Finanzen persönlich

Inflationsbonds sichern Anlegern einen festen Realzins

Steigende Realrenditen drücken Kurse aber nach unten - Besteuerung derzeit noch als Finanzinnovation - Fonds als Alternative

Inflationsbonds sichern Anlegern einen festen Realzins

Von Heino Reents Viele Anleger vernachlässigen das Thema Kaufkrafterhaltung. Zu Unrecht. Unerwartete Steuererhöhungen, höher als gedacht ausfallende Lohnabschlüsse und nicht zuletzt der hohe Ölpreis lassen die Sorge vor einer steigenden Inflation in der Eurozone aufkeimen. Die Inflationsrisiken seien mittelfristig weiter aufwärts gerichtet, heißt es im aktuellen Monatsbericht der Europäischen Zentralbank.Nach Einschätzung des EU-Währungskommissars Joaquín Almunia wird die Inflationsrate der Eurozone im kommenden Jahr zwar nur etwa bei 2 % liegen. Doch zumindest langfristig denkende Anleger sollten das Thema Inflationsschutz bei ihren Investments beachten. Denn selbst die historisch betrachtet eher niedrige Teuerungsrate von 2 % kann eine attraktive Rendite schnell zum mickrigen Sparbuchzins verkümmern lassen. Reale KapitalerhaltungSo verliert bei der aktuellen Inflationsrate ein unverzinslich angelegtes Anfangskapital nach 20 Jahren etwa ein Drittel seines realen Kaufkraftwertes. Der Ausgleich der Inflationsrate – und somit die reale Kapitalerhaltung – sollte also oberstes Ziel bei der Planung der Altersvorsorge sein.Eine Möglichkeit, auf die schleichende Geldentwertung zu reagieren, bieten inflationsgeschützte Anleihen. Experten erwarten für die noch recht junge Anlageklasse in den kommenden Jahren ein rapides Wachstum. Im Unterschied zu traditionellen Rentenpapieren, die eine Nominalrendite ausweisen, bieten inflationsgeschützte Anleihen eine reale Rendite, bei der der Wert des zurückbezahlten Kapitalbetrags den tatsächlichen Inflationsbedingungen angepasst wird. Der Preis der SicherheitDer Emittent garantiert dem Anleger einen festen, realen Zinssatz über die gesamte Laufzeit. Die Inflationsrate wird ausgeglichen, und zwar einmal im Jahr. Der Preis für diese Sicherheit: Der garantierte Zinssatz liegt unter dem von normalen Anleihen.Die Inflationsbonds werden auch “Linker” genannt, weil Zinszahlungen und der Nennwert an einen Inflationsindex gebunden (linked) sind. Käufer erwerben damit Anleihen, deren Zinszahlung und Nennwert einen Inflationsausgleich umfasst. Vor allem für institutionelle Investoren haben sich die Inflationsanleihen mittlerweile zur echten eigenen Assetklasse entwickelt, die aufgrund der positiven Portfolio-Eigenschaften langfristig sogar die “normalen” Renten verdrängen könnte. Und auch Privatanleger entdecken zunehmend die Vorteile. Auf kurze Sicht volatilMit inflationsindexierten Anleihen können sich Anleger gegen die Geldentwertung absichern. Denn die Inflationskomponente entschädigt den Investor für Kursverluste seiner Rentenpapiere, wenn die Preise und damit auch die Zinsen am Kapitalmarkt steigen. Abgesehen vom Kaufkrafterhalt spricht zudem die geringe Korrelation mit herkömmlichen Anleihen und Aktien für inflationsgesicherte Anleihen. Auch was die Schwankungsanfälligkeit angeht, sind die Inflationsbonds über längere Zeiträume überlegen. Kurzfristig können sie allerdings deutlich volatiler reagieren.Durch einen Vergleich mit traditionellen Anleihen gleicher Laufzeit lassen sich die allgemeinen Inflationserwartungen ableiten. Die Renditedifferenz zwischen den beiden Anleihetypen wird als “Break-even Inflation” bezeichnet. Sie bildet die Inflationserwartungen des Marktes ab. Wer in den kommenden Jahren einen kräftigen Preisanstieg erwartet, sollte den abgesicherten Bonds den Vorzug geben.Während bei normalen Anleihen die Zinszahlungen jährlich besteuert werden und die Kursgewinne der Anleihe nach zwölf Monaten steuerfrei sind, werden bei der inflationsindexierten Anleihe sowohl der Zinskupon als auch die Inflationsprämie besteuert. Denn diese Anleihen gelten als Finanzinnovationen. Dies gilt aber nur noch bis Ende 2008. Danach liegt die Abgeltungssteuer für alle Anlageprodukte bei 25 %. Vorreiter GroßbritannienAuf eine lange Tradition bei der Emission von inflationsgeschützten Anleihen können die Briten verweisen. Mehr als ein Viertel der ausgegebenen Staatsanleihen sind in Großbritannien inflationsgesichert. Auch die USA, Frankreich und Italien haben in den vergangenen Jahren mit der Ausgabe solcher Papiere begonnen – mit steigender Tendenz. Und auch die Bundesrepublik Deutschland hat 2006 erstmals eine inflationsindexierte Anleihe begeben.Vor allem bei institutionellen Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungen stößt die neue Anlageklasse auf großes Interesse. Denn solche Organisationen haben hohe langfristige Verpflichtungen zu erfüllen und gehen dabei gerne auf Nummer sicher. Experten raten Privatanlegern jedoch davon ab, direkt in einzelne inflationsgeschützte Anleihen zu investieren. Deshalb gelten Fonds als bessere Alternative. Währungsrisiken beachtenDas Angebot an Anleihenfonds mit Inflationsschutz ist zwar größer geworden, dennoch ist die Fondsgattung hierzulande immer noch als ein Nischenprodukt einzuordnen. Die in Deutschland erhältlichen Produkte wurden zumeist in den Jahren 2003 und 2004 aufgelegt. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt nach Berechnung der Fonds-Ratingagentur Morningstar im Schnitt 0,75 %. Bei der Auswahl eines Fonds sollten Investoren unbedingt genau auf die unterschiedlichen Anlageziele der Produkte achten. Ein Fonds, der stark auf US-Anleihen setzt, birgt ein Währungsrisiko und zielt zudem weniger auf Inflationsschutz in Euroland ab. Was außerdem oft übersehen wird: Nicht gefeit sind inflationsgesicherte Anleihen vor Kursverlusten durch steigende Realrenditen. Das erklärt auch, warum die entsprechenden Fonds zuletzt nicht besser abgeschnitten haben als herkömmliche Anleihen, wie der Blick auf die Tabelle zeigt.