Im InterviewLynn Martin

"Der Markt läuft sich für eine sehr starke IPO-Saison warm"

Lynn Martin rechnet trotz zuletzt enttäuschender Debüts mit einer starken IPO-Aktivität ab Anfang 2024. Denn wie die Präsidentin der New York Stock Exchange betont, sitzt die weltgrößte Wertpapierbörse auf einem Listing-Rückstau – und will verstärkt deutsche Firmen anziehen.

"Der Markt läuft sich für eine sehr starke IPO-Saison warm"

Im Interview: Lynn Martin

"Der Markt läuft sich für eine sehr starke IPO-Saison warm"

Lynn Martin rechnet trotz zuletzt enttäuschender Debüts mit einem starken Andrang aufs Parkett ab Anfang 2024. Denn wie die Präsidentin der New York Stock Exchange betont, sitzt die weltgrößte Wertpapierbörse auf einem Listing-Rückstau – und will verstärkt deutsche Firmen anziehen.

Frau Martin, die IPO-Aktivität hat in den vergangenen Quartalen wieder angezogen, doch einige Börsendebüts haben enttäuscht. Inwieweit lässt sich die Dynamik bei Listings bis ins neue Jahr und darüber hinaus aufrechterhalten?

Der Markt läuft sich für eine sehr starke IPO-Saison warm. Die Volatilität, die wir im dritten Quartal 2023 gesehen haben, sehe ich als gesund und als normalen Bestandteil des Aktienhandels an. Als Börse können wir geopolitische Unsicherheiten und ihre Effekte auf die Marktstimmung nun einmal nicht kontrollieren. Nachdem Investoren durch die starken IPOs vieler verbraucherorientierter Unternehmen im zweiten Quartal Zutrauen gefasst hatten, haben globale Ungewissheiten die Aktienperformance rund um einige unserer Debüts im Herbst beeinflusst. Dies hat sich beim Börsengang von Birkenstock, unserem signifikantesten neuen Listing im vierten Quartal, gezeigt. Doch die Aktie hat sich davon schnell erholt und notiert nun über Ausgabepreis.

Dennoch ist die Erinnerung an das enttäuschende Birkenstock-Debüt in den Köpfen vieler Investoren noch frisch. In welchem Umfang wird das die Pläne deutscher und europäischer Unternehmen für US-Listings noch beeinflussen?

Ich glaube nicht, dass wir einen langfristigen Einfluss sehen werden. Bis die Aktie über den Ausgabepreis zurückgekehrt ist, hat es nur einen Monat gedauert – und viele andere Unternehmen werden den Markt aufgrund seiner Liquiditätstiefe und der großen Zahl an institutionellen Investoren auch künftig anzapfen. Tatsächlich denken mehr und mehr ausländische Unternehmen darüber nach, ihre Listings entweder in die USA zu verlagern oder hier in New York zu debütieren. Im November hat zu unserer Freude der führende globale Sportwetten- und Spieleanbieter Flutter angekündigt, dass er seine Aktien Anfang 2024 an der New York Stock Exchange (Nyse) listen wird.

Welche Listing-Volumina erwarten Sie im kommenden Jahr insgesamt?

Das lässt sich nur schwierig präzisieren. Wir hatten mit den Börsengängen einer ganzen Bandbreite an Unternehmen im vierten Quartal 2023 gerechnet, fast alle davon haben ihre IPOs ins erste Quartal 2024 verschoben. Daher haben wir einen Rückstau an Listings in unglaublichem Wert, den wir erst einmal durcharbeiten müssen. Auf Grundlage unserer Gespräche mit den Management-Teams sowie der Zeit und den Ressourcen, die diese in die Vorbereitung ihrer Debüts stecken, erwarten wir, dass die IPO-Aktivität im neuen Kalenderjahr stark anzieht.

Wie wichtig sind Listings europäischer und deutscher Unternehmen für die Strategie der Nyse in diesem Umfeld?

