Asset Management

Japans größter Fonds ist vor allem bei Rentnern beliebt

Global Sovereign Open punktet mit monatlicher Auszahlung - 37 Mrd. Euro Volumen - Ausschließlich Staatsanleihen - Breiter Vertrieb

Japans größter Fonds ist vor allem bei Rentnern beliebt

Von Birga Böcker, Tokio Masayuki Watanabe ist kein gewöhnlicher Fondsmanager. Der 43-Jährige arbeitet für Japans drittgrößten Fondsanbieter Kokusai Asset Management und leitet den mit fast 5 170 Mrd. Yen (37 Mrd. Euro) schwersten Fonds des Landes. Als Fondsmanager arbeitet Watanabe seit mehr als 15 Jahren. Doch erst im vergangenen Frühjahr übernahm er die Leitung des “Global Sovereign Open”. Der Fonds, der ausschließlich in Staatsanleihen von OECD-Ländern mit einem Moody’s- oder S & P-Rating von “A” und besser investiert, hat im vergangenen Jahr eine Gesamtrendite von 10,5 % eingefahren, ein Großteil davon aus Währungsgewinnen. Geringer Deutschland-Anteil Seit der Fonds 1997 aufgelegt wurde, hat sich das Volumen stetig erhöht. Grund dafür ist nicht nur die aus Sicht japanischer Anleger hohe Rendite, sondern auch die Tatsache, dass ein Teil der Gewinne regelmäßig ausgeschüttet wird – je nach Wunsch monatlich, vierteljährlich oder jährlich. “Viele unserer Anleger sind Ruheständler, die die monatliche Auszahlung als Rente nutzen”, erklärt eine Sprecherin das riesige Anlagevolumen. Auch die flächendeckende Distribution sorgt für einen stetigen Zufluss neuer Gelder. Rund 180 Institute – hauptsächlich Banken und Broker – vertreiben den Fonds landesweit. Aktuell investieren Watanabe und seine zwei Managerkollegen in 13 Ländern, allen voran die USA, wo Ende Dezember gut 30 % der Fondsgelder angelegt waren, ein Niveau, das laut Watanabe auf absehbare Zeit in etwa beibehalten werden soll. Unter den Ländern der Eurozone, die insgesamt 40 % der Investitionen auf sich vereinen, liegt Spanien mit 12 % an der Spitze. Deutschland, in das vor Jahren einmal fast die Hälfte des gesamten Anlagevolumens floss, kommt heute nur noch auf gut 5 % Portfolioanteil. Und selbst dieser Anteil könnte laut Fondsmanager Watanabe noch sinken, wenn der Schuldenberg weiter wächst und die Ratingagenturen wie angedroht die Bewertung senken. “Dann käme es darauf an, ob der Ausblick stabil oder negativ wäre und wie andere internationale Investoren reagieren”, sagt Watanabe. Noch jedoch habe er den Eindruck, dass die neue Regierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel den Kampf gegen die Verschuldung ernst nimmt. Risiken am HeimatmarktObwohl der Yen in den vergangenen Monaten deutlich abgewertet hat, hält Watanabe eine Umschichtung der Anlagen derzeit nicht für nötig. “Wir glauben, dass sich Dollar und Euro gegenüber dem Yen eher noch verteuern”, sagt er. Zudem seien die Aussichten von Japan-Bond-Investments derzeit nicht gerade rosig. Selbst wenn die Notenbank des Landes sich in diesem Jahr erstmals seit mehr als fünf Jahren von ihrer “Nullzinspolitik” verabschieden sollte, bleibe eine gewaltige Zinsdifferenz zum Ausland. Außerdem drohten im Falle einer Zinsanhebung Turbulenzen am Bondmarkt und ein Rückschlag für die Konjunktur. Um negative Auswirkungen durch die Zinspolitik zu verhindern, hat der Fonds die durchschnittliche Laufzeit japanischer Staatsanleihen auf 2,7 Jahre zurückgefahren. Nur in den USA ist sie mit zwei Jahren noch kürzer, während etwa in Deutschland der Schnitt bei zwölf Jahren liegt. Zudem steckten Ende des Jahres nur 5 % der Investments in japanischen Staatsanleihen. Dazu kam eine Cash-Quote in Yen von weniger als 4 %. Bei ihren Anlageentscheidungen lassen sich Watanabe und seine beiden Kollegen nicht nur von Ökonomen und anderen Fondsmanagern bei Kokusai Asset Management beraten, sondern auch vom US-Finanzhaus Citigroup.Dass sich der Global Sovereign Open zunehmend gegen Fonds ausländischer Gesellschaften behaupten muss, hat laut der Pressesprecherin nicht nur Nachteile: “Die ausländischen Fonds haben das Bewusstsein vieler Anleger in Japan für diese Anlageform erst geschärft.” Letztlich bevorzugten viele Kunden jedoch eine japanische Gesellschaft, schon weil sich diese nicht so leicht wie ein ausländischer Wettbewerber wieder vom japanischen Markt zurückziehen könne. Neben einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 1,3 % müssen die Anleger beim Global Sovereign Open an die Verkäufer – meist Banken – einen Ausgabeaufschlag von gewöhnlich 1,5 % zahlen. Die Fondsanteile sind in Einheiten gestückelt, deren Wert aktuell um 8 000 Yen (57 Euro) schwankt. Sie berechtigen zu einer monatlichen Auszahlung von 40 Yen. Bis Ende 2000 warf das Investment noch 60 Yen im Monat ab. Dann aber musste Kokusai Asset Management die Ausschüttung senken, weil der Kursverfall des Euro noch vor der Einführung von Euro-Münzen und -Scheinen die Performance kräftig gedrückt hatte. Geld der Baby-BoomerDer Beliebtheit des Fonds tut das keinen Abbruch. In den nächsten Jahren könnte das Fondsvolumen sogar noch weiter anschwellen. Ab 2007 gehen die ersten Baby-Boomer Japans offiziell in den Ruhestand. Sie dürften sich besonders für den Fonds und seine monatlichen Auszahlungen interessieren. Dem Forschungsinstitut des Versicherers Dai-Ichi Life zufolge haben die rund 7 Millionen Baby-Boomer Finanzanlagen von etwa 130 Bill. Yen (930 Mrd. Euro) angehäuft, zudem dürfen die angehenden Ruheständler beim ihrem Abschied aus dem Berufsleben mit hohen Einmalzahlungen durch ihre Firmen rechnen. Wenn nur ein kleiner Teil dieses Geldes in den Global Sovereign Open fließt, würde der Fonds weiter kräftig anschwellen.