INVESTMENTFONDS - IM INTERVIEW: DAVID DALGAS, SAXO INVEST

"Wir schätzen eine gewisse Volatilität"

Fondsmanager des Saxo Invest CPH Global Equities erhält Sauren Award - Portfoliowerte werden im Schnitt vier Jahre gehalten - Active Share von 85 Prozent

"Wir schätzen eine gewisse Volatilität"

Die Schuldenkrise in Europa und die Geldpolitik der Notenbanken ist eine Herausforderung für Fondsmanager. Der Däne David Dalgas, der für den Saxo Invest CPH Global Equities verantwortlich ist, wurde zuletzt wegen seiner guten Leistungen mit dem goldenen Sauren Award ausgezeichnet. Im Interview der Börsen-Zeitung erklärt Dalgas die von ihm verfolgte Investmentstrategie.- Herr Dalgas, welche Bedeutung hat die Verleihung des Sauren Golden Award für Sie?Der Sauren Golden Award als bester globaler Aktienmanager ist eine sehr große Ehre für unser Haus. Auch weil ich beeindruckt bin von dem, was Eckhard Sauren in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Insbesondere die Analysen der Dachfondsmanager sind im internationalen Vergleich qualitativ gut und für Anleger ein guter Leitfaden.- Europa stöhnt derzeit unter der Schuldenkrise und die Notenbanken führen mit ihrer ultralockeren Geldpolitik ein bisher noch nie gesehenes Experiment durch. Hat sich durch diese Entwicklung Ihre Anlagestrategie geändert?Wir sind mit unseren Anlagestrategien extrem langfristig orientiert, deswegen ändert sich durch die ultralockere Geldpolitik wenig. Wir schätzen jedoch eine gewisse Volatilität und kurzfristige Unsicherheiten durchaus, weil sich dadurch gute Kaufgelegenheiten ergeben, und davon sehen wir derzeit einige. Aber der Markt bleibt weiter riskant.- Wie würden Sie den Investmentstil des Saxo Invest CPH Capital Global Equities beschreiben?Unser Anlagesystem für globale Aktien ist im Unterschied zu unseren Ergebnissen eher gewöhnlich. Wir setzen auf ein quantitatives System, um neue Anlageideen zu erkennen. Auf dieser Basis durchleuchten wir jedes Unternehmen und jeden Wert gründlich und systematisch. Der Abschluss basiert auf einer Risikooptimierung, bei der wir untersuchen, welchen Effekt neue Aktien auf das gesamte Portfolio haben und wie sich dadurch das Gesamtrisiko verändert.- Welche Rolle spielt die makroökonomische Entwicklung der Einzelländer für Ihre Anlagestrategie?Bei CPH Capital folgen wir einem klassischen Bottom-up-Ansatz. Attraktiv sind für uns nur Aktien mit einem Aufwertungspotenzial von mindestens 20 %. Da wir dabei für jedes Unternehmen die Wachstumsziele und die Prognosen für Umsatz- und Ertragswachstum einberechnen, spielt ein positives wirtschaftliches Umfeld selbstverständlich eine Rolle. Große Unsicherheiten über das makroökonomische Umfeld in einzelnen Ländern oder Regionen schaffen aber wiederum attraktive Gelegenheiten, günstig in Unternehmen einzusteigen, die langfristig erfolgreich sind, aber kurzfristig mit Problemen kämpfen.- Sie führen einen Stresstest im Rahmen Ihrer Investment-Analyse durch. Wie sieht dieser aus?Wenn wir uns ein Unternehmen anschauen, analysieren wir nicht nur die aktuellen Unternehmenszahlen, sondern die der vergangenen zehn oder 20 Jahre. Für unsere Stresstests nehmen wir dann die schlechtesten Zahlen aus diesem Zeitraum – meistens sind es die Zahlen aus 2008 – und rechnen durch, was eine Wiederholung für den aktuellen Cash-flow Return on Investment (CFROI) bedeuten würde. So können wir erkennen, ob ein Unternehmen auch in schlechten Zeiten stabile Erträge erwirtschaften kann. Zusätzlich betrachten wir bei der Bewertung eines Unternehmens ganz klassisch, wo es im Markt steht, welchen Wettbewerbsvorsprung es hat. Weil aber kein Wettbewerbsvorteil für die Ewigkeit ist, überprüfen wir das ständig.