Durch starke Listings ausländischer Unternehmen heben wir uns deutlicher von unseren Wettbewerbern ab. Die New York Stock Exchange ist eine auffällige Marke, und Unternehmen, die den öffentlichen US-Kapitalmarkt anzapfen wollen, verlassen sich in der Regel auf uns. Die Marktteilnehmer wissen, dass wir zuverlässig arbeiten und unsere Systeme widerstandsfähig sind. In der Nyse finden sie eine Plattform, auf der sie für globale Investoren sehr stark sichtbar werden. Das gilt für alle ausländischen Unternehmen – Deutschland ist aber sicher ein Markt, auf den wir uns scharf fokussieren. Inklusive Birkenstock sind wir die Heimat von sieben deutschen Unternehmen, die zusammen auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 200 Mrd. Dollar kommen. Wir würden uns freuen, mehr zu begrüßen.

Wie stark dürfte der Wettbewerb um Listings zwischen New York, Frankfurt und London noch anziehen?

Wir bieten den Zugang zum breitesten Investorenpool, den es gibt. Viele Unternehmen sind sich dessen bewusst und streben eine doppelte Listing-Struktur an. Dies erlaubt es ihnen, in ihrem Heimatmarkt präsent zu sein und zugleich den tiefen und liquiden US-Markt durch amerikanische Hinterlegungsscheine (ADR) oder eine doppelte Erstnotiz zu erschließen. Da der amerikanische Markt in der Regel aber eine höhere Liquidität bietet, laufen die Bewertungen für die Aktien doppelt gelisteter Unternehmen häufig auseinander. In der Folge wechseln Unternehmen mit ihrer Erstnotiz nun zunehmend in die Vereinigten Staaten.

Der Trend bei chinesischen Unternehmen gestaltet sich allerdings gegenläufig: Aufgrund politischer Spannungen haben sich viele von ihnen von den US-Börsen zurückgezogen. Welchen Einfluss hat das auf Ihren Marktausblick?

Ich bin optimistisch, dass wir da künftig eine Balance finden werden. Ende 2022 hat die US-Aufsicht über die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften PCAOB damit begonnen, Audits für chinesische Firmen zu inspizieren. Die erhöhte Transparenz, die aus diesen Prüfungen resultiert, ist eine wichtige Voraussetzung für die fortgesetzte Präsenz chinesischer Unternehmen im öffentlichen US-Markt. Zuletzt ist der Fokus zudem auf die Entwicklung eines Prozesses gerückt, durch den Firmen mit Listing-Plänen in den Vereinigten Staaten die Standards chinesischer Regulatoren erfüllen können. Ich glaube fest daran, dass chinesische Unternehmen mit einer globalen Kunden- und einer großen US-Investorenbasis ihre Präsenz im amerikanischen Markt fortsetzen oder ihre Aktien hier listen werden können.

Politische Spannungen bestehen nicht nur zwischen den Vereinigten Staaten und China. In der Europäischen Union dreht sich eine kontrovers geführte Debatte um US-Programme wie den Inflation Reduction Act. Politiker fürchten infolge umfangreicher Subventionen eine große Abwanderung europäischer Unternehmen nach Amerika. Wie wird dies den Wettbewerb um Listings beeinflussen?

Das kommende Jahr wird unglaublich spannend. Wir bereiten uns in den USA auf eine Präsidentschaftswahl vor, die definitiv großen Einfluss auf die geopolitische Landschaft haben wird. Wie wir 2023 allerdings gesehen haben, ist der Einfluss politischer Spannungen auf das Listing-Umfeld nur schwer vorherzusagen. Wir hoffen auf eine konstruktive Debatte zwischen den USA und der Europäischen Union – aber die Nyse wird nichtsdestotrotz in ihrer Rolle als Anlaufstelle für globale Firmen und Investoren vorangehen. Wir haben großartige Beziehungen zu verschiedenen Wirtschaftsräumen und bauen Brücken zwischen Unternehmen. Das könnte sich künftig auch in gemeinsamen Standards für Listings, Produkte wie Indizes und ETFs oder eine Kooperation bei ESG-Daten ausdrücken.

Die politische Debatte rund um ESG-Investments in den USA ist allerdings weniger konstruktiv als vielmehr aufgeheizt. Welche Auswirkungen hat das auf den Markt?

