Anlageprodukte

Long-Short-Strategie gegen Preisverzerrung

Spread zwischen Brent-Öl und WTI auf Rekordniveau - Zertifikate profitieren von Einengung

Long-Short-Strategie gegen Preisverzerrung

Von Armin Schmitz, FrankfurtUnruhen im Nahen Osten haben die Anleger an den Energiemärkten beunruhigt und zu kräftigen Preissprüngen beim Rohöl geführt. Die Notierung für das Rohöl der Sorte Brent klettert wegen der Angst vor einer Blockierung des für den Transport wichtigen Suezkanals zuletzt auf 104 Dollar je Barrel. Seit Februar vergangenen Jahres ist der Ölpreis bereits um mehr als 40 % gestiegen.Doch nicht alle Ölsorten haben diese Preisbewegung mitgemacht. Das Öl der Sorte West Texas Intermediate (WTI), auch als Texas Light Sweet Oil bezeichnet, wurde an den Rohstoffmärkten bei lediglich 85,7 Dollar je Barrel gehandelt. Auf Jahresfrist verteuerte sich WTI nur um 15 %. Der Preisabstand (Spread) zwischen dem Nordseeöl und dem US-Leichtöl ist damit auch auf einen Rekord von fast 19 Dollar gestiegen (siehe Chart). Der Markt gestand dem WTI-Öl in der Vergangenheit wegen der leichteren Verarbeitung des US-Öls zu Benzin, Diesel oder Kerosin einen Preisaufschlag gegenüber anderen Ölsorten zu.Die aktuelle Sondersituation lenkt den Blick auf die gerade 8 000 Bewohner zählende Kleinstadt Cushing im Mittleren Westen der USA. Die Stadt in Oklahoma gilt quasi als Zentrum für WTI-Öl. Dort laufen die Öl-Pipelines aus dem Golf von Mexiko, Kanada und anderen Regionen zusammen. In Cushing wird das Öl in den dortigen Raffinerien verarbeitet und weitertransportiert. Obwohl die Raffinerien komplett ausgelastet sind, kann das überschüssige Rohöl wegen begrenzter Pipeline-Kapazitäten nicht weitertransportiert werden. Es gibt also einen WTI-Angebotsüberhang in Cushing. Fehlspekulation korrigierenGerd-Henning Beck, Rohstoff-Fondsmanager von Lupus Alpha, machte allerdings zuletzt darauf aufmerksam, dass die Ausweitung des Spread offenbar nicht nur fundamentale Gründe hat. Die Schnelligkeit der Entwicklung weise vielmehr auf einen “Squeeze” hin, bei dem die Spekulanten die Positionen wegen zu hoher Buchverluste glattstellen.Nach dem Abebben der Proteste in Ägypten und dem Verfall des März-Termins des Brent-Future könnte sich die Lage entspannen und sich der Preisabstand zwischen dem Nordseeöl und dem US-Leichtöl nach Ansicht von Beck wieder reduzieren. Derzeit sind auch die Margen für Ölprodukte nach Ansicht von David Greely, Analyst von Goldman, recht hoch. Daher dürften die US-Raffinerien ihre Produktion steigern und damit letztlich die Lagerbestände reduzieren. Das sollte den Druck vom WTI-Preis nehmen.Banken bieten verschiedene Strategieprodukte an, mit denen Anleger von der Sondersituation profitieren können. Goldman Sachs hat drei neue Produkte im Angebot, mit denen Anleger auf eine Einengung des Spread setzen können. Grundlage ist eine Long-Short-Strategie. Zertifikat und Optionsscheine verbriefen eine Long-Position im Juni-WTI-Kontrakt und eine Short-Position im Juni-Brent-Kontrakt. Um Rollrisiken auszuschließen und dem Rückgang des Spread auch einen entsprechenden Zeitrahmen zuzubilligen, ist diese Strategie auf die Juni-Kontrakte fokussiert. Das Tracker-Zertifikat von Goldman Sachs (DE000GS4WT19) partizipiert eins zu eins an der Einengung des Spread zwischen dem ICE Brent Crude Future, Verfall Juni 2011, und dem Nymex Light Sweet Crude Oil Future, Verfall Juni 2011. Je stärker die Einengung des Spread, umso größer der Kursanstieg des Zertifikats. Für die mutigeren Anleger bietet Goldman Sachs einen Call-Optionsschein mit einer Partizipationsrate von 200 % (DE000GS4SPR7) und einer von 500 % (DE000GS4HWT2) an. Seit Juli 2007 offeriert die Société Générale die Alpha-Zertifikate auf das Verhältnis S & P GSCI WTI ER/S & P GSCI Brent ER an. Bei dem Papier mit dem Hebel von eins (DE000SG03N38) steigt die Notierung des Zertifikats um 1 Euro, wenn sich der WTI-Index um 1 Prozentpunkt besser entwickelt als das Brent-Barometer. Mutige Anleger können auf das Alpha-Zertifikat mit dem Hebel von drei (DE000SG03N46) setzen. Das Zertifikat bildet die Outperformance des S & P GSCI WTI ER gegenüber dem Brent-Index mit dem Faktor 3 ab. Da die Alpha-Produkte auf einer Long- und einer Short-Position basieren, heben sich die beiden Positionen auf und sind damit cashneutral. Das eingesetzte Kapital wird bei allen vier Zertifikaten mit dem Interbanken-Zinssatz Eonia (Euro Overnight Index Average) verzinst und kommt dem Anleger zugute.