PORTFOLIO

Varianz optimiert risikoadjustierte Rendite

Kombination von nicht korrelierenden Aktien senkt Volatilität - Vorteile in Abwärtstrends - Passivprodukte mit guten Ergebnissen

Varianz optimiert risikoadjustierte Rendite

Die Turbulenzen an den Aktienmärkten nach der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers und während der Staatsschuldenkrise in Europa hat das Interesse der Anleger an risikodämpfenden Portfoliostrategien steigen lassen. Daher fanden Varianz-Strategien, die auf der Portfolio-Theorie von Nobelpreisträgers Harry M. Markowitz beruhen, wieder mehr Beachtung. Die Ergebnisse können vor allem in Abwärtsphasen überzeugen.Von Armin Schmitz, FrankfurtEntsprechend den Überlegungen von Markowitz sollten Investments über verschiedene Vermögensarten verteilt werden, um das Risiko zu streuen. Die Kombination von Assetklassen mit unterschiedlichen Korrelationen und Volatilitäten zueinander soll Abwärtsrisiken senken. Diese Prinzipien finden sich im sogenannten Varianz-Prinzip wieder, bei dem ein risikoadjustiertes Portfolio gebildet wird. Aus einem Auswahlpool mit einer definierten Zahl von Titeln werden verschiedene Aktien kombiniert, die das geringste Risiko bzw. die niedrigste Volatilität ergeben. Mit Hilfe der historischen Rendite, Volatilität und Korrelationsparameter werden die geeigneten Werte für den Varianz-Index herausgefiltert.Nach diesem Prinzip funktioniert der Daxplus Minimum Variance Germany Index. Die Indexwerte werden aus dem Universum des 30 Blue Chips enthaltenden Dax ausgewählt. Aktien mit einer hohen Korrelation zu anderen werden gemieden, Titel mit einem niedrig korrelierten oder entgegengesetzten Kursverlauf kommen dagegen auf eine vergleichsweise hohe Gewichtung. Volatile Werte wie Infineon oder auch VW-Vorzüge fehlen in dem 14 Titel enthaltenden Index jedoch. Die Mitgliederzahl ist nicht starr, sondern ergibt sich aus den Korrelationen der jeweiligen Dax-Werte zueinander. Aktien mit einer hohen Korrelation zu anderen Papieren werden gemieden, unkorrelierte Titel oder Werte, die einen entgegengesetzten Kursverlauf aufweisen, kommen auf eine vergleichsweise hohe Gewichtung.Der Index verzeichnete in den vergangenen zwölf Monaten eine Wertsteigerung von 18,1 % bei einer Volatilität von lediglich 11,3 %. Der Dax schlug den Varianz-Index zwar mit einem Anstieg von 25,9 % sehr deutlich. Aber die Volatilität lag bei 15,7 %. Anders sieht es dagegen in dem Anlagezeitraum seit Juni 2008 aus. Da erreichte der Index eine Performance von 31 % bei einer Volatilität von 24,5 %. Der Dax blieb mit einem Anstieg von 14,9 % deutlich zurück. Die Volatilität lag mit einem Wert von 28,1 % auch höher.Eine Eingrenzung auf die Abwärtsphase des Dax von Dezember 2007 bis März 2009 zeigt, dass der Varianz-Index den Anleger nicht vor Verlusten bewahren konnte. Er war aber deutlich besser als der Leitindex. Der Daxplus Minimum Variance Index (- 22,6 %) schlug den Mutterindex Dax (- 44 %) um mehr als 21 Prozentpunkte. Die Volatilität lag um 3 Prozentpunkte niedriger. Die Praxis zeigt also, dass sich der Varianz-Index vor allem in einem fallenden Markt bewährt hat. In steigenden Märkten verliert er an Terrain gegenüber dem klassischen Portfolio. Durch die niedrigere Volatilität kann er allerdings das Portfoliorisiko senken.Für Anleger besteht die Möglichkeit, über ein Zertifikat der Royal Bank of Scotland (DE000AA0KFZ2) seit August 2007 in den Index zu investieren. Ein ETF auf den Daxplus Minimum Variance Index gibt es noch nicht. Neu auf dem Markt ist der ETF Europe Minimum Variance NR der Natixis-Tochter Ossiam (LU0599612842). Dabei partizipiert der Index an einem risikoadjustierten Portfolio, das laufend angepasst wird. Mit Hilfe der historischen Rendite, der Volatilität und der Korrelationsparameter der einzelnen Titel aus dem Universum des Stoxx 600 werden die geeigneten Titel herausgefiltert. Das Indexgewicht darf höchstens 5 % betragen. Der Anteil der Sektoren ist auf 20 % begrenzt. Die historischen Rückrechnungen zeigen, dass der Varianz-ETF gegenüber dem Stoxx Europe 600 seit 2002 eine annualisierte Outperformance von 5,3 % erzielte. Die Volatilität lag um rund 8 Prozentpunkte niedriger. Es handelte sich allerdings um Rückrechnungen. Der ETF muss sich zunächst einmal in der Praxis beweisen.Bei den aktiv gemanagten Fonds ragt der rund 1,3 Mrd. Euro schwere Uni-Global Min Variance Europe (LU0191819951) heraus, der in den vergangenen drei Jahren auf eine Rendite von durchschnittlich 5,9 % p. a. kam. Dabei hat Fondsmanagerin Fiona Frick die Benchmark, den Stoxx 600, um durchschnittlich 4,6 Prozentpunke hinter sich gelassen. Die Volatilität lag im vergleichbaren Zeitraum um rund 30 % niedriger als die Benchmark. Allerdings musste der Anleger auch im Krisenjahr 2008 einen Verlust von 30 % hinnehmen. Bei der Zusammensetzung des Portfolios werden neben fundamentalen Kriterien dann die Varianzfaktoren wie beispielsweise Volatilität berücksichtigt.