ESG ist wie alle Investmenttrends datengetrieben. Unser Job als Börse ist es, Werkzeuge für Wertpapieremittenten bereitzustellen, über die sie Nachhaltigkeitsrisiken managen und ihre ESG-Stories vermarkten können. Das gilt sowohl für amerikanische als auch für ausländische Unternehmen und unabhängig vom politischen Klima. Der Markt trifft dann eine Entscheidung zu jeder einzelnen Anlage, wie an den Mittelflüssen aus ESG-Fonds in den USA ersichtlich wird. Uns als Unternehmen liegt die Nachhaltigkeitswende aber seit jeher am Herzen.

Ein gern bemühter Slogan, aber woran speziell machen Sie das bei der New York Stock Exchange fest?

Die Intercontinental Exchange (ICE), unsere Muttergesellschaft, wurde als Gruppe von Energiebörsen mit dem Ziel gegründet, die Transparenz im Strom- und Gasmarkt zu erhöhen. Wir haben im Jahr 2010 die Climate Exchange übernommen – durch diese Akquisition wurden Futures auf CO2-Emissionsrechte sowie Carbon Credits auf unseren Plattformen verfügbar. Zudem ermöglichen wir es unseren Kunden im Datengeschäft, ihre Umwelt- und Klimarisiken über verschiedene Märkte hinweg besser zu steuern.

Sehen Sie denn Potenzial für größere Skaleneffekte durch eine engere Zusammenarbeit zwischen der New York Stock Exchange, der ICE und ihren anderen Tochtergesellschaften? Der Wettbewerb zwischen den US-Börsenbetreibern hat schließlich auch angezogen – und mit der CBOE greift ein breit aufgestellter ICE-Konkurrent im Markt für Aktienlistings an.

Wir betreiben bei der ICE schon jetzt eine enge Kollaboration zwischen den verschiedenen Plattformen. Natürlich widme ich große Teile meiner Zeit der New York Stock Exchange, aber ich bin auch Vorsitzende von ICE Fixed Income and Data Services. Große Herausforderungen im Risikomanagement über verschiedene Unternehmensteile spielen in unserer strategischen Planung eine wichtige Rolle. Genauso konzentrieren wir uns darauf, den sich ständig entwickelnden Bedürfnissen unserer Kunden durch widerstandsfähige und moderne Technologie zu begegnen.

Das werden wohl auch Ihre Wettbewerber für sich beanspruchen. Aber durch welche greifbareren Faktoren wollen Sie sich in diesem Marktumfeld von der Konkurrenz abheben?

Wir sind eine der ganz wenigen großen Wertpapierbörsen weltweit, in deren Handelsräumen noch physisches Trading stattfindet. Das ist sicherlich ein unterschätzter Faktor. Die Welt ist stärker technologiegetrieben, die fortschrittlichsten Unternehmen setzen aber Menschen zur Kontrolle ein. Auf der Plattform der New York Stock Exchange können wir eine halbe Billion elektronischer Nachrichten pro Tag verarbeiten. Ohne die Menschen unten auf unserem Trading Floor würde die Volatilität aber gerade rund um die Handelseröffnung und den Handelsschluss bedeutend steigen. Dieser menschliche Einfluss ist für Emittenten wichtig, gerade wenn sie Aktienrückkaufprogramme ausführen oder neue Wertpapiere begeben. Denn dies kann die Kurse erheblich beeinflussen.

Wie dürfte die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) diese Prozesse beeinflussen?

Börsen wie die unsere können künstliche Intelligenz produktiv nutzen, um Menschen mehr Kapazitäten für Aufgaben mit einer höheren Wertschöpfung zu verschaffen. Beispielsweise haben wir unsere Effizienz erhöht, indem wir die großen Datenmengen stärker nutzbar machen, die durch die Nyse fließen. Zudem haben wir die Transparenz im Energiemarkt durch den Einsatz von Large Language Models auf unserer Plattform ICE Chat gesteigert. Diese verbindet unsere Marktteilnehmer durch Nachrichtensysteme und ist mit Texterkennungssoftware ausgerüstet. Durch dieses Feature kann ICE Chat Nachrichten in verwertbare Daten umwandeln, was wiederum die Effizienz im Handel erhöht.

