Asset Management

"UniOpti4"-Coup hat die Union selbst überrascht

Zentrale Brutstätte für neue Produkte

"UniOpti4"-Coup hat die Union selbst überrascht

Von Silke Stoltenberg, Frankfurt Der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment ist der große Coup gelungen. In das im Herbst 2006 aufgelegte, steueroptimierte Produkt “UniOpti4” flossen bislang mehr als 20 Mrd. Euro. “Das war ein glückliches Timing, wir hatten nicht vorhergesehen, dass es so einschlägt”, verrät Franz Feldmann, Abteilungsleiter Forschung und Entwicklung. Er hält allerdings die vor vier Jahren systematisierte und zentrale Forschung und Entwicklung der Union für ausschlaggebend, warum sich der “UniOpti4″ zum Renner entwickeln konnte.”Ideen werden nur dann ein erfolgreiches Produkt, wenn Produktentwicklung, Produktion – insbesondere Fondsmanagement und Risikocontrolling – sowie Marketing und Vertrieb eng verzahnt zusammenarbeiten”, ist Feldmann überzeugt. Sonst sei die Gefahr groß, “ganz wunderbar am Markt vorbeizuentwickeln”. Bei der Nummer 3 der Branche koordiniert dies die zentrale Abteilung Forschung und Entwicklung. Eine solche Abteilung gebe es bei der Konkurrenz selten. Beschränkung auf WenigesWeniger ist mehr – dies ist bei neuen Fonds oberstes Prinzip der Union. “Andere Häuser bringen jährlich mitunter 60 bis 80 neue Angebote heraus, wir beschränken uns im Privatkundenbereich auf acht bis zwölf”, berichtet Elmar Werner, Gruppenleiter Produktentwicklung. Die Grundlage der Ideenschmiede bei der Union sind zweimal im Jahr stattfindende Workshops, bei denen sich die bei der Entwicklung notwendigen Abteilungen treffen. Dabei würden von verschiedenen Seiten rund 40 Ideen für neue Fonds eingebracht. “Diese berücksichtigen neue Trends im Kundenverhalten, an den Kapitalmärkten oder bei den Produkten etwa durch eine bevorstehende steuerliche Änderung”, so Feldmann. Natürlich würden auch gute Ideen der Konkurrenz abgekupfert, gibt Werner zu. Auch die Aktivitäten der Zertifikate- und Versicherungsbranche inspirieren die Union seit zwei Jahren zu neuen Produkten. Demgegenüber zählte die Union in der Fondsbranche 2002 zu den Vorreitern bei den Riester-Angeboten. Dank einer für die staatlich geförderte Altersvorsorge empfänglichen Klientel bei den Volks- und Raiffeisenbanken ist die Union mit 1,6 Millionen Verträgen und einem verwalteten Vermögen von 1,7 Mrd. Euro in der “UniProfiRente” mit Abstand Marktführer bei den Riester-Fondssparplänen. Von den ursprünglich 40 Ideen für neue Fonds kommen acht bis zwölf genauer unter die Lupe. “Wird nur wenig kontrovers im Workshop diskutiert, ist es eine gute Idee – beim UniOpti4 waren wir uns zum Beispiel sofort einig”, erinnert sich Feldmann. Die Kunst sei daran anschließend aber, einen neuen Fonds rasch und sauber im Unternehmen zu implementieren. Viele Spezialisten benötigtFrüher seien Neuerungen etwa im Fondsmanagement oder im Marketing quasi nebenbei mitentwickelt worden. Dies sei nun nicht mehr möglich, da angesichts der komplexer gewordenen Finanzwelt auch die Risiken gewachsen seien. “Daher sind bei der Produktentwicklung heute etwa Spezialisten für Recht und Steuern, für Derivate, Wirtschaftsmathematiker oder Risikocontroller involviert”, so Feldmann. Auch helfen komplexe mathematische Programme, sogenannte Monte-Carlo-Simulationen, bei der Frage, ob sich ein Fonds für die Kunden einerseits bzw. die Union andererseits rechnet. Dennoch gibt es auch Flops. Erst im März musste die Union die Notbremse ziehen und sechs 2002 aufgelegte, börsennotierte Indexfonds (Exchange Traded Funds) mangels Volumina schließen. Durchschnittlich dauert es von der Idee bis zur Auflegung eines Union-Fonds etwa zwölf Monate. Dabei reicht die Spanne von wenigen Tagen bis hin zu zwei Jahren bei sehr komplizierten Fällen. Im Hinblick auf die Abgeltungsteuer ist im Produktelabor bislang zum Beispiel der Mischfonds “UniProInvest: Aktien” ausgebrütet worden. Dieser ermöglicht Anlegern einen schrittweisen Einstieg in die Assetklasse Aktien, in die im Laufe der Zeit immer mehr Gelder umgeschichtet werden – angesichts der tendenziell risikoaversen Kunden der Genossenschaftsbanken wohl kein schlechter Ansatz.