Asset Management

Studie sagt Polarisierung der Fondsbranche voraus

McKinsey: Alterung der Kunden wird ein Thema

Studie sagt Polarisierung der Fondsbranche voraus

cra Frankfurt – Veränderte Kundenbedürfnisse und Vertriebskanäle dürften die Asset-Management-Branche in den nächsten Jahren stark verändern. Das erwartet die Unternehmensberatung McKinsey einer Studie zufolge. Während die Polarisierung der Branche in große Allround-Manager und spezialisierte Nischenanbieter weitergeht, soll sich die Zahl der Adressen bis zum Jahr 2015 um bis zu die Hälfte reduzieren. Innerhalb der Fondsbranche erwartet McKinsey-Partner Robert Stark, einer der Autoren der Studie, eine zunehmende Polarisierung auf zwei Ebenen: Zum einen werden auf Produktseite Fonds mit sehr dezidierten Manager-Wetten (“high alpha”) und am anderen Ende der Skala passiv gemanagte Indexfonds (“high beta”) am stärksten gefragt sein. Die traditionellen Assetklassen dagegen dürften das geringste Wachstum verbuchen. Zum anderen werden auf Anbieterseite die großen Spieler mit universellem Angebot und die kleinen Häuser, die sich auf spezielle Nischen fokussieren, am stärksten wachsen, während die mittelgroßen Häuser zurückfallen, so Stark. Als heute schon sehr große Spieler nennt Stark State Street Global Advisors, Barclays Global Investors, Allianz Global Investors und die UBS. Fünf bis zehn in Europa ansässige Asset Manager mit einem Volumen von mehr als 1 Bill. Euro werden sich herausbilden, wie es in der Studie heißt. Als Beispiele für erfolgreiche Nischenplayer nennt Stark neben der deutschen Lupus Alpha die französischen Natixis und Calyon. 16 Mrd. Euro Gewinn 2006Insgesamt habe sich die europäische Branche im vergangenen Jahr gut geschlagen – aber auch nicht überwältigend, stellen die Unternehmensberater fest: Insgesamt habe der Sektor 16 Mrd. Euro Gewinn gemacht, und die Kosten-Ertrags-Relation liege nahe bei 50 %. Das Wachstum der verwalteten Assets, die um 15 % zulegten, ging aber zum allergrößten Teil auf die marktbedingten Kurszuwächse der Vermögenswerte zurück: Diese stünden für 11 Prozentpunkte der Zunahme, lediglich 4 Punkte seien auf Mittelzuflüsse zurückzuführen.Die Branche in Deutschland ist dem europäischen Durchschnitt in der Vergangenheit hinterhergehinkt. Im Jahr 2006 aber dürfte sich die Lücke verengt haben, sagt McKinsey-Partner Stark. Die Zahlen für 2006 seien noch nicht ermittelt, doch noch im Jahr 2005 hatte die Cost-Income-Ratio der deutschen Asset Manager bei 59 % gelegen, während sich der europäische Durchschnitt bei 53 % befand. In ganz Europa hat sich das verwaltete Vermögen der Asset Manager in den vergangenen zehn Jahren von 3,5 Bill. auf 10 Bill. Euro fast verdreifacht. Auch die Gewinne hätten sich verdreifacht. Selbst “in den schwärzesten Tagen 2002/2003 konnte die Branche mehr als 6 Mrd. Euro Gewinn einfahren und eine Kosten-Ertrags-Relation von weniger als 70 % aufweisen”, so die Studie. Sparphase weniger wichtigAuf Seiten der Kunden ist die gewichtigste Veränderung in der Alterung der europäischen Gesellschaften zu suchen. “Wir erwarten, dass in 15 Jahren die Zahl der Menschen, die ihre Ersparnisse aufbrauchen, die Zahl derer übersteigt, die Vermögen aufbauen”, heißt es in der Studie. Bisher habe sich die Angebotspolitik der Vermögensverwalter an der Phase des Vermögensaufbaus orientiert. Vermögenserhalt und lebenslange Versorgung seien Themen, die die Fondsanbieter in ihre Produktpolitik aufnehmen sollten. In Deutschland seien die Themen für die Gruppe der 45 bis 49 Jahre alten Fondskunden relevant.Die dramatischste Veränderung auf Seiten des Vertriebs ist der zunehmende Absatz von Fonds über konzernfremde Vertriebskanäle. Seit dem Jahr 2003 habe das Neugeschäft über diese Vertriebskanäle um 36 % p. a. zugenommen, während sich das Wachstum über herkömmliche Absatzwege nur um 7 % im Jahr gesteigert habe. Deutschland und die Schweiz werden als Vorreiter der offenen Vertriebsarchitektur in Kontinentaleuropa genannt. Frankreich und Italien dagegen öffneten erst ihre Strukturen.Offenbar können die großen Anbieter ihre Marktmacht im Vertrieb besonders gut ausspielen. Drei Viertel allen Neugeschäfts konzentrieren sich jedes Jahr auf eine sehr geringe Zahl von Anbietern.