Asset Management

Italienische Fonds in Turbulenzen

Kräftige Abflüsse wegen weltweiter Verwerfungen und hausgemachter Probleme

Italienische Fonds in Turbulenzen

Von Giovanni Binetti, Mailand Die Krise der italienischen Fondsbranche hat sich im vergangenen Jahr enorm verstärkt. Der Sektor verzeichnete 2008 heftigere Mittelabflüsse als ohnehin befürchtet. Zum Teil war dies auf die internationale Finanzkrise zurückzuführen. Teilweise waren die Ursachen aber auch hausgemacht. Nach Angaben des Branchenverbandes Assogestioni verbuchten die in Italien aktiven Fonds über das Gesamtjahr Mittelabflüsse von gut 140 Mrd. Euro – mehr als jemals zuvor. Nach einem Rückgang um 19 Mrd. im Januar 2008 hatten Experten noch auf eine Erholung im weiteren Jahresverlauf gehofft. Damals war aber noch nicht abzusehen, dass das Finanzsystem eine Immobilienblase, eine Kreditkrise, Börsenabstürze, den Zusammenbruch altehrwürdiger Banken und die Rettung anderer Institute in letzter Sekunde zu stemmen hatte. LawineneffektDer Abfluss des vergangenen Jahres gilt als dramatisch. Vertreter der Branche fordern mehr denn je umgehende Änderungen der gesetzlichen Handlungsgrundlage, um Schlimmeres zu verhindern. Das Bild der Lawine wird in Italien schon seit der zweiten Jahreshälfte 2007 bemüht und scheint sich zu bewahrheiten: Je länger die Abflüsse andauern, desto größer werden sie.Am stärksten schrumpfte das in Fonds angelegte Vermögen im Oktober 2008. Allein in diesem Zeitraum betrug das Minus gut 22 Mrd. Euro. In dem bisher zu den heftigsten Perioden der Finanzmarktkrise zählenden Monat waren die Anleger besonders verunsichert.An Vertrauen mangelt es den Investoren schon länger. Innovative Produkte und niedrigere Kosten werden schon seit Jahren angemahnt. Vor allem die Banken machten den Fonds in Italien lange Zeit Konkurrenz. Mit Tagesgeld waren höhere Renditen zu erzielen als mit Fonds.Unterm Strich sackte das Volumen des von den rund 3 600 in Italien aktiven Fonds verwaltete Vermögen um rund 409 Mrd. Euro ab, ein Minus von knapp einem Viertel im Vergleich zum Dezember 2007. Weit entfernt erscheint in diesem Licht das Jahr 1999, in dem die italienischen Fonds ihren historischen Höhepunkt erreichten.Italien war zu jener Zeit der weltweit viertgrößte Fondsmarkt. Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Einer Studie zufolge gelang es 2008 nur 16 % der Fonds, besser abzuschneiden als die jeweiligen Referenzmärkte. Die überwiegende Mehrheit der Fonds dürfte also dafür sorgen, dass noch mehr Anleger sich überlegen, ihr Geld anderweitig zu investieren.Die Fondsbranche, die italienische Finanzmarktaufsicht Consob und die Banca d’Italia suchen seit einiger Zeit nach Lösungen. Der einheimische Fondsmarkt soll so umgestaltet werden, dass er wieder Anleger lockt und Vertrauen weckt. Einen entsprechenden Wunsch äußerte der Chef von Assogestioni, Marcello Messori. Der Verbandschef verwies aber darauf, dass neben den lange ungelösten einheimischen Problemen der Branche auch die internationale Krise auf dem Sektor lastet. Der derzeitige Mangel an Liquidität und die Rezession würden 2009 wohl einen Aufschwung verhindern, selbst wenn in Italien die Hausaufgaben gemacht würden. “Ich bin wegen 2009 besorgt”, sagte Messori eine kritische Situation voraus. Abflüsse aus AnleihefondsDie stärksten Abflüsse verzeichneten Anleihenfonds. Dort schrumpfte das verwaltete Vermögen um fast 66 Mrd. Euro. Mit deutlichem Abstand folgten die Aktienfonds mit Mittelabflüssen von gut 29 Mrd. Euro. Bei Liquiditätsfonds wurde ein Minus von 11 Mrd. Euro verzeichnet. Der italienische Branchenführer im Fondssektor, die Großbank Intesa Sanpaolo, verlor Medienberichten zufolge ein verwaltetes Vermögen von 33 Mrd. Euro. Ähnlich viel büßte der Konkurrent Pioneer Investments ein, der zum größten Rivalen Unicredit gehört. Lediglich sieben Fondbetreibern gelang es in diesem Umfeld, die verwalteten Vermögen zu steigern. Neben der Bank Mediolanum und dem Versicherer Generali waren das die Anbieter State Street Global Investors, Banca Finnat Euroamerica , Agora, PFM und Rothschild.