Portfolio - Interview mit Hermann Wüstefeld, DWS

"Wir müssen eine geringere Liquiditätsquote vorhalten"

Kapitalstruktur bei geschlossenen Fonds gilt als stabil

"Wir müssen eine geringere Liquiditätsquote vorhalten"

– Herr Wüstefeld, die DWS ist Deutschlands erste Adresse für offene Publikumsfonds. Warum hat sich die DWS gegenüber geschlossenen Fonds als Produkthülle geöffnet?Im Grunde ist das Geschäft mit geschlossenen Fonds nicht neu. DWS Access wurde 2007 als Plattform für geschlossene Fonds geschaffen. Eine Reihe von geschlossenen Fonds der Deutsche-Bank-Tochter RREEF, die für Privatkunden bestimmt sind, ging dann auf die DWS Access über. Das bot sich an, weil die DWS ein weitverzweigtes Vertriebsnetz hat.- Welche Vorteile hat diese Hülle für die DWS?Wir können mit diesem Wrapper illiquide Assetklassen handelbar machen: Immobilien, Rohstoffe wie beispielsweise Holz, oder Infrastrukturthemen, die bei anderen Produkthüllen manchmal allein aus regulatorischen Gründen nicht möglich sind. Wir müssen eine geringe Liquiditätsquote vorhalten, und es ist ein besseres Markettiming und eine bessere Steuerung unserer Investments möglich. Die geschlossenen Fonds haben eine stabilere Kapitalstruktur, was das Arbeiten mit den Investments erleichtert.- Wie viele Produkte haben Sie aufgelegt, und welches Volumen haben Sie generiert?Nimmt man RREEF Investment hinzu, wurden seit 1971 insgesamt 43 Fonds aufgelegt mit einem Gesamtvolumen von rund 4,4 Mrd. Euro. Das platzierte Eigenkapital betrug rund 2,4 Mrd. Euro. Derzeit verwaltete DWS Access 25 geschlossene Fonds mit einem Investitionsvolumen von 2,2 Mrd. Euro. Das platzierte Eigenkapital liegt bei 1,2 Mrd. Euro.- Machen die geschlossenen Fonds den offenen Fonds Konkurrenz?Nein, ich sehe da weniger eine Konkurrenz als eine Ergänzung zum bestehenden Produktangebot.- Hat das Renommee der geschlossenen Fonds in den vergangenen Jahren nicht etwas gelitten?Die Probleme bei den geschlossenen Schifffonds haben durch die einbrechenden Frachtraten tatsächlich auf die Produkthülle ausgestrahlt. Doch ist sie im Grunde wertneutral. Andere Investments wie zum Beispiel einige unserer geschlossenen Immobilienfonds mit Shoppingcentern haben dem Anleger in den vergangenen Jahren weiterhin konstant zweistellige Renditen jährlich eingebracht.- Wie sieht die Gebührenstruktur bei Ihren Produkten aus?Die Weichkostenquote liegt bei etwa 15 %. Sie setzt sich aus den Vertriebsgebühren von 8 bis 10 % zusammen und den Strukturierungskosten von 5 %. Man muss dies in Relation zur Laufzeit eines Investment von bis zehn Jahren sehen, dann ist das durchaus angemessen.- Welche Anlegerklientel kauft diese Produkte?Während in der Vergangenheit der Absatz eher steuergetrieben war, sind es nun vorrangig Kunden im Private Banking, die bestimmte Themen spielen wollen und das investierte Kapital mittel- bis längerfristig für sich arbeiten lassen können.- Sie nutzen bei Ihren Produkten die Expertise von externen Experten und Beratern. Wie sehen Sie Ihre Aufgabe?Wir verstehen uns als Asset Manager, die Themen anstoßen können, die eine aktive Kontrolle bzw. Überwachung des Investments vornehmen und eine aktive Portfoliostrategie verfolgen.- Wie stehen Sie zu den Bemühungen der Bundesregierung, den Markt für geschlossene Fonds stärker regulieren zu wollen?Wir sehen die Aktivitäten nicht kritisch. Es bedeutet lediglich ein wenig mehr Arbeit. Der VGF Verband Geschlossene Fonds spielt bei den Regulierungsbemühungen eine konstruktive und kooperative Rolle. Positiv ist, dass der geschlossene Fonds den Makel des grauen Kapitalmarktes verliert und als Finanzinstrument mit anderen etablierten Kapitalanlageformen gleichgestellt ist.- Finanzminister Schäuble will die Produkte durch qualifizierte Berater an den Mann bringen lassen. Muss Ihr Vertrieb umdenken?Ich denke, dass unsere Vertriebspartner einen sehr qualifizierten Vertrieb besitzen und unter neuen Regularien wenig ändern müssen.—-Hermann Wüstefeld ist Leiter geschlossene Fonds bei der DWS. Das Interview führte Armin Schmitz.