Recht und Kapitalmarkt - Kanzleien im Gespräch

Heuking trotzt der Krise mit organischem Wachstum

Kanzlei will Standort Frankfurt aufwerten - Stark partnerlastig

Heuking trotzt der Krise mit organischem Wachstum

Von Walther Becker, Frankfurt “Wir gehen nicht davon aus, dass 2009 schlechter wird”, sagt Mirko Sickinger, Partner bei Heuking Kühn Lüer Wojtek. Im abgelaufenen Jahr hat die Kanzlei ihren Umsatz von 68 Mill. auf 76 Mill. Euro gesteigert. “Unser Geschäft ist nicht so geprägt von Großtransaktionen, wir sind als deutsche Full-Service-Kanzlei im Wirtschaftsrecht weniger zyklisch”, sagt der Spezialist im Kapitalmarktrecht im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. In lockerem NetzAuch in der Wirtschafts- und Finanzkrise wolle die Sozietät ausbauen, doch “wir haben keinen Masterplan dafür”. Heuking sei bereit zur Aufnahme externer Teams, wenn sie zur Mannschaft passten. Dabei “würden wir Frankfurt gerne aufwerten”, sagt Sickinger. Die Kanzlei habe zuletzt sieben Anwälte zu Partnern gemacht, was bedeutet, dass man weitere Umsatzsteigerungen erwartet. Am Finanzplatz Frankfurt sind derzeit lediglich 15 der deutschlandweit 217 Anwälte tätig. Größter Standort ist Düsseldorf vor Köln und Hamburg. An diesen Niederlassungen – auch in den benachbarten Metropolen in Nordrhein-Westfalen – solle sich nichts ändern.”Aktienrecht kann man auch aus dem Rheinland heraus gut machen”, verweist Sickinger auf Maximilian Schiessl, einen der bekanntesten Gesellschaftsrechtler von Hengeler Mueller, der seinen Sitz in Düsseldorf hat. Linklaters hatte vor einiger Zeit in Düsseldorf eröffnet und in Köln geschlossen. Heuking zählt zu den rein deutschen Kanzleien, die keinen Anschluss an einen festen internationalen Verbund haben, lediglich mit der World Services Group arbeitet man auf nicht exklusiver Basis zusammen. Sickinger räumt ein, dass es nicht immer ganz einfach sei, Mandanten bei internationalen Transaktionen die Vorteile nationaler Sozietäten klarzumachen. Aus einer HandAls Vorteile macht er geltend, dass Heuking sich die besten Sozietäten in einzelnen Ländern heraussuchen könne, weil Heuking nicht auf ein Netzwerk angewiesen sei, das erfahrungsgemäß nicht überall gleiche Qualität biete. “Die Mandanten möchten ein Angebot aus einer Hand, sie wollen die Kosten sehen und eine Projektleitung haben.” Als Vorteil der Eigenständigkeit streicht Sickinger auch heraus, dass die Kanzlei die Probleme von angloamerikanischen Adressen nicht habe. So denke man nicht daran, ältere Partner herauszudrängen. Auch gebe es kein Einfrieren oder Kürzen von Gehältern junger Anwälte. Und man habe als rein deutsche Kanzlei auch keinen “Overhead” in anderen Ländern zu verkraften. Ohnehin sind nach Sickingers Erfahrung von den Mandaten Osteuropa, Indien und China gefragt und weniger London oder die USA.Heuking hat den Generationswechsel vor einiger Zeit absolviert, die Namenspartner sind aus dem Management ausgeschieden, aber nach wie vor in der Mandatsarbeit aktiv – besonders Hans-Jochem Lüer, der unter anderem für Sal. Oppenheim im Arcandor-Aufsichtsrat sitzt und für Odewald & Cie. aktiv ist.Unter den einzelnen Rechtspraxen liegen Gesellschaftsrecht/M & A, Bau/Immobilien, insbesondere Vergaberecht, Prozessführung und internationale Schiedsgerichtsverfahren sowie Arbeitsrecht und Restrukturierung vorne. Insbesondere die beiden letzteren Gebiete lägen derzeit deutlich im Trend. Mandanten seien primär mittlere Unternehmen, öffentliche Körperschaften sowie vermögende Individuen oder Familien.Noch sei Heuking selten bei Panels großer Konzerne dabei, aus denen diese ihre Rechtsberater aussuchen. Aber dies könne sich ändern. Gut komme bei den Mandanten der geringe “Leverage” an, also das Verhältnis von Partnern zu angestellten Anwälten (Associates): Mit 1 zu 1,33 liege er auf niedrigem Niveau. Dies sei insbesondere bei der partnerlastigen Beratung etwa in Private Equity ein Vorteil oder auch bei Recht des geistigen Eigentums, Arbeitsrecht und öffentlichem Recht.Im Kapitalmarktrecht sei Heuking stark engagiert in Compliance oder laufender Beratung bei Hauptversammlungen, was wiederum den Zugang zu Aufsichtsräten und Vorständen bringe und so neue Chancen eröffne. Ein krisenbedingter Ausbau der eigenen Rechtsabteilungen bei Unternehmen, um externe Kosten zu sparen, liege genauso wenig im Trend wie umgekehrt stärkeres Outsourcing, hat Sickinger beobachtet.