Industrie setzt auf Facility Management
Von Thomas List, FrankfurtDie Branche hat es schwer. Das Facility Management (FM) ist zwar ein wichtiger Wirtschaftszweig (Platz 4 unter den Branchen mit dem größten Anteil am deutschen Bruttoinlandsprodukt). Doch ihm haftet von alters her der Ruf der “Hausmeisterbranche” mit gering qualifizierten Mindestlöhnern an. Problem liegt tieferDas Problem des Facility Managements liegt aber noch tiefer. Denn was ist “FM” eigentlich? Nicht nur Hausmeisterdienste, okay. Aber wie wird es abgegrenzt zum Property Management (PM) und Asset Management? Für Aufklärung will der “Deutsche Verband für Facility Management (Gefma)” mit seinen mehr als 700 Mitgliedern sorgen.Die 1989 gegründete Organisation steuert auch gleich eine Definition bei – die wie zu erwarten eher lang und komplex ist: “Facility Management ist die Managementdisziplin, die durch ergebnisorientierte Handhabung von Facilities (Einrichtungen, Anm. Autor) und Services im Rahmen geplanter, gesteuerter und beherrschter Facility Prozesse eine Befriedigung der Grundbedürfnisse von Menschen am Arbeitsplatz, die Unterstützung der Unternehmens-Kernprozesse und die Erhöhung der Kapitalrentabilität bewirkt. Hierzu dient die permanente Analyse und Optimierung der kostenrelevanten Vorgänge rund um bauliche und technische Anlagen, Einrichtungen und im Unternehmen erbrachte (Dienst-)Leistungen, die nicht zum Kerngeschäft gehören.” FM als OberbegriffFür Otto Kajetan Weixler, Vorstandsvorsitzender der Gefma, ist Facility Management der Überbegriff und das Property Management, also die kaufmännische Gebäudebewirtschaftung, nur ein Teilbereich des Facility Management. “Welche Dienstleistungen nachgefragt werden, hängt aber entscheidend von der Branche ab”, sagte Weixler, der hauptberuflich Vorsitzender der Geschäftsführung der Bilfinger-Berger-Tochter HSG Zander ist, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.”Während hierzulande Fonds meist nur das Property Management ausschreiben und von diesem dann die Facility-Management-Leistungen vergeben werden, spielt das externe Property Management in der Industrie, aber auch im Mittelstand bisher kaum eine Rolle”, sagt Weixler. Das Property Management habe durch seine kaufmännische Ausrichtung einfach einen besseren Ruf und erhalte deshalb die Kontrolle über das klassische Facility Management, also die operative Gebäudebewirtschaftung.Nach Beobachtung des Gefma-Chefs hat sich seine Branche in den vergangenen fünf Jahren erheblich gewandelt. “Wir sind zum Prozessoptimierer, Strukturierer und Energieoptimierer geworden.” Durch das Verbessern von Prozessen über das Outsourcing an Systempartner in der Facility-Management-Branche seien die Kosten in manchen Branchen um bis zu 30 % gedrückt worden. “Besonders viel ist schon bei Banken, Versicherern und Fonds passiert. In der Industrie, insbesondere der chemischen und pharmazeutischen, ist dieser Prozess jetzt im Gange.” Externe sind flexiblerFür Ralf Hempel, Leiter der “Möglichmacher-Initiative” innerhalb der Gefma, ist Facility Management als extern erbrachte Dienstleistung flexibler als unternehmensintern abgearbeitete Leistungen. “Wir betreuen viele Branchen und können deshalb auch die kurzfristig geringere Nachfrage in einer Branche durch besser laufende andere Sektoren ausgleichen.” Insgesamt sei daher die Facility-Management-Branche relativ krisenresistent, sagt Ralf Hempel, im Hauptberuf Geschäftsführer der Wisag Facility Service.Weixler verwies auf die umfangreichen Leistungen, die große Facility-Management-Unternehmen zum Beispiel in der Autoindustrie inzwischen erbrächten. “Das geht bis in die Produktionstechnik wie den Unterhalt der Förderbänder.” Dies bedeute aber auch, dass die Unternehmen ihre Kunden weltweit begleiten müssten, um auch die ausländische Tochter betreuen zu können.Für Hempel ist deshalb klar: “Es wird durch Fusionen und Übernahmen immer weniger große Facility-Management-Anbieter geben. Während auf der anderen Seite die Spezialisten ihre Daseinsberechtigung behalten, kommen die Mittelgroßen immer mehr unter Druck.” Die Branche werde aber weiterhin wachsen und mehr Personal einstellen. “Für uns gibt es jeden Tag neue Anforderungen.” Gesucht würden nicht erst seit heute Hochschulabsolventen, die auch international Verantwortung übernehmen müssten. “Ingenieure sind bei uns ,Unternehmer vor Ort`, die für ein oder mehrere Objekte verantwortlich sind und Mitarbeiter führen müssen.” Durch die Krise gestärktDie Finanz- und Wirtschaftskrise hat auch das Facility Management getroffen – aber anders als gedacht. “Allgemein wurde von einem Trend zu deutlich kürzeren Vertragslaufzeiten ausgegangen”, sagt Hempel. “Stattdessen haben wir 2010 viele Fünf-Jahres-Verträge gesehen.” Die seit Jahren unter Druck stehenden Margen seien nicht noch kleiner geworden. “Die Kunden haben unsere Schmerzgrenze erkannt. Weiter sinkende Preise wären auf Kosten der Qualität gegangen.”