FINANZEN UND TECHNIK - IM INTERVIEW: AXEL WEISS, DSGV

Sepa kostet die Sparkassen achtstelligen Betrag

Verband: IT-Umstellung auch für Unternehmen teuer

Sepa kostet die Sparkassen achtstelligen Betrag

Die IT-Umstellung auf die neuen 22-stelligen Kontonummern, europaweit einheitliche Lastschriften und andere Komponenten des neuen europäischen Zahlungsverkehrsraums Sepa wird für die Sparkassen teuer. Axel Weiß, Abteilungsdirektor und Gruppenleiter Zahlungsverkehrsstrategie beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), prognostiziert im Interview der Börsen-Zeitung Sepa-Kosten im hohen zweistelligen Millionenbereich. Erschwerend kommt laut Weiß hinzu, dass auch Kommunen und Unternehmen ihre IT umstellen müssen.- Herr Weiß, vor kurzem hat das EU-Parlament den Übergang zu einheitlichen europäischen Kontonummern (IBAN) in einem europäischen Zahlungsverkehrsraum (Sepa) beschlossen. Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht für die IT-Verantwortlichen im Sparkassensektor?Grundsätzlich ist diese Nachricht positiv, da nun zum einen eine ausreichende Planungssicherheit gegeben ist und sich zum anderen unsere schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Diese sahen gemäß früherem Gesetzesentwurf so aus, dass die vollständige Umstellung auf die Sepa-Überweisung bereits ab dem 1. Februar 2013 hätte bewerkstelligt werden müssen. Nun lässt uns die EU für die Lastschrift und die Überweisung bis zum 1. Februar 2014 Zeit. Wir glauben, dass die Umstellung für uns und insbesondere unsere Kunden bis dahin machbar ist.- An welchen Stellen erwarten Sie die größten Herausforderungen?Der größte Aufwand kommt jetzt vor allem auf Unternehmen zu, da sie ihre Zahlungen bis Februar 2014 vollständig auf die Sepa-Verfahren umstellen müssen. Aber beispielsweise auch Kommunen und Vereine sind betroffen. Die Systeme von Sparkassen und Landesbanken sind bereits Sepa-fähig und können die neuen Sepa-Formate verarbeiten, doch viele unserer Kunden müssen ihre Software noch aktualisieren, was durchaus mit hohen Investitionen verbunden sein kann. In den meisten Fällen müssen sie ihre Standardsoftware wie etwa von SAP auf eine neue Version umstellen, oder sie müssen ihre IT selbst aktualisieren, wenn sie mit Eigenentwicklungen arbeiten.- Sind denn bei den Sparkassen selbst schon alle Probleme gelöst?Die technische Umstellung ist schon lang geplant und weitestgehend auch bereits umgesetzt. Die wichtige Aufgabe ist es jetzt, die Kunden in die neue Welt des europaweit einheitlichen Zahlungsverkehrs mitzunehmen. Die rund 6 Milliarden an nationalen Überweisungen, die in Deutschland jährlich verarbeitet werden, sind dabei wahrscheinlich der einfachere Teil. Denn bei den europäischen Sepa-Überweisungen werden ähnliche Daten übermittelt wie bislang bei den nationalen Überweisungen – nur eben in einem anderen Format. Einen größeren Aufwand bereiten uns und den Kunden die 8,7 Milliarden Zahlungen, die in Deutschland jährlich per Lastschrift eingezogen werden. Hier ändern sich durch Sepa die rechtlichen Vorgaben und auch die Verfahrensschritte deutlich.- Inwiefern?Zum Beispiel gibt es bei der Sepa-Lastschrift Vorlagefristen, die von Lastschrifteinreichern beachtet werden müssen und eine mehrtägige Speicherung der Einzugsdaten bei der Einreicherbank erfordern. Das gab es vorher nicht. Zudem bekommt jeder Gläubiger, beispielsweise ein Energieversorger, zwecks klarer Zuordnung der Lastschrift eine eigene Identifikationsnummer, die im Datensatz transportiert werden muss. Solche Nummern gab es beim deutschen Lastschriftverfahren bisher nicht. Neu ist auch, dass die Zahlungspflichtigen ihrer Bank verschiedene Vorgaben zur Einlösung von Lastschriften machen können – wie zum Beispiel eine Betragsobergrenze für Abbuchungen oder den Ausschluss bestimmter Lastschrifteinzüge.- Befürchten Sie Pannen bei der Umstellung?Die Kunden werden gerade in der Anfangsphase viele Fragen haben, weil die Sepa-Verfahren neu und ungewohnt sind. Deswegen informieren wir frühzeitig und empfehlen, bei Fragen zur Umstellung frühzeitig auf ihr Kreditinstitut zuzugehen und die dort vorhandene Expertise zu nutzen. Damit der Wechsel technisch reibungslos bewältigt werden kann, sollte an eine rechtzeitige Systemumstellung und Durchführung von umfassenden Tests gedacht werden. Zudem empfiehlt sich gegebenenfalls eine schrittweise Umstellung auf die neuen Verfahren.- Erwarten Sie auch bei der Umstellung auf die neuen Kontonummern vermehrte Fehler? Bei 22 Stellen ist es ja sehr wahrscheinlich, dass jemand beispielsweise zwei Ziffern vertauscht oder zu viele Nullen angibt.Die IBAN setzt sich weitgehend aus bekannten Bausteinen zusammen. Deswegen denke ich, dass man sie sich mit ein bisschen Übung einprägen kann. Zur Sicherheit enthält sie zwei Prüfziffern. Hat der Kunde einen Tippfehler gemacht, so fällt das im System mit über 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf. Die Zahlung wird dann nicht ausgeführt und der Kunde bekommt eine entsprechende Nachricht. Unser Online Banking haben wir überdies so gestaltet, dass die Kontoverbindung des Empfängers bereits bei Eingabe des Überweisungsauftrags überprüft wird. Zudem wird die IBAN auf Formularen und zum Beispiel der Sparkassen Card immer in einer leicht lesbaren 4er-Blockung – ähnlich der Kreditkartennummer – dargestellt, sodass Übertragungsfehler weitestgehend vermieden werden können.- Werden denn tatsächlich alle Ortsinstitute rechtzeitig bereit sein für Sepa – sogar die kleinsten Sparkassen?Auch die kleineren Sparkassen greifen auf die leistungsfähigen Systeme der Finanz IT zurück, des zentralen IT-Dienstleisters der Sparkassen-Finanzgruppe. Ihnen steht somit auch der volle Sepa-Funktionalitätsumfang zur Verfügung. Aber auch dort bleibt die Herausforderung, die Kunden zu sensibilisieren und zu informieren.- Können Sie ungefähr abschätzen, wie teuer die Sepa-Umstellung für den Sparkassensektor wird?Genau kann man dies natürlich noch nicht sagen, aber überschlägig handelt es sich hier allein im IT-Bereich um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Neben dem Zahlungsverkehr an sich müssen ja auch viele Vertragswerke und Formulare sowie organisatorische Abläufe umgestellt werden. Das Versprechen der EU, dass Sepa in großem Umfang Kosteneinsparungen ermöglichen wird, betrachte ich daher mit einiger Skepsis. Man darf ja nicht vergessen, dass auch unsere Kunden noch einmal erhebliche Investitionen in ihrer IT vornehmen müssen, um sich auf Sepa einzustellen.—-Das Interview führte Stefanie Schulte.