Recht und Kapitalmarkt

Mayer Brown will höhere Bekanntheit durch Friedrich Merz und TCI nutzen

Expansion bei Unternehmen geplant - Dauerberatung plus Transaktionen

Mayer Brown will höhere Bekanntheit durch Friedrich Merz und TCI nutzen

Von Walther Becker, FrankfurtMehr als ein halbes Jahr nach seinem Rückzug von den Parteiämtern stehen deutsche Topmanager auf den früheren CDU/CSU-Fraktionsvize Friedrich Merz; sie halten ihn für den kompetentesten Wirtschafts- und Finanzpolitiker des Landes, geht aus einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Forum unter Führungskräften hervor. Wollen ihn die Manager in die Politik zurück, so zählt ihn die US-Kanzlei Mayer, Brown, Rowe & Maw zu ihren Partnern – und die Deutsche Börse demnächst zum Aufsichtsrat. Merz ist als Mitglied des Kontrollgremiums designiert, nachdem er in spektakulärer Weise in der Schlacht um den Marktplatzbetreiber dem Hedgefonds TCI dabei geholfen hatte, Börsen-Chef Werner Seifert zu “delisten”. Die Bekanntheit, die Mayer, Brown, Rowe & Maw gewonnen hat, will die Kanzlei nutzen und expandieren – in einem Markt, der auf Sicht nicht weiter wachse, wie Managing Partner Reinhart Lange und Peter Nägele, verantwortlich für Capital Markets, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagten. Mit Lone StarZuvor war die Kanzlei unter anderem als einer der häufigen Berater von Lone Star aufgefallen; sie beriet 2004 etwa bei der seinerzeit weltweit größten Übernahme eines Portfolios von Immobilienkrediten von der Hypo Real Estate im Nominalwert von 3,6 Mrd. Euro. Die Kanzlei sei lange für die Beratung bei Eigenkapital-Transaktionen (Equity Capital Markets) keine Größe gewesen – “hier werden wir weiter ausbauen”, sagt Nägele. Die Expansion gelte auch für Banken und Kapitalmarkt sowie Unternehmen in Finanzierung, M & A und Private Equity. Die Sozietät ist auf dem Expansionspfad und will in einem stabilen deutschen Anwaltsmarkt dem Wettbewerb Anteile abknöpfen. Nägeles Berufung war in der Zunft ebenso spektakulär wie Merz’ Antritt, war Nägele doch ehemals bei Clifford Chance European Managing Partner – damit sicherte sich Mayer Brown im November auf einen Streich einen exzellenten Fachmann und einen bekannten Politiker als Partner. Nägele, der einer der führenden Kapitalmarktrechtler bei der Clifford-Vorgängerin Pünder, Volhard, Weber & Axster gewesen war, hatte die Kanzlei 2004 nach 17 Jahren verlassen. Er hatte u. a. die Börsengänge der Telekom beraten und Siemens zur Seite gestanden. Aus Gaedertz herausMit 1 300 Anwälten an sechs europäischen und sieben Standorten gehört Mayer, Brown, Rowe & Maw zu den Top Ten international. Zu den Mandanten zählen 65 der Fortune 100, zahlreiche Dax-Unternehmen und Mittelständler sowie internationale Banken. In den Büros in Frankfurt, Köln und Berlin beraten zirka 90 Anwälte. In der heutigen Form entstand die Kanzlei 2002 aus dem Zusammenschluss von Mayer, Brown & Platt in den USA mit der Londoner Rowe & Maw. In der Bundesrepublik hat man seitdem die personelle Stärke verdoppelt. Hier hatte der Frankfurter Teil der traditionsreichen Sozietät Gaedertz Rechtsanwälte die Selbständigkeit aufgegeben.Auf etwa 120 Anwälte soll es Mayer, Brown in Frankfurt bringen, um in der Finanzmetropole richtig mithalten zu können, sagt Lange. Gegen Quereinsteiger aus anderen Sozietäten habe man nichts, wie Nägele mit dem eigenen Werdegang beweist. Ihm kommt es darauf an, als Full-Service-Kanzlei wahrgenommen zu werden. Dabei gehe man “ruhig und gelassen” vor und locke so Kollegen an, die sich in Großkanzleien nicht mehr wohl fühlten. Denn man versuche, das Optimum zwischen Unternehmensstruktur und freiem Beruf zu erreichen. Full Service gebotenZum Full-Service-Ansatz zählten etwa auch gewerblicher Rechtsschutz oder Arbeitsrecht. Im Bank- und Kapitalmarktrecht habe man schon viel aufgebaut, ebenso bei Securitisation; nun komme es darauf an, verstärkt bei den Unternehmen Fuß zu fassen. Mayer Brown dränge nicht wie andere US-Kanzleien, die ihre Mandanten auf den Alten Kontinent begleiteten, nur um sie nicht an Londoner Häuser zu verlieren, auf den Markt, sondern möchte als Sozietät mit eigenen Mandanten überzeugen. Man sei nicht primär transaktionsgetrieben, sondern lege wert auf das “Brot- und Butter-Geschäft” permanenter Beratung. Manschetten vor Hedgefonds habe man keine, wie der Fall TCI zeige: “Die Mandanten sind heute mobiler und flexibler, als man denkt”, sagt Nägele.Bei dem Anschluss an die US-Kanzlei haben die Amerikaner der deutschen Seite “nichts übergestülpt”, erinnert Lange. Die Integration in die weltweit sechstgrößte Kanzlei mit einem Umsatz in der Größenordnung von 1 Mrd. Dollar sei partnerschaftlich über die Bühne gegangen. In der internationalen Führung seien 13 Partner – darunter 2 aus London und Lange als Deutscher – plus der Managing Partner.Honoriert werden die Berufsträger nach einem aufwendigen Verfahren, bei dem die Vergütung in jedem Einzelfall festgelegt werde. Nach sechs Jahren als Angestellter komme der Anwalt in wirtschaftliche Verantwortung und könne nach weiteren zwei bis drei Jahren Equity-Partner werden. Bei Mandanten versuche man zwar nicht, Marktanteile über den Preis zu kaufen, doch sei man flexibel und sei auch bereit, mit ihnen Marktrisiken zu teilen – erwarte bei einem erfolgreichen Abschluss aber dann auch einen Bonus.