Asset Management

"In den USA sind Geldmarktfonds eine essenzielle Zutat"

Chef des börsennotierten US-Vermögensverwalters Federated Investors lobt Staatshilfen - Erträge trotz Asset-Wachstum unter Druck

"In den USA sind Geldmarktfonds eine essenzielle Zutat"

Von Stefanie Schulte, Frankfurt Die nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September beschlossenen Hilfsmaßnahmen der USA für Geldmarktfonds hätten sich als “eine gute Lösung” erwiesen, betont Chris Donahue, President und Chief Executive Officer des Pittsburgher Vermögensverwalters Federated Investors, einer im S & P 500 gelisteten Aktiengesellschaft. Die Gesellschaft, die ihren Wert seit Januar im Zuge der allgemeinen Marktturbulenzen halbierte, kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von 2,1 Mrd. Dollar. Am Montagvormittag verlor die Aktie in New York 3,2 % auf 20,28 Dollar. Die auf Geldmarktprodukte fokussierte Federated habe im Oktober das verwaltete Geldmarktfonds-Vermögen um 21 Mrd. Dollar auf 280 Mrd. Dollar gesteigert, sagte Donahue der Börsen-Zeitung. Im selben Zeitraum sei allerdings das Aktienfonds-Volumen um knapp 10 Mrd. Dollar auf 22 Mrd. Dollar geschrumpft. Die gestiegenen Geldmarktfonds-Bestände können dies nach Donahues Darstellung nur teilweise ausgleichen, da Geldmarktfonds nur 15 bis 20 Basispunkte Marge bringen, Aktienfonds dagegen fünfmal so viel. Tagesgeld kaum bekanntIn den USA seien Geldmarktfonds, die dort bereits seit den siebziger Jahren existieren, mit einem Volumen von 3,4 Bill. Dollar eine “essenzielle Zutat im System”, unterstreicht Donahue. Die Fonds machten 40 % des Marktes für kurzfristige Anleihen (Commercial Papers) aus, 20 % des Marktes für die – in Deutschland in dieser Form unbekannten – Gemeindeanleihen (Municipals) und 20 % des Marktes für kurzfristige Staatspapiere. Geldmarktfonds werden in den USA von Privatanlegern stark genutzt, um Mittel vorübergehend zu parken, während Tagesgelder eine weitaus geringere Rolle spielen als in Deutschland. “Die Banken wollen dieses Geld nicht”, sagt Donahue. Typischerweise haben in den USA Geldmarktfonds einen festen Wert von 1 Dollar je Anteil. Die Renditen werden in regelmäßigen Abständen komplett ausgeschüttet. Garantie und Liquidität”In Deutschland war die richtige Antwort auf die Krise, die privaten Bankeinlagen zu garantieren. In den USA war es die richtige Antwort, dies nicht zu tun”, betont Donahue. Eine Einlagengarantie in den USA hätte den Wettbewerb verzerrt und dazu geführt, dass Mittel aus Geldmarktfonds abgeflossen wären. Stattdessen entschied sich die US-Regierung – anders als die deutsche -, die Geldmarktfonds zu stützen, als diese nach der Lehman-Pleite heftige Mittelabflüsse verzeichneten. Investments der Fonds in Commercial Papers von Lehman hatten die Anleger verunsichert. Die US-Regierung führte eine staatliche Garantie bis zum 19. Dezember ein, die bis zum 19. September 2009 ausgedehnt werden kann. Hinzu kommt eine Liquiditäts-Fazilität: Die Fonds dürfen Assets über Banken an die US-Notenbank Fed verkaufen. Diese funktioniere sehr gut, betont Donahue. Unzufrieden ist er jedoch damit, dass sich die Hilfe bislang nicht auf Gemeindeanleihen erstreckt. Für diese müsse “mehr getan werden”.Gelitten hätten zuletzt diejenigen Gemeindeanleihen, die über Garantien der krisengeschüttelten Kreditversicherer (Monoliner) verfügen. Teilweise würden diese nun zu schlechteren Kursen gehandelt als vergleichbare Papiere, die keine Garantie besäßen. Dieses Missverhältnis lasse sich nur durch die Verwirrung begründen, die die Diskussion um