ASSET MANAGEMENT - ALTERSVORSORGE IM VERGLEICH: SCHWEDEN - SERIE: ALTERSVORSORGE IM VERGLEICH (TEIL 8)

Schwedisches Rentensystem setzt auf Fonds

Die staatlichen Systeme decken rund 70 Prozent der Altersbezüge ab - Für den Rest sorgen tarifliche Betriebsrenten

Schwedisches Rentensystem setzt auf Fonds

Eine frühere Bankenkrise wurde in Schweden dazu genutzt, das Rentensystem wetterfest zu machen. Ein Umlagesystem wird seitdem durch das Fondssparen komplettiert.Von Gottfried Mehner, HamburgEinmal im Jahr erhält jeder schwedische Arbeitnehmer Post von der “Pensionsmyndigheten”. In einen orangefarbenen Umschlag erhält er genau aufgelistet, welche Anwartschaften bei seiner Einkommenspension, bei seiner Prämiumpension und bei seinem Fondssparen aufgelaufen sind und mit welcher Pensionshöhe er beim Eintritt in den Ruhestand rechnen kann. Ziel ist natürlich, beizeiten die eigenen Sparanstrengungen anzuregen. Die staatlichen Zahlungen decken rund 70 % der Rente ab. Für den Rest sorgen tariflich vereinbarte Betriebsrenten. Das früher aus einer Volksrente (seit 1913) und einer einkommensabhängigen Zusatzrente (ATP: Allmän Tilläggspension, seit 1959) bestehende System musste 1998 reformiert werden. Der Auslöser dazu waren die Auswirkungen der schweren schwedischen Bankenkrise Anfang 1990, die das Land in eine längere Rezessionsphase stürzte.Als systemsprengend erwies sich speziell die Zusatzrente, deren Höhe sich an den einkommensmäßig besten fünfzehn Jahren im Arbeitsleben orientierte, wobei eine Anwartschaft nach 30 Jahren entstand. Dies führte dazu, dass das rund acht bis zehn Jahre vor dem Renteneintritt erreichte Verdienstniveau für 17 bis 18 Jahre inflationsgeschützt fortgezahlt werden musste. Die Volksrente wurde völlig unabhängig vom Lebenseinkommen gezahlt. Das gesamte System war nicht nur ungenügend mit dem gesamtwirtschaftlichen Wachstum verzahnt, sondern auch mit Blick auf die längere Lebenserwartung unfinanzierbar.Der Systemwechsel kam 1999. Er gilt voll für die nach 1954 Geborenen. Für die Jahrgänge davor gelten noch Mischformen und für die Jahrgänge vor 1937 das alte System. Das neue System besteht aus einem Dreiklang aus Einkommenspension, Prämienpension und Garantiepension.Die Rentenbeiträge betragen 18,5 % des zu versteuernden Einkommens, wobei 16 Prozentpunkte in den Topf gehen, aus dem die derzeitigen Rentner versorgt werden. Bei den Auszahlungen wird die Einkommensentwicklung der aktiven Bevölkerung mit berücksichtigt. Eine längere Lebenserwartung fließt über eine Teilungszahl mit ein. Steigende Ansprüche bedeuten also sinkende Renten. Die restlichen 2,5 Prozenteinheiten fließen in Fondssparpläne, wobei hier 850 spezielle Fonds mit unterschiedlichen Anlageschwerpunkten zur Auswahl stehen. Finanziell autonomes SystemDie Garantiepension deckt die Grundversorgung ab. Bei denjenigen, die während ihrer Lebensarbeitszeit nicht genug eingezahlt haben, füllt der Staat auf. Die Garantierente ist inflationsgeschützt. Ein weiterer wichtiger Grundpfeiler der Versorgung ist ein Wohngeld für Pensionäre. Auch diese Altersicherung wird erst ab dem 65. Lebensjahr gezahlt. Das neue System ist ein finanziell autonomes System, das keine Verbindung zum Staatshaushalt hat. Es fußt primär auf einem Umlageverfahren. Allerdings fließen auch Gesichtspunkte einer privaten Rentenversicherung und Momente einer privaten Vorsorge mit ein.Das Festhalten an einem öffentlichen System begründen die Schweden mit substanziellen Skaleneffekten bei den Kosten. Private Pensionsversicherungen tendierten zu höheren Verwaltungskosten. Die Fondskomponente sei relativ klein gewählt worden, weil man große Pensionsfonds verhindern wollte. Diese hätten ansonsten den Kapitalmarkt dominiert. Im internationalen Vergleich rangiert das schwedische Pensionssystem weit oben. Beim Melbourne Mercier Global Pension Index liegt das schwedische Modell zusammen mit dem Schweizer und niederländischen System in der Spitzengruppe. Das System hat eine gesunde Struktur mit vielen guten Facetten. Aufgrund der günstigen gesamtwirtschaftlichen Situation wird die Einkommenspension 2012 und 2013 jeweils um 3,5 % erhöht.—-Zuletzt erschienen:- Schuldenkrise fordert Pensionsfonds heraus (30.8.)