- Welche Relevanz hat die Benchmark für Sie?Ziel unserer Anlagestrategie ist es, unser Portfolio im Vergleich zur Benchmark MSCI World All Countries World risikoneutral zu gestalten. Zugleich leisten wir uns einen Tracking Error von über 6 %. Für den Fonds heißt das unterm Strich, dass wir ein ähnliches Risiko wie die Benchmark haben, das Renditepotenzial aber deutlich höher ist.- Wie hoch liegt der Active Share des Portfolios?Wir investieren immer in 50 bis 80 Werte. Der Active Share, also der Anteil der Werte im Fonds, die nicht in der Benchmark enthalten sind, beträgt derzeit rund 85 %.- Wie haben Sie Ihr Portfolio strukturiert?Viele Fondsmanager behaupten, dass sie langfristige Investoren sind, aber nur sehr wenige sind es in der Praxis tatsächlich. Wir halten jeden Wert im Schnitt über vier Jahre im Portfolio. Unser Fonds ist also sehr langfristig auf Core-Werte ausgerichtet. Die Umschlagshäufigkeit des Fonds ist mit weniger als 10 % entsprechend niedrig. Unser Analyseprozess vor jedem Investment ist sehr gründlich und entsprechend langwierig – das allein verhindert kurzfristige Entscheidungen und führt dazu, dass wir deutlich weniger Fehlinvestitionen machen.- Das Portfolio weist einen höheren Anteil an Finanzwerten als der MSCI All Country World auf. Welche Voraussetzungen müssen die Finanzwerte erfüllen, damit sie Eingang in Ihr Portfolio finden?Wenn wir Finanzunternehmen bewerten, schauen wir zum einen auf ein funktionierendes, nachhaltiges Geschäftsmodell mit hohen Renditen und überdurchschnittlich stabilem Wachstum. Derzeit sind wir beispielsweise investiert in Mastercard, American Express, den Terminbörsenanbieter CME oder die Ratingagentur Moody’s. Zum anderen schätzen wir aber auch eher klassische Bankmodelle mit einem starken Einlagengeschäft, einer starken Eigenkapitalausstattung und attraktiven Dividenden, Aktienrückkaufprogrammen und einer stabilen Eigenkapitalrendite. Die russische Sberbank ist ein gutes Beispiel hierfür mit einer Eigenkapitalrendite von über 20 %. Alle ausgegebenen Kredite sind über eigene Kundeneinlagen gedeckt. Zudem zahlt die Bank Dividenden von über 5 %. Dank einer eigenen Lizenz kann CPH Capital die Sberbank-Aktie direkt an der Moskauer Börse kaufen – bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5.- Warum liegt der Anteil der US-Werte im Portfolio niedriger als im MSCI World All Country?Wir sind langfristig eigentlich durchaus optimistisch, was US-Aktien angeht. Das Marktrisiko ist verglichen mit anderen Märkten niedriger. Die Kapitalverzinsung auf das eingesetzte Vermögen ist attraktiv und auch das Corporate-Governance-Umfeld stimmt, insbesondere mit Blick auf Ausschüttungen an Aktionäre. Allerdings sind US-Aktien derzeit sehr hoch bewertet. Wir finden aktuell attraktivere Kaufgelegenheiten in Europa und den Schwellenländern, insbesondere nach der jüngsten Delle an den Kapitalmärkten.- Wann werden Positionen verkauft?Grundvoraussetzung für ein Investment ist ein Aufwertungspotenzial von mindestens 20 %. Sobald dieses Potenzial erreicht ist, prüfen wir den Verkauf. Es gibt aber keinen rein mechanischen Verkauf, sobald das Renditeziel erreicht ist.- Welches Risikomanagement führen Sie durch, um starke Kursrückschläge abzufedern?Das Risikoprofil des Fonds orientiert sich an der Benchmark. Deswegen verzichten wir auf den Einsatz von Finanzinstrumenten zur Absicherung. Unser Management konzentriert sich darauf, durch die systematische Titelauswahl ein im Marktvergleich geringeres Risiko einzugehen.—-Das Interview führte Armin Schmitz.