Welches Interesse zeigen die Investoren an der Plattform?

Wir haben daran für mehr als zehn Jahre gearbeitet, breiter nutzbar ist die Plattform seit Ende 2020. Die Handelsvolumina in unseren Energiemärkten, die darüber zustande kommen, sind im bisherigen Jahresverlauf um 70% gestiegen. Marktteilnehmer lernen, mit KI ausgerüstete Technologien zur Effizienzsteigerungen zu nutzen. Natürlich befinden wir uns da noch am Anfang, die Volumina sind im Vergleich zum gesamten Handel auf unseren Energiemärkten zwar klein, aber sie wachsen sehr schnell.

Sie sprechen die Effizienz im Handel an. Am US-Aktienmarkt und vor allem auf Ihren Konkurrenzplattformen wie der Nasdaq sind inzwischen Hunderte Penny Stocks gelistet, die anfällig für heftige Kursschwankungen sind. Wie viel Arbeit ist noch zu tun, um ein befriedigendes Maß an Investorenschutz zu erreichen?

Ich kann nur über uns sprechen. Wir sind sehr stark darauf fokussiert sicherzustellen, dass die an der Nyse öffentlich gelisteten Unternehmen unsere hohen Standards erfüllen. Nicht jedes Unternehmen, das den US-Markt anzapfen will, qualifiziert sich auch für ein Listing bei uns. Tatsächlich kamen 70% der IPOs aus dem Jahr 2023 nicht für uns in Frage. Wir sind seit 231 Jahren zentraler Bestandteil der Entwicklung des US-Kapitalmarkts und haben deshalb eine ganz andere Verantwortung.

Der Penny-Stock-Boom dürfte ein Resultat des Trends aus dem Jahr 2021 sein – damals gingen viele junge Unternehmen durch Rückwärtsfusion mit einer Special Purpose Acquisition Company (Spac) an die Börse. Welche Rolle spielen Spacs künftig im Listing-Markt?

Spacs werden immer ihren Platz am Markt haben. Seit sie vor über 20 Jahren aufgekommen sind, waren Spac-Deals für Unternehmen immer ein gangbarer Weg an die Börse. Die Herausforderung in den Jahren 2020 und 2021 bestand ganz einfach darin, dass Hunderte Spacs ungefähr zur gleichen Zeit an den Markt kamen.

Welche anderen Listing-Trends dürften sich in den kommenden Monaten erholen?

Bei Direktlistings waren wir Pionier und sind durch den Spotify-Börsengang 2018 mit der ersten dieser Transaktionen jemals vorangegangen. Seither haben wir eine ganze Reihe anderer Unternehmen wie den auf Korrekturbrillen spezialisierten Einzelhändler Warby Parker, die Datenfirma Palantir und die Online-Gaming-Plattform Roblox durch diesen Mechanismus begrüßen können. Nach regulatorischen Veränderungen aus dem vergangenen Jahr können wir Unternehmen nun auch Direktlistings mit Kapitalerhöhung ermöglichen. Ich erwarte, dass die Aktivität in diesem Segment wieder anzieht.

Insgesamt haben Regulatoren zuletzt große Veränderungen an den US-Kapitalmärkten angestoßen. Die Börsenaufsicht SEC plant beispielsweise eine sehr ambitionierte Marktstrukturreform, die neuen Regeln würden Rückvergütungen für Broker (Payment for Orderflow) stark beschränken. Warum haben Sie öffentlich gegen diese Reform argumentiert?

Ich möchte klarstellen, dass wir nicht gegen die Reform per se sind. Allerdings hat die SEC viele Veränderungen gleichzeitig vorgeschlagen. Die Behörde will ein Auktionssystem für einzelne Orders einführen und die Darstellung von Kursen an Börsen und bei großen Handelsdienstleistern, die in Abstufungen von weniger als 1 Cent traden dürfen, harmonisieren. Zudem plant sie, ein neues Rahmenwerk für die Qualität der Orderausführung durch Broker einzuführen und die Transparenz für Investoren zu erhöhen, indem sie die Offenlegungspflichten rund um die Orderausführung anpasst.

