Asset Management

"Garantien erschweren Vergleich"

Pictet-Produktexperte kritisiert Branchentrends - Gegenwind für Hedgefonds

"Garantien erschweren Vergleich"

ssc Frankfurt – Fonds mit Kapitalgarantie, derzeit ein Lieblingsthema der Investmentbranche, bieten für Privatanleger kaum Vorteile, kritisiert Rolf Banz, Chief Investment Architect der Schweizer Privatbank Pictet. Die Produkte seien kostspielig, und die Leistung der Fondsmanager sei schwer zu beurteilen. Auch Hedgefonds bewertet er kritisch. Für sie werde es zunehmend schwierig, hohe Renditen zu erwirtschaften, da zu viele Fonds um lukrative Investments konkurrierten. Während institutionelle Investoren oft kurzfristige Performanceziele verfolgten, da sie sich gegenüber den Eigentümern des verwalteten Vermögens rechtfertigen müssten, hätten Privatanleger bei der Altersvorsorge einen Anlagehorizont von mehreren Jahrzehnten. Sie könnten daher Verluste aufholen, betont Banz, der sich bei Pictet schwerpunktmäßig mit der Produktentwicklung im Asset Management und langfristigen Investmentprozessen befasst. Absolute-Return-Fonds verursachten für diese Kundengruppe also unnötige Zusatzkosten, da sie über Derivate das investierte Kapital absichern müssten. Sie ließen die Anleger nur “ruhiger schlafen”. Kosten von bis zu 5 Prozent Darüber hinaus falle es Laien schwer, die Leistung von Absolute-Return-Produkten zu beurteilen. “Wenn ein klassischer Fonds 24 % zulegt, seine Benchmark aber 27 %, dann ist er schwach. Aber wie bewertet man ein Absolute-Return-Produkt, das im selben Zeitraum 6 % oder 12 % Rendite erzielt?”. Intransparent seien oft auch die hierzulande sehr erfolgreichen Investmentzertifikate, sagt der Pictet-Experte, der für seine unverblümte Kritik bekannt ist. “Je komplexer die Produkte sind, desto ungünstiger sind sie meist für die Anleger bepreist”. Üblich seien dann Prämien von bis zu 4 % oder 5 %. Eher empfehlenswert seien Zertifikate, die einen bestimmten Aktienkorb abbilden, da Anleger in diesem Fall den Wert des Portfolios leicht nachprüfen könnten. Auch Hedgefonds bewertet Banz kritisch. So wiesen Hedgefondsindizes meist eine Rendite aus, die 3 bis 4 Prozentpunkte höher liege als die tatsächliche Performance des Gesamtmarktes, da Produkte, die wegen schwacher Wertentwicklung geschlossen werden, aus dem Index verschwinden. Ein Fünftel der neu aufgelegten Single-Hedgefonds weltweit überlebe das erste Jahr nicht. Weniger lohnende Wetten Viele Manager betrachteten die Branche inzwischen gar “als Spielcasino”. Scheitere ein Produkt, legten sie eben ein neues auf. Die im Vergleich zu klassischen Fonds hohen Gebühren machten dies zu einem lohnenden Geschäft. Die Produkte rentierten sich selbst bei vergleichsweise niedrigen Volumina. Darüber hinaus falle es Hedgefonds schwerer als früher, lukrative Wetten einzugehen. Als Beispiel nennt Banz die so genannte “Merger Arbitrage”-Strategie, bei der Hedgefonds die Aktien des Übernahmekandidaten erwerben und gleichzeitig die des Kaufinteressenten leer verkaufen. Diese sei zwar riskant, da fehlgeschlagene Übernahmen zu Verlusten führten, habe sich aber häufig als lukrativ erwiesen. Inzwischen setzten jedoch so viele Hedgefonds auf diese Strategie, dass sie den Kurs des Übernahmekandidaten in die Höhe trieben, wodurch die Gewinnchancen schrumpften. Hinzu komme, dass auch einige institutionelle Investoren heute auf Hedgefonds-ähnliche Strategien setzten. Glücksspiel AssetallokationDennoch befürworte Pictet ausgewählte Hedgefonds als Teil der Anlagestrategie, betont Banz. So habe die Bank mit einem vor knapp zwei Jahren aufgelegten Hedgefondsprodukt, das von mehreren hauseigenen Teams gemanagt werde, 250 Mill. Euro eingesammelt und eine annualisierte Rendite von gut 10 % erwirtschaftet.Generell sollten Anleger ihr Vermögen breit über möglichst viele Assetklassen streuen. Dies gelte selbst dann, wenn eine bestimmte Anlageklasse zeitweise besonders aussichtsreich erscheine. Selbst sehr gute Fondsmanager prognostizierten die Chancen einer Assetklasse nur in etwa zwei Drittel der Fälle richtig. Jede Fehlentscheidung habe hier jedoch schwerwiegende Folgen. Die Auswahl von Einzeltiteln könnten Anleger dagegen getrost einem guten Fondsmanager überlassen: Hier könne der Manager im Jahresverlauf sehr viele verschiedene Entscheidungen treffen, so dass einzelne Fehlgriffe durch die erfolgreichen Investments wettgemacht würden.