Asset Management

"Fondsgeschäft bleibt Wachstumsmarkt"

Union Investment legt im ersten Halbjahr zu

"Fondsgeschäft bleibt Wachstumsmarkt"

Von Bernd Wittkowski, FrankfurtDas Asset Management bleibt nach Einschätzung von Union Investment ein Wachstumsmarkt, allerdings wird sich die Branche wohl mit einem leicht abgeschwächten Expansionstempo anfreunden müssen. Die genossenschaftliche Fondsgruppe sagt auf Basis verschiedener Consultant-Schätzungen und eigener Berechnungen bis 2015 ein durchschnittliches jährliches Wachstum des deutschen Marktes von 5,8 % auf 2,4 Bill. Euro voraus. Es gibt nicht allzu viele Wirtschaftszweige, die über lange Zeiträume solche Zuwächse verzeichnen können. Allerdings waren die Auguren vor Beginn der Finanzkrise noch von Steigerungsraten ausgegangen, die um 1,5 bis 2 Prozentpunkte höher lagen. Publikumsgeschäft enttäuschtLeicht überproportional sollen der Prognose zufolge mit jahresdurchschnittlich 6 % die institutionellen Kundengelder in Fonds und die freien Assets zulegen, absolut betrachtet von 1,2 Bill. Euro Ende 2009 auf 1,7 Bill. Euro 2015. Für die Privatkundengelder in Publikumsfonds geht die Union Investment entsprechend von einem etwas schwächeren Wachstum um 5,2 % im Jahresmittel von 499 Mrd. auf 674 Mrd. Euro aus. Auch wenn Hans Joachim Reinke, der seit drei Wochen als Vorstandsvorsitzender der Union Asset Management Holding an der Spitze der Gruppe steht, sich insoweit nicht zu sehr aus dem Fenster lehnt: Man kann davon ausgehen, dass die Genossen an dem erwarteten Wachstum überproportional partizipieren wollen und sich dafür in ihrer Ausrichtung als Risikomanager für institutionelle Kunden und als “Lösungsanbieter” im Retailgeschäft gerade im schwieriger werdenden Markt- und Regulierungsumfeld auch wettbewerbsfähig aufgestellt sehen.Chancen könnten sich unter anderem auch aus dem Konsolidierungsprozess ergeben, der sich in der Branche vollzieht. Zusammenschlüsse sorgen bei den Betroffenen intern wie auch bei den Kunden immer für Unruhe. Unabhängig davon profitieren die Kapitalanlagegesellschaften der Union-Gruppe Reinke zufolge aber auch ganz allgemein von dem im Zuge der Finanzkrise festzustellenden Vertrauensgewinn des genossenschaftlichen Finanzverbundes.Im ersten Halbjahr blieb die Union Investment auf Wachstumskurs, wie Reinke vor der Presse berichtete. Die Assets under Management stiegen per Ende Juni innerhalb von zwölf Monaten um 17 Mrd. auf rund 168 Mrd. Euro und näherten sich damit wieder dem Vorkrisenniveau an. Das Neugeschäft von netto 2,8 Mrd. Euro im ersten Semester wurde von den institutionellen Anlegern getragen, während das Absatzergebnis der Publikumsfonds (vgl. Grafik) unterm Strich enttäuschen muss. Doch ergibt sich im Detail ein sehr differenziertes Bild. Heruntergezogen wurde das Resultat durch anhaltende (nicht unerwartete) Abflüsse von 3,2 Mrd. Euro aus dem schwergewichtigen Rentenfonds “UniOpti4”, dessen Steuervorteile ausgelaufen sind. Andererseits investierten private Anleger im ersten Halbjahr fast 1,3 Mrd. bzw. 1,1 Mrd. Euro in offene Immobilienfonds und wertgesicherte Fonds der Union. Bei Letzteren hat die Gesellschaft ihren Marktanteil binnen zwölf Monaten um 5 Punkte auf 42 % ausgebaut.Bei den Immobilienfonds profitierte die Gruppe davon, dass sie dank kluger Steuerung der Mittelzuflüsse – auch durch bewussten Verzicht auf Neugeschäft – und umsichtiger Investitionspolitik sowie der Trennung institutioneller und privater Anlagegelder anders als mancher Wettbewerber von Liquiditätsproblemen und damit verbundenen Fondsschließungen verschont blieb. Sicherheit ist TrumpfWertsicherung war im bisherigen Jahresverlauf auch für Institutionelle Trumpf. Für das entsprechende Risikosteuerungskonzept (“Immuno”) gewann die Union Investment laut Reinke 16 neue Mandate mit 2,1 Mrd. Euro Neugeschäft, womit die hier verwaltete Summe wertgesicherter Anlagen nun insgesamt 22,3 Mrd. Euro beträgt.Ungeachtet des Wachstumspotenzials und der bisher erfolgreichen Strategie der Union stellt sich der neue Vorstandschef auf anspruchsvolle Entwicklungen ein. Kürzere Zyklen, höhere Volatilität und deutlich geringere Renditen an den Kapitalmärkten machten es schwieriger, auskömmliche Erträge zu erzielen. Die Verunsicherung der Anleger und deren im Zuge der Krise veränderte Präferenzen erforderten eine aufwendigere Marktbearbeitung. Nicht zuletzt verschärfe sich das regulatorische Umfeld, die Umsetzung der neuen Regeln koste Geld. Doch könnten Asset Manager von sinnvoller Regulierung auch profitieren, indem sie neue Kunden gewinnen, die selbst mit der Erfüllung neuer Normen oder den damit verbundenen Investitionen etwa in Risikomanagementsysteme überfordert seien.