Finanzen persönlich

Zweitmarkt als letzter Ausweg für Zeichner geschlossener Fonds

Verkauf von Anteilen über die Börse oder im Auktionsverfahren - Aber aktuell keine guten Preise erzielbar - Investoren können direkt oder über Fonds kaufen

Zweitmarkt als letzter Ausweg für Zeichner geschlossener Fonds

Von Heino ReentsDie schlechte Nachricht vorweg: Wer als Anleger jetzt seine geschlossenen Fonds kurzerhand zu Geld machen will und die Beteiligung am sogenannten Zweitmarkt zum Verkauf anbietet, hat derzeit relativ schlechte Karten. Denn die Zeiten für Höchstkurse im Zweitmarkt sind nach Expertenansicht erst einmal vorbei. Aus einem Verkäufermarkt mit großer Nachfrage und Rekordgeboten ist ein Käufermarkt geworden.Der Markt hat sich – verursacht durch die Finanzkrise – gedreht. Die Aussichten etwa in der Seeschifffahrt sind alles andere als rosig, die Transportvolumina im weltweiten Seehandel sind rückläufig, ein Überangebot an Tonnage drückt die Charterraten. Das schlägt auf die Bewertungen von Schiffsbeteiligungen durch. Und auch Immobilienbeteiligungen sind von der Krise nicht verschont geblieben. Liquidität ist gefragtHinzu kommt: Viele Anleger wollten oder mussten ihre Beteiligungen zu Geld machen – und das möglichst schnell. Nach dem Absturz an den Aktien- und Rohstoffmärkten wollten viele einfach nur Liquidität. Die Folge: Weil jetzt auch institutionelle Anleger ihre Beteiligungen an geschlossenen Fonds verstärkt auf dem Zweitmarkt zum Kauf anbieten, werden Fondsbeteiligungen durchschnittlich mit Abschlägen von 50 % gehandelt. Nach Berechnungen des Finanzdienstleisters und Vermittlers Beneke Zweitmarkt AG übersteigt das Angebot die Nachfrage derzeit um etwa 300 %.”Um nach den Abwertungen bei Aktien vorgegebene Quoten innerhalb bestimmter Assets einhalten zu können, stehen Banken, Versicherungen und Pensionsfonds derzeit unter hohem Verkaufsdruck anderer Bestandteile ihrer Portfolios. Dazu zählen auch Fondsbeteiligungen”, sagt Vorstand Wilfried Beneke. Nutznießer sind Anbieter von Zweitmarktfonds, die zu günstigen Preisen kaufen können.Für viele Altfonds werden mittlerweile Preise deutlich unter 100 % geboten. Die Fondszeichner bekommen also weniger Geld, als die Beteiligung auf dem Papier wert ist. Aber auch dann ist ein Verkauf mit Gewinn möglich, wenn nämlich die anfänglichen Steuervorteile und Ausschüttungen berücksichtigt werden. Drei große PlattformenViele Verkäufer suchen den Weg über eine der drei großen Plattformen: Während die Deutsche Fondsbörse sich weitgehend in der Preisermittlung an die Aktienbörsen anlehnt, arbeiten die Deutsche Sekundärmarkt und die Deutsche Zweitmarkt AG nach dem Höchstgebotverfahren, das man von der klassischen Versteigerung bei Ebay kennt. Bei diesem Verfahren kann der Bieter auf ein höheres Gebot reagieren.Neben diesen Handelsplattformen gibt es im Wesentlichen drei weitere Verkaufskanäle: Sogenannte Einkaufsplattformen wie etwa die Lloyd-Fonds-Tochter Trade On oder der Marktplatz E-Fonds 24, hinter dem vorwiegend institutionelle Großeinkäufer stehen. Ferner sind noch Vermittlungsplattformen im Zweitmarktgeschäft tätig, die im Zuge eines Bieterverfahrens den besten Preis ermitteln. Außerdem gibt es zahlreiche Zweitmarktfonds-Emittenten, die auch direkt Beteiligungen aufkaufen.Wer seine geschlossene Beteiligung verkaufen möchte, sollte sich vorher gut informieren und bei verschiedenen Aufkäufern ein Gebot anfordern. Denn von einem einheitlichen Zweitmarkt kann keine Rede sein. Anleger haben heute drei wesentliche Informationsquellen, um den Wert ihrer Fondsanteile in Erfahrung zu bringen: Sie können- ihr Emissionshaus bitten, den Anteilswert zu bestimmen,- auf einer öffentlichen Handelsplattform nach den aktuellen Handelsabschlüssen für ihren Fondsanteil schauen,- sich bei Ankäufern von Fondsanteilen einen verbindlichen Kurs für ihr Investitionsobjekt stellen lassen.In der Regel liegen die Preise der Zweitmarktfonds oder anderer Aufkäufer nicht weit auseinander, doch es gibt große Ausnahmen. Wer es mit dem Verkauf eilig hat, sollte seine Anteile an einen Aufkäufer oder Zweitmarktfonds veräußern. Denn eine solche Transaktion geht in der Regel in nur wenigen Tagen über die Bühne, allerdings beansprucht die Abwicklung – dazu gehört etwa die erforderliche Genehmigung des Emissionshauses – meistens ein paar Wochen. Mehrere FaktorenDie Kurse der gebrauchten Beteiligungen hängen von mehreren Faktoren ab. Bei Immobilienfonds sind besonders wichtig:- der planmäßige Verlauf des Fonds mit Blick auf Auszahlungen und Tilgung,- Lage und Wert der Immobilie,- Höhe der Mieteinnahmen und- Laufzeit der Verträge.Bei Schiffen hängen die Preise dagegen von folgenden Faktoren ab:- der Entwicklung des Dollar,- den zukünftigen Frachtraten- oder der Prognose über die Schiffsbetriebskosten.Angesichts der derzeit günstigen Preise lässt sich zwar auch für private Investoren durchaus das eine oder andere Schnäppchen machen. Generell gilt aber: Für unerfahrene Anleger eignet sich ein Kauf einer gebrauchten Beteiligung in der Regel nicht. Denn ihnen fehlt meistens das Wissen, einen Fonds richtig einzuschätzen. Die privaten Käufer sind in der Regel gut informierte Anleger, die bereits im Erstmarkt investiert haben. Am Zweitmarkt haben sie nun aber die Möglichkeit, gezielt nach erfolgreichen Produkten Ausschau zu halten. Alternative DachfondsEine Alternative für interessierte Käufer sind die Zweitmarktfonds, die Beteiligungen aufkaufen und sie als Dachfonds Privatanlegern anbieten. Der Vorteil: Das Kapital wird auf eine Vielzahl von Objekten gestreut, was das Risiko einer Direktbeteiligung deutlich senkt. Der Nachteil sind doppelte Gebühren, die die Rendite drücken. Eine weitere Gefahr lauert in der Möglichkeit, dass Emissionshäuser Zweitmarktfonds dazu nutzen, schlecht laufende Fonds aus dem Erstmarkt dort zu parken.