. Seine finanziellen Verhältnisse sind geordnet, selbst für die Altersvorsorge hat er bereits ausreichend gesorgt. Vor kurzem hat er überraschend eine Erbschaft über 125 000 Euro erhalten. Er bittet seinen Berater, folgende Aufgabenstellung zu lösen: Sein Traum ist es, ab dem 60. Geburtstag den Lebensabend mit einer eigenen Yacht und dem dazugehörigen Liegeplatz im Süden zu verbringen. Das Schiff würde ihn heute rund 250 000 Euro kosten. Darüber hinaus möchte er einen attraktiven Liegeplatz für mindestens fünf Jahre bezahlen können, der rund 20 000 Euro im Jahr kostet.In einem ersten Schritt ermittelt der Berater das notwendige Kapital, über das der Kunde in 25 Jahren verfügen müsste. Zur Sicherheit wird mit einer Inflationsrate von 2,5 % im Jahr gerechnet. Demzufolge bräuchte der Kunde in 25 Jahren ein Kapital von 463 486 Euro, um sich seine Wunsch-Yacht leisten zu können. Für den Liegeplatz fallen weitere 37 079 Euro pro Jahr an. In der Summe benötigt der Erbe also rund 650 000 Euro. Um diesen Betrag in dem vorgegebenen Zeitfenster zu erreichen, muss der Anlagebetrag von 125 000 Euro nach Kosten und Steuern rund 7 % pro Jahr bringen. Das ist unter mehreren Aspekten ein ehrgeiziges Ziel. Erstens gibt es nur wenige Anlageklassen, die langjährige Durchschnittsverzinsungen in dieser Größenordnung erreichen. Zweitens zeichnen sich renditeorientierte Anlageklassen durch hohe Schwankungen aus, die das Renditeziel gefährden können. Im Gespräch empfiehlt der Berater seinem Kunden ein breit gestreutes Depot, das im Sinne eines Multi-Asset-Konzeptes sämtliche Anlageklassen umfasst. Vor dem Hintergrund des langen Anlagehorizontes muss dieses Depot zu Beginn offensiv aufgestellt sein, so dass die Renditestärke der entsprechenden Anlageklassen zur notwendigen Performance führt. Konkret empfiehlt der Berater eine Allokation des Erbes in Aktien oder aktiennahen Investments (25 %), in Private Equity und Rohstoffe (je 20 %), in Hedge-Strategien über Dach-Hedgefonds (15 %) und den Rest in die Anlageklassen Immobilien und Renten (je 10 %). Aufteilung hat sich bewährtIm historischen Rückblick hat sich diese Vermögensaufteilung bewährt. So hätte ein Anleger mit der vorgeschlagenen Asset Allocation von 1991 bis 2005 eine jährliche durchschnittliche Rendite von 11,5 % erzielt – bei einer Schwankungsbreite (Volatilität) des Gesamtdepots von 9,9 %. Ein Depot mit ähnlichem Risikogehalt, jedoch “klassischer Bestückung” von Aktien (60 %), Renten (20 %) und Geldmarkt (20 %), hätte bei einer vergleichbar hohen Volatilität von 9,6 % nur 8,7 % jährliche Rendite erzielt. Das Multi-Asset-Konzept ist also deshalb “effizienter”, weil es bei ähnlichem Risiko in der Regel eine höhere Rendite erwirtschaftet. Wenn der Kunde neben den traditionellen Anlageformen auch alternative Anlagen einbezieht, verfügt er über ein Depot, dessen Bestandteile vergleichsweise wenig miteinander korrelieren. Soweit also der Ertragsverlauf bzw. die Schwankungen der einzelnen Anlageklassen unterschiedlich oder im Idealfall gegenläufig sind, steigt die Stabilität des Gesamtportfolios. Fonds sind zu empfehlenNachdem die Aufteilung des Depots nach Assetklassen festgelegt ist, empfiehlt der Berater seinem Kunden, die Investitionen in die jeweiligen Anlageklassen über Fonds zu realisieren. In erster Linie sind dies offene Fonds, deren wesentlicher Vorteil in der breiten Streuung des angelegten Vermögens liegt. Damit reduziert der Investor finanzmathematische Risiken schon innerhalb der einzelnen Fonds. Auch im Bereich Immobilien rät er zu einer Fondslösung, allerdings zu geschlossenen Fonds, da diese durch höhere Investitionsquoten im Schnitt bessere Renditen erzielen. Der Kunde kann sich mit der offensiven Multi-Asset-Strategie seinen Traum einer eigenen Yacht voraussichtlich erfüllen. Bei dieser langen Laufzeit versteht es sich von selbst, dass der Berater die anfänglich gewählte Allokation im Lauf der Jahre sukzessive verändert. So offensiv wie in der Anfangsphase, so defensiv (also mehr Renten statt Hedgefonds und Private Equity) sollte sie in der Schlussphase sein, damit das Sparziel mit einem Höchstmaß an Sicherheit gerade “auf den letzten Metern” nicht mehr gefährdet ist. *) Dr. Ulrich Stephan ist Leiter Vermögensmanagement beim Finanzdienstleister MLP.