Kapitalanlage

Geld verdienen mit Kaffee und Schokolade

Investments in die schwarzen und braunen Bohnen sind lukrativ, aber riskant

Geld verdienen mit Kaffee und Schokolade

Von Frank Bremser, Frankfurt Es ist das liebste Getränk der Deutschen: Durchschnittlich 158 Liter Kaffee trinkt jeder Deutsche im Jahr. Dementsprechend emotional geht es auch bei der Diskussion um Preiserhöhungen beim Kaffee zu. Doch genau dies könnte bald wieder passieren: Der Preis für die Sorte Arabica ist in der jüngsten Zeit deutlich nach oben geschossen. Arabica ist die hochpreisigste Marke, die vor allem zu Bohnenkaffee verarbeitet wird. Und in der vergangenen Woche kauften und verkauften Händler die Sorte Robusta zum höchsten Preis seit sieben Jahren. Robusta-Kaffee wird in erster Linie zu Instant-Kaffee verarbeitet. Nach Erdöl ist der Kaffee der wichtigste Exportrohstoff, und mehr als 100 Millionen Menschen leben von seiner Herstellung und Verarbeitung.Kaffee und Kakao gehören zu den sogenannten Soft Commodities, die in der jüngsten Zeit einen deutlichen Preisanstieg erlebt haben. Im Zuge der Wiederentdeckung von Rohstoffen als Anlageklasse nehmen auch immer mehr Banken und Fondsanbieter die beiden Commodities in ihr Programm auf und bieten Produkte auf deren Entwicklung an. Über Entwicklung uneinsTrotz der derzeitigen Höchstpreise sind Analysten derzeit jedoch uneins, wie die Entwicklung weitergeht – gerade bei Agrarrohstoffen haben Prognosen viel mit Kaffeesatzleserei zu tun. Dafür ist die Macht der Natur hier zu bedeutend. Eine kräftige plötzliche Unwetterfront kann die komplette Ernte verhageln. Nicht zuletzt deshalb sind die Preise für Agrarrohstoffe extrem volatil. Auch deshalb haben Hedgefonds den Kaffee- und auch den Kakaomarkt für sich entdeckt.Für Kaffee gibt es derzeit gute Nachrichten aus Südamerika. Das größte kaffeeproduzierende Land der Welt, Brasilien, hat sich sehr optimistisch über die diesjährige Ernte gezeigt. In Brasilien wird vor allem die Sorte Arabica angebaut. Andererseits gab es schlechte Neuigkeiten aus Vietnam, dem zweitgrößten Kaffeeexporteur der Welt. Vietnam ist Haupterzeuger von Robusta-Kaffee. Die Regierung hat kürzlich bekannt gegeben, dass die Ernte vor allem aufgrund schlechten Wetters in diesem Jahr sehr gering ausfallen wird. Zudem beginnen aufgrund der hohen Kaffeepreise derzeit vermehrt Diebe Kaffeepflanzen abzuernten. Um dies zu vermeiden, beginnen nun auch die Bauern zu ernten – die Pflanzen sind jedoch noch nicht voll ausgereift, wodurch die vietnamesische Ernte in diesem Jahr eine schlechtere Qualität als in den Vorjahren aufweisen wird. Vorräte zerstörtZusätzlich gab es schlechte Nachrichten aus Italien. In den Lagerhäusern von Triest sind große Teile der dortigen Vorräte durch eindringendes Wasser zerstört worden. Dies ist vor allem deshalb von großer Bedeutung, da in den vergangenen Jahren der weltweite Verbrauch oberhalb der Produktion gelegen hat, weswegen der Markt prinzipiell sehr eng ist. Auch für dieses Jahr sagt die internationale Kaffeeorganisation ein Defizit zwischen Produktion und Verbrauch voraus – das dritte Jahr in Folge. Zu Beginn des Erntejahres 2005 / 06 (1. Oktober 2005) waren die weltweiten Lagerbestände auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren angelangt. Problematisch für Kaffee ist auch die Tatsache, dass von der Bepflanzung einer neuen Plantage bis zu ihrer vollen Leistungsfähigkeit im Schnitt fünf bis sieben Jahre vergehen. Und auch bei Kaffee kommt wie bei den Industrierohstoffen den aufstrebenden asiatischen Staaten eine bedeutende