ASSET MANAGEMENT - IM GESPRÄCH: ACHIM KOCH UND JÜRGEN ZIRN, LBBW ASSET MANAGEMENT

Mit Direktbeständen das Geschäft verdoppelt

Versicherer sind für Landesbank-Tochter lukrativ - Regulierung sorgt für Rückenwind - Europa als Kerngeschäft

Mit Direktbeständen das Geschäft verdoppelt

Die LBBW Asset Management blickt 2012 auf ein Ausnahmejahr zurück. Das verwaltete Vermögen wurde durch die Gründung eines neuen Geschäftsfeldes schlagartig mehr als verdoppelt. Angesichts der bevorstehenden schärferen Regulierung bei Versicherern hofft das Management auf noch mehr Assets durch Direktbestände.Von Silke Stoltenberg, Frankfurt Die LBBW Asset Management hat im zurückliegenden Jahr das für Kunden betreute Vermögen mehr als verdoppelt. Der Einstieg in das Managen von Direktbeständen für Versicherer auf deren Bilanz brachte der Tochter der LBBW 2012 auf einen Schlag 19,0 Mrd. Euro neue Kundengelder ein. “Das war ein besonderes Jahr, das werden wir so nicht mehr erleben, aber wir sind zuversichtlich, im langsameren Tempo auch weiter wachsen zu können”, zeigt sich Achim Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung zuversichtlich. Inklusive des Fondsgeschäfts sammelte die Gesellschaft 22,7 Mrd. Euro an Nettomitteln ein. Auch im Januar 2013 hielt der positive Trend bei den Zuflüssen mit einem Plus von 165 Mill. Euro an.Damit liegt das verwaltete Vermögen insgesamt bei rund 48,0 Mrd. Euro, nachdem es Ende 2011 nur 21,5 Mrd. Euro gewesen waren. 4,5 Mrd. Euro sind in Publikums- und 23,3 Mrd. Euro in Spezialfonds. Die Vermögensverwaltung von Direktbeständen für Versicherer war erst im April 2012 als neuer Bereich an den Start gegangen und kümmert sich bereits um zehn Kundenmandate und 20,2 Mrd. Euro Assets under Management. Finanzkreisen zufolge kamen die mit Abstand größten Mandate von der Vereinigten Postversicherung und der SV Sparkassen Versicherung.”Bislang hatten die Versicherer, deren Direktbestände wir nun betreuen, die Assets eigenständig betreut, hatten aber nunmehr nach einem professionellen externen Asset Manager Ausschau gehalten”, so Koch. Ihm zufolge ist die Direktanlage schwieriger für einen Vermögensverwalter zu steuern, als wenn die Gelder in einem Fonds angelegt werden. “Da die Assets weiterhin in der Bilanz des Kunden sind, hat unser Tun direkte bilanzielle Auswirkungen bei unseren Kunden, da müssen wir die Anforderungen und Risikospielräume für die Assets besonders gut kennen.” Das Risikomanagement selbst bleibt allerdings bei den Versicherungskunden, die LBBW Asset Management kümmert sich allein um das Portfoliomanagement bestimmter Assetklassen. Die Administration läuft über einen anderen Fondsdienstleister.LBBW Asset Management rechnet damit, dass das Geschäft mit den Direktbeständen von Versicherern noch weiter wachsen wird. “Vor dem Hintergrund der kommenden neuen Regeln für die Branche, Solvency II, werden sich die Versicherer genau überlegen, welche Bausteine sie im Kapitalanlageprozess noch allein verantwortlich schultern wollen”, so Koch. Größere FreiheitenIm Gegensatz zum Fondsmantel ist die Direktanlage freier in der Auswahl der Assetklassen. So kümmert sich die LBBW Asset Management in den Direktbeständen zum großen Teil um Schuldscheindarlehen. “Diese dürfen in einem der OGAW-Richtlinie entsprechenden Spezialfonds maximal 10 % ausmachen”, erläutert Geschäftsführer Jürgen Zirn.Nach eigenen Angaben blieb der Stuttgarter Asset Manager, der 170 Angestellte hat, 2012 erneut profitabel. “Das werden wir auch weiterhin sein”, ist sich Zirn sicher, ohne Zahlen nennen zu wollen. Die Landesbank-Tochter bietet nur wenige Fonds in ausgewählten Assetklassen mit überschaubarer Komplexität und mit Schwerpunkt in Europa sowie dem festverzinslichen Bereich an. “In Europa haben wir die Research-Kapazitäten, um diesen Markt auch mit einer fundierten Sicht den Kunden anbieten zu können, dabei beschränken wir uns aber etwa bei Unternehmensanleihen auf den Bereich Investment Grade, für dezidierte High-Yield-Mandate würden wir zusätzliche Analysekapazitäten benötigen”, so Zirn.”Obwohl immer wieder prophezeit wird, dass die mittelgroßen Anbieter im Asset Management bei der erwarteten Konsolidierung auf der Strecke bleiben, gehören wir zu den profitablen Gesellschaften in der Mitte, weil wir mit einem klaren Leistungs-, Produkt- und Kundenprofil gut aufgestellt sind”, sagt Koch. Kunden sind vor allem Pensionskassen, Versorgungswerke und Versicherer.Angesichts der vergleichsweise komfortablen Lage beteiligt sich die LBBW Asset Management nicht an den Bestrebungen anderswo, Teile der Wertschöpfungskette wie IT oder Datenmanagement an Dritte zu vergeben – insbesondere nicht die Kapitalanlagegesellschaft und damit die Administrationsdienstleistungen für die Kunden. Beispielsweise hatte Invesco Ende 2012 die Kapitalanlagegesellschaft an BNY Mellon abgetreten. Als Full-Service-Anbieter sei die LBBW Asset Management profitabler als als reiner Portfoliomanager, sind hingegen Koch und Zirn überzeugt. Die Ertrag-Aufwands-Quote liegt derzeit bei 70 %, in den nächsten Jahren sollen 65 % erreicht werden. Dies gilt als ein vergleichsweise guter Wert in der Fondsbranche. Die zunehmende Regulierung macht es allerdings auch der LBBW Asset Management immer schwerer, die Kosten im Griff zu halten.Im alternativen Bereich hält die Gesellschaft sich bewusst zurück. Ausnahme ist das Rohstoffsegment. Im Publikumsfondsgeschäft sind in diesen Produkten fast ein Drittel der Assets gebündelt, es sind ausschließlich Gelder von Institutionellen. In Kürze wird der erste Rohstoff-Spezialfonds aufgelegt. 2013 erwartet die Gesellschaft erneut ein Jahr mit Zuflüssen, wenn naturgemäß auch in weitaus geringerem Umfang als 2012. Zu Jahresbeginn habe es nach langer Zeit wieder Interesse an Aktien gegeben, berichtet Zirn. Auch Wertsicherungskonzepte seien immer stärker gefragt.