ASSET MANAGEMENT

Helaba Invest setzt auf Klasse statt Masse

Volumenwachstum rückt anlässlich des 20. Geburtstages in den Hintergrund - Erweiterung der Dienstleistungspalette als Ziel

Helaba Invest setzt auf Klasse statt Masse

Die Helaba Invest feiert in diesem Jahr den 20. Geburtstag. In den letzten Jahren hat sich die Tochter der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) mit einem enormen Tempo zum viertgrößten Spezialfondsanbieter in Deutschland gemausert. Neben einem weiterhin höheren Wachstum als der Markt hat sich der Spezialist für institutionelle Anleger aber eine tiefere Dienstleistungsbeziehung zu den Kunden für die nächsten zehn Jahre auf die Fahnen geschrieben.Von Silke Stoltenberg, FrankfurtEs war eine schnelle Geburt für das damals neueste Kind im Sparkassenlager für das Vermögensverwaltungsgeschäft vor 20 Jahren. Anlass war die erste Novelle für Kapitalanlagegesellschaften 1990 (1. KAG-Novelle). Diese erlaubte es damals auch Kreditinstituten, Spezialfonds zu eröffnen – eine Anlagemöglichkeit, die bis dahin nur Versicherern und Pensionsfonds vorbehalten gewesen war. Die Kreissparkasse Main-Taunus, die damals mit derjenigen des Hochtaunuskreises zur TaunusSparkasse verschmolz, drängte es sehr, das neue Vehikel zu nutzen. Daraufhin wurde schnell eine neue Tochter der Helaba gegründet, die bereits Anfang 1991 mit acht Mitarbeitern an den Start ging. Ihren ersten Spezialfonds für die TaunusSparkasse legte sie dann bereits schon im Juli 1991 auf.Danach konnten sich viele Sparkassen für den Spezialfonds erwärmen, so dass nur drei Jahre später die Helaba Invest bereits 1 Mrd. Euro verwaltete. Damals verabschiedete sich der institutionelle Asset Manager von der ausschließlichen Fokussierung auf Sparkassen. Alle Sektoren vertretenDie Erweiterung der Kundenbasis ist der Helaba Invest inzwischen leidlich gelungen. Aus 100 % Kunden aus dem Sparkassen-Lager sind 35 % geworden, darunter fallen neben den Instituten auch die Versicherer des Sektors. Größter Kunde ist mittlerweile nach Fondsvolumen die Assekuranz mit fast 40 % (siehe Grafik). “Das ist für uns eine gesunde Entwicklung, sind doch die Gelder der Versicherer ebenso wie der Pensionsfonds und der Versorgungswerke langfristig angelegt, während die Kreditinstitute eher einen kurzfristigen Anlagehorizont haben”, sagt Uwe Trautmann, Vorsitzender der Geschäftsführung.Aus 1 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen sind nunmehr 72,7 Mrd. Euro geworden. Das Spezialfondsgeschäft wurde um das Geschäftsfeld Master-KAG erweitert, also die Administration von institutionellen Sondervermögen, sowie um institutionelle Publikumsfonds. Als weitere Dienstleistungen bietet die Helaba Invest mit 211 Mitarbeitern quantitatives Asset Management, Internet-Reporting und Risikomanagement an.Mit dieser Angebotspalette hat sich die Helaba-Tochter 8,7 % vom Spezialfondskuchen abgeschnitten und liegt damit an vierter Stelle hinter Allianz Global Investors (18,8 % vom Fondsvolumen), Universal-Investment (11,9) und äußerst knapp hinter der HSBC-Tochter Internationale Kapitalanlagegesellschaft (Inka, 8,9). Gebühren generierenDa der Master-KAG-Markt weitestgehend als verteilt gilt, setzt der jüngst beschlossene Zehn-Jahres-Plan der Helaba Invest nunmehr weniger auf das Volumenwachstum, als vielmehr auf eine Erweiterung der Dienstleistungen für Kunden. Dies soll mehr Gebühreneinnahmen generieren. Zumal die Vorgaben des alten Fünf-Jahres-Ziels aus dem Jahr 2010, in fünf Jahren im Spezialfondsgeschäft 80 Mrd. Euro zu erreichen, selbst bei einem langsameren Wachstumstempo als zuletzt bereits jetzt schon “als sehr konservativ” gelten, wie Trautmann ausführt. Er hält für 2015 selbst 100 Mrd. Euro nicht für ausgeschlossen. “Wir haben mittlerweile die Größe im Markt erreicht, die wir wollten, da rückt das Volumenwachstum in den Hintergrund.” Jetzt würden die Dienstleistungen in den Blick genommen, das Hauptziel sei mehr Erträge. Regulatorische ImpulseImpulse erwartet Trautmann insbesondere aus dem künftigen regulatorischen Umfeld für die Finanzbranche und scheint fast froh über die Vielzahl neuer Richtlinien zu sein. Ob durch AIFM für die alternativen Produkte, Solvency II für Versicherer oder Basel III für Banken – überall wittert der Helaba-Invest-Chef Chancen auf zusätzliches Geschäft für sein Haus. Denn die erhöhten Transparenz- und Berichterstattungspflichten der Finanzbranche können zentrale Datensammler wie die Helaba Invest übernehmen. Durch die AIFM-Richtlinie erwartet Trautmann mehr Nachfrage nach einer Abwicklung der alternativen Produkte über Master-KAG.”Im Vergleich zu heute wird die Angebotspalette einer Master-KAG durch die neuen regulatorischen Anforderungen an die Kunden zukünftig deutlich größer sein”, ist er überzeugt. Die KAG werde beispielsweise das Meldewesen komplett abdecken müssen sowie die Bestandsführung von Haupt- und Nebenbuch der Kunden, die Integration aller Direktanlagen oder eine vollständige Transparenz bis auf die Einzeltitelebene anbieten müssen. Das Fernziel sei der Wandel zum Full-Service-Anbieter. Dies erfordere allerdings bei der Master-KAG auch Investitionen in entsprechende Fachleute und in die Infrastruktur. Großes Potenzial sieht Trautmann vor allem im Bereich der institutionalisierten Altersvorsorge. Dabei denkt er etwa an die Auslagerung der Pensionsverpflichtungen in Contractual Trust Agreement (CTA) aus der Unternehmensbilanz. Noch viel mehr – “das sind 100 Mrd. Euro Unterkante” – verspricht er sich vom Zusammlegen der gesamten internationalen Pensionsverpflichtungen eines Konzerns (Pension Pooling). Dies ist in Deutschland derzeit kaum möglich, im Gegensatz zu anderen Ländern. Daher kämpft der Branchenverband BVI bei der Bundesregierung für die Einführung einer neuen Gesellschaftsform, der Investmentkommanditgesellschaft, um Doppelbesteuerungsabkommen nutzen zu können. Erst wenn dies gesichert ist, kann die deutsche Branche an diesem lukrativen Wachstumsgeschäft teilhaben, so die Begründung. Ganzheitliche KonzepteVon kleineren Versicherern oder Pensionskassen erhofft sich Trautmann zudem Aufträge für das Fiduciary Management. Hier kümmert sich die Kapitalanlagegesellschaft treuhänderisch um die gesamte Wertschöpfungskette im Pensionsmanagement – von der Strategie und Taktik in der Portfoliostrukturierung, über Auswahl der Vermögensverwalter, Risikomanagement und Controlling bis hin zum Reporting. “Der Fondsmanager wird künftig zum Sparringspartner des Leiters Kapitalanlage bzw. des Treasurers, ganzheitliche Konzepte für die Steuerung der Kapitalanlagen werden immer wichtiger”, so Trautmann.