Rolle zu: Einige Analysten machen sich derzeit Gedanken darüber, was es eigentlich bedeuten würde, wenn 1,3 Milliarden Chinesen plötzlich ihre Liebe zum Kaffee entdecken würden? So ist die weitere Entwicklung der Kaffeepreise vorerst ungewiss. Speise der Götter Dies gilt auch für die “Speise der Götter” – so die Übersetzung für Kakao. Aber auch hier gibt es einige Anzeichen dafür, dass der Preis nach oben gehen wird. Zum einen ist die Notierung derzeit weit entfernt von ihrem Höchststand des Jahres 2002 – es gibt also noch viel Luft nach oben. Neben Klimaproblemen könnte auch die politische Situation den Bohnenpreis auf absehbare Zeit nach oben treiben. So ist in den wichtigsten Anbauländern, vor allem in Westafrika, die Produktion deutlich zurückgegangen. Und die schwelenden Konflikte in der Elfenbeinklüste – die immerhin für 40 % des weltweit gehandelten Kakaos steht – könnten den Preis auf absehbare Zeit stark belasten. Seit 2002 ist in dem westafrikanischen Land die Produktionsfläche von Jahr zu Jahr um 5 % geschrumpft. Als weitere Faktoren könnten sich zum einen der Trend zu immer höherwertiger Schokolade erweisen, zum anderen ein Schokoladen-Boom in Asien. Hier rechnet etwa der Schweizer Hersteller Barry Callebaut mit einem Verbrauchsanstieg von 20 % pro Jahr.Egal, wie sich der Preis nun weiter entwickelt, als – wenn auch riskante – Anlage bieten sich Kaffee und Kakao an. Analysten empfehlen Investments in Soft Commodities als Beimischungen zum Depot. Zum einen bieten verschiedene Banken wie ABN Amro und Goldman Sachs Bohnenzertifikate an. ABN Amro hat unter anderem einige Mini-Long-Open-End-Zertifikate auf Kaffee im Portfolio. Ebenso gibt es bei ABN Amro Futures auf Kaffee zu kaufen. Auch hat die Großbank ein Kakao-Mini-Long-Zertifikat in ihrem Angebot. Dieses setzt auf einen steigenden Kakaopreis. Ferner hat Goldman Sachs Zertifikate auf Kaffee und Kakao emittiert. Etwas weniger riskant als eine reine Konzentration auf Agrarrohstoffe ist die Anlage in einen der vielen Rohstofffonds auf dem Markt. Diese sind in ihrer Anlage relativ breit gestreut, meist jedoch übergewichtet in Erdöl oder Industriemetallen. Ein Aktienfonds, der auf Umwegen von einem guten Kaffee- und Kakaogeschäft profitieren könnte, ist der Magna EMEA (Europe, Middle East, Africa), der zum größten Teil in Aktien aus Afrika investiert. Immer Saison Da für Kaffee- und Kakaotrinken unabhängig vom Rohstoffpreis eigentlich immer Saison ist, muss man den Weg zur Anlage aber nicht unbedingt über oft riskante Zertifikate und Futures gehen, sondern man kann auch in die Aktien einiger börsennotierter Unternehmen der Kaffeeindustrie investieren – vom Kaffeeröster bis zum Kaffeehaus. Zum Beispiel die Aktie des amerikanischen Kaffeehausriesen Starbucks. Die Analysten von Lehman Brothers sehen für Starbucks in Bezug auf weltweite Expansion und Marktstärke keinen Konkurrenten. Vor allem in China, Russland und Indien wittern sie viel Potenzial für Starbucks. Sie bewerten den Titel mit “Overweight”. Und auch Goldman Sachs und UBS sprechen eine klare Kaufempfehlung aus. Investieren mit gutem Gewissen bietet die Aktie des amerikanischen Unternehmens Green Mountain Coffee Roasters. Das Unternehmen kauft und verkauft ausschließlich Kaffee, der nach ökologischen Prinzipien angebaut und nach dem Fair-Trade-Prinzip gehandelt wird. Dies mit Erfolg, Umsatz und Gewinn steigen seit Jahren kontinuierlich. Von den vier amerikanischen Analysten, die sich in diesem Jahr mit Green Mountain auseinander gesetzt haben, sprachen drei eine Kaufempfehlung aus.