Monoliner bei den Anlegern ausgelöst habe, meint Donahue. Erfahrungsgemäß fielen Gemeindeanleihen nur selten aus, wiesen aber dennoch seit langem deutlich höhere Risikoprämien auf als Unternehmensanleihen. Der Federated-Chef hält die Papiere weiterhin für werthaltig.Generell sei bei Investments in alle Geldmarktpapiere derzeit eine gründliche Analyse des Kreditrisikos entscheidend. Auf die – ebenfalls derzeit stark umstrittenen – Ratingagenturen dürfe man sich nicht verlassen, betont Donahue und verweist darauf, dass Federated acht Analysten für den Geldmarkt beschäftige. Fondsmanager und Trader mit eingerechnet, seien 50 Mitarbeiter mit dem Geldmarktfonds-Management beschäftigt.Wachsen konnte Federated unter anderem durch die Übernahme des damals 12 Mrd. Dollar schweren “Putnam Prime Money Market Fund” von der Konkurrentin Putnam Investments im September. Der Fonds verzeichnete im Zuge der Lehman-Pleite hohe Mittelabflüsse und hätte deswegen liquidiert werden sollen, was man durch die Übernahme jedoch habe verhindern können. Federated fusionierte den Fonds mit ihrem – damals 25 Mrd. Dollar schweren – “Federated Prime Obligations Fund”. Die Mittelabflüsse aus dem Putnam-Portfolio konnte auch Federated nicht ganz stoppen, doch immerhin habe man die Hälfte der investierten Mittel, 6 Mrd. Dollar, halten können.Fondsmanagement und Portfoliostruktur des Putnam-Produkts seien “exzellent”, hebt Donahue hervor. Probleme habe lediglich die Kundenstruktur bereitet: 80 bis 90 % der Investoren seien Finanzabteilungen von Unternehmen, die dazu neigten, sehr schnell umzuschichten, um ihre Renditen zu maximieren. Über 300 Mrd. Dollar AssetsBei den Federated-Fonds mache diese Investorengruppe nur etwa ein Zehntel aus. Die übrigen Anleger sind beispielsweise Broker-Dealer, die Gelder für ihre Retail-Kunden parkten (vergleichbar mit dem deutschen Retail-Geschäft) und Private-Wealth-Management-Abteilungen von Banken. Diese Struktur sorge für Stabilität, meint der Federated-CEO. Zur aktuellen Ertragslage und künftigen Gewinnentwicklung seines Unternehmens wollte Donahue – mit Verweis auf gesetzliche Restriktionen durch die Börsennotiz – keine detaillierten Angaben machen. Laut offiziellen Angaben erwirtschaftete die Gesellschaft im dritten Quartal 2008 einen Nettogewinn von 56 Mill. Dollar, 3 % weniger als im dritten Quartal 2007, wobei vor allem höhere Kosten ins Gewicht fielen. Auf Neunmonatsbasis stieg der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3 % auf 170 Mill. Dollar. Ihr verwaltetes Vermögen steigerte die Gesellschaft in den vergangenen zwölf Monaten bis Ende September um ein Viertel auf 344 Mrd. Dollar. Aus der Entwicklung der Assets lässt sich allerdings schließen, dass sich die Ertragslage im Oktober verschlechtert haben dürfte. Normalerweise kann die Gesellschaft die wegfallenden Erträge aus einem rückläufigen Aktienfonds-Volumen kompensieren, wenn die Geldmarktfonds-Assets mindestens fünfmal so stark steigen, wie die Aktienfonds-Bestände sinken. Tatsächlich flossen den Geldmarktfonds nur doppelt so viele Mittel zu, wie aus Aktienfonds abflossen. 0,05 Prozent Zins Erschwerend kommt hinzu, dass viele Investoren derzeit konservativ ausgerichtete Geldmarktfonds mit Staatspapieren bevorzugen, die – “zwischenzeitlich”, wie Donahue betont – nur sehr magere 0,05 % jährliche Verzinsung boten. Fondsgesellschaften müssten unter diesen Umständen die Gebühren der Produkte senken. In diesem Fall brächten die Geldmarktfonds im Durchschnitt nur etwa ein Sechstel der Marge, die Aktienfonds ablieferten, schätzt Donahue.