Immobilien - Gespräch mit Christina Weiss, Vorstand MFI AG

"Wir schieben Türkei-Projekte"

Investorennachfrage schwächer - Aber Bedarf an Shoppingcentern bleibt hoch

"Wir schieben Türkei-Projekte"

Von Thomas List, FrankfurtEiner der führenden deutschen Shoppingcenter-Entwickler und -Betreiber, MFI Management für Immobilien, forciert sein Engagement in der Türkei. Über ein Joint Venture wurde das Management von zwei weiteren Einkaufszentren übernommen: Das noch im Bau befindliche “212 Istanbul” und das 2007 eröffnete Shoppingcenter “Babil” in Diyarbakir.”Damit haben wir aktuell drei Einkaufszentren im Management”, sagte Christina Weiss, MfI-Vorstand für internationale Expansion, der Börsen-Zeitung. Darüber hinaus betreut das Gemeinschaftsunternehmen 16 Vermietungsaufträge mit einer vermietbaren Handelsfläche von rund 730 000 Quadratmetern und knapp 2 300 Mietverträgen. Davon betreffen zehn Shoppingcenter, die noch nicht eröffnet sind. “Schließlich befinden sich sechs Projektentwicklungen in der Pipeline”, so Weiss. Der türkische Markt für Einkaufszentren befinde sich aktuell in der Konsolidierung. “Die Nachfrage ausländischer Investoren hat stark nachgelassen, viele Planungen wurden gestoppt oder redimensioniert. Auch wir haben unsere Projektentwicklungen erst mal geschoben.” Der Baubeginn der Adana Arcaden werde sich entsprechend verzögern.Die meisten der 300 bis 350 Einkaufszentren in der Türkei stehen in Istanbul (etwa 200) und in Ankara. Trotzdem gilt der Markt noch lange nicht als gesättigt. Schließlich gibt es in dem Land nur 58 qm Shoppingcenter-Fläche pro 1 000 Einwohner – deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von 206 qm. Bis 2008 galt die Türkei deshalb als Boom-Markt. “Projektentwicklern wurden die Objekte förmlich aus den Händen gerissen, auch wenn es nur erste Entwurfsskizzen gab”, so Weiss. Gleichzeitig konnten die Projekte mit relativ geringem Eigenkapitaleinsatz realisiert werden. Diese Zeiten seien aber seit Sommer 2008 vorbei.Das Joint Venture legt den Schwerpunkt seiner Aktivitäten im Moment auf das Vermietungs- und Center-Management. “Im Hype war das Center-Management kaum gefragt, inzwischen wird es nicht nur von internationalen Banken und Investoren, sondern zunehmend auch von den nationalen Eigentümern nachgefragt.” Das Center-Management umfasst nach Angaben von Weiss eine ganze Palette von Leistungen: von der Positionierung am Markt über die Auswahl der Mieter bis zur Organisation der Eröffnung und der Mietvertragsverwaltung. “Letztendlich geht es darum, durch eine entsprechende Mieterstruktur mit nachhaltigen Mieten und einem professionellen Center-Management den Wert des Shoppingcenters langfristig zu erhalten und zu steigern.”Nach Angaben von Weiss ist auch in der Türkei infolge der Finanzkrise eine Konsumzurückhaltung spürbar. Diese könne auch durch die aufgelegten Konjunkturprogramme nicht vollständig behoben werden. “Einige Filialisten werden auf der Strecke bleiben.” Auch bei den vom Joint Venture betreuten Centern gibt es vereinzelt Mieter, die in Schwierigkeiten geraten. “Wir setzen uns dann zusammen und finden eine Lösung”, hob Weiss hervor.Für die Zukunft zeigt sich Weiss bei den Projektentwicklungen zuversichtlich. Nur Shoppingcenter böten hochwertige Flächen. Wann die Krise überwunden ist und die Bautätigkeit wieder anspringt, weiß aber auch Weiss nicht. “Im dritten Quartal 2009 erwarte ich aber erste Weichenstellungen.”