Ein Kapitän verlässt nur ein sinkendes Schiff
Die Börse spricht wieder einmal über die Karstadt-Aktie. Der Rücktritt des ehemaligen KarstadtQuelle-Chefs Christoph Achenbach am 7. April war Kritikern zufolge so etwas wie der Abgang des Kapitäns auf einem sinkenden Schiff. Die Pessimisten wollen in der Bilanz der Warenhauskette noch Risiken sehen, die der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Wenn dem so wäre, so hieß es am Markt, könnte das Sanierungskartenhaus in sich zusammenfallen und die zum Wochenschluss mit 7,87 Euro gehandelte Kaufhaus-Aktie noch einmal unter Druck geraten. Glaubt daran die Masse der Anleger? Nein, die Leihraten für die Leerverkäufer sind moderat, am Markt sind nur kleine Short-Positionen, also Leerverkaufspositionen bekannt. Der Titel gilt bei vielen als “Halten”, es wird auf die nächsten Geschäftszahlen gewartet. Hoffentlich kein Warten auf Godot, gängeln Skeptiker. InformationsdefizitNoch kein Thema in der Öffentlichkeit ist die OHB Technology, ein Anbieter von Produkten für die Raumfahrt aus Bremen. Das mittelständische Unternehmen, technologisch ein Aushängeschild hiesiger Forschungskraft, wird am Aktienmarkt eher mäßig wahrgenommen. Doch jüngst scheinen interessierte Kreise der OHB viel Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. Das Papier kam die Tage ohne neue Nachrichten von 11 Euro unter hohem Volumen bis auf 8,85 Euro herunter. Wie gemunkelt wird, soll ein gut informierter Anleger Wind davon bekommen haben, dass ein Großauftrag der OHB weggefallen ist. So soll OHB schon seit Donnerstag davon Kenntnis gehabt haben, dass EADS für den Großauftrag präferiert wird – und die Aktionäre nicht darüber informiert. Sein Votum lautete dann folgerichtig “Verkaufen”. Stimmen die Gerüchte, ist die Geschichte ein Ärgernis in Sachen Corporate Gouvernance. Damit erscheint die Aktie erst bei 5 Euro wieder ein attraktiver Kaufkandidat zu sein. Seitdem der niederländische Elektrotechnologiekonzerns Philips erklärt hat, auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für sein Medizintechnik-Segment zu sein, wechseln die Namen der möglichen Kaufkandidaten täglich. Derzeit wird Pulsion Medical Systems als heißer Übernahmekandidat gehandelt. Der Anbieter von medizinischen Diagnose-, Überwachungs- und Therapiesteuerungssystemen für lebenswichtige Körperfunktionen würde gut ins Portfolio von Philips passen, wird von Insidern kolportiert. Die Börsenumsätze in den Aktien des Münchener Unternehmens weisen darauf hin, dass bereits gut informierte Anleger in den vergangenen Wochen diese Idee hatte. Der starke Kursrückgang in den vergangenen Tagen spricht allerdings dafür, dass die Gerüchte wohl langsam kalt werden.