Sie glauben, dass es den Markt überfordern wird, all diese Veränderungen gleichzeitig einzuführen?

Wir haben uns mit Citadel und Charles Schwab zusammengesetzt, dem größten Marketmaker und dem größten Lieferanten von Retail-Orderflows. Gemeinsam argumentieren wir für einen graduelleren Reformprozess. Die SEC sollte die vorgeschlagenen Regeln auf Basis von Rückmeldungen aus der Branche umsetzen und sich Zeit geben, um mögliche unerwünschte Folgen einer jeden Regel zu überprüfen. Durch einige der Reformen sehen wir aber durchaus klare Vorteile für den öffentlichen Markt.

Welche Vorteile genau erwarten Sie?

Da fällt mir sofort die Harmonisierung der Kursabstufungen ein. Dark Pools (Plattformen für den anonymen Handel abseits der Börsen, Anm. der Redaktion) haben einen so großen Anteil an der Orderausführung gewonnen, eben weil sie in Abstufungen von unter 1 Cent traden können. Wenn große Börsen wie die Nyse die Größe ihrer Ticks reduzieren dürfen, könnten wir gerade bei Trades mit engen Geld-Brief-Spannen mit den Preisen der Dark Pools konkurrieren.

Wie würde dies Ihre Erlöse aus dem Sekundärmarktgeschäft beeinflussen?

Das können wir jetzt noch nicht quantifizieren. Was ich aber sagen kann: Wenn die Börsenaufsicht die Kursabstufungen so harmonisiert wie von der Nyse empfohlen, dürften sich die verfügbaren Verbesserungen gegenüber dem Marktpreis von Wertpapieren zum Zeitpunkt der Orderausführung um 3,8 Mill. Dollar pro Tag ausweiten. Dies kommt zu den bereits verfügbaren Preisverbesserungen im Volumen von schätzungsweise 49,8 Mill. Dollar pro Tag hinzu.

Die SEC strebt indes nicht nur umfangreiche Reformen im Aktienhandel an, sondern geht auch hart gegen Digital-Assets-Dienstleister vor. Ins Visier ist dabei auch die Kryptohandelsplattform Coinbase geraten, an der die Nyse ihre Beteiligung 2021 abgestoßen hat. Welche Pläne verfolgen Sie noch im Markt für Cyberdevisen und Blockchain-Technologie?

Wir sind sehr früh in diesen Markt vorgestoßen. Bei Coinbase sind wir 2014 eingestiegen und haben unsere Position sieben Jahre später nach dem Börsengang der Handelsplattform aufgelöst. Im Jahr 2018 haben wir zudem Bakkt an den Start gebracht – eine Gesellschaft, die Infrastruktur für den Handel mit Kryptowährungen entwickelte und damit die erste institutionelle Kryptoplattform war. Es ist interessant zu sehen, wie sich das Digital-Assets-Segment seither entwickelt hat. Wir haben immer gesagt, dass der Sektor klare regulatorische Richtlinien braucht, bevor sich institutionelle Investoren in größerem Maßstab darin vorwagen werden. Solange diese Richtlinien sich noch in der Entwicklung befinden, arbeiten wir zwar im Hintergrund an Innovationen, bringen allerdings keine neuen Produkte an den Markt.

Wie groß ist das grundsätzliche Interesse Ihrer Investoren an Kryptoprodukten denn?

Rund um den Markt für Exchange-Traded Funds ist sicherlich ein Dialog entstanden. Wir müssen abwarten und sehen, ob direkt in den Spotmarkt investierende Bitcoin-ETFs letztlich das grüne Licht der SEC erhalten werden. Wir arbeiten seit Jahren mit einer großen Bandbreite an Produktanbietern daran, einen Spot-Bitcoin-ETF auf unserer Plattform Nyse Arca zu lancieren – und wir wären bereit, sobald eine angemessene Regulierung vorhanden ist.

Zur Person
Lynn Martin amtiert seit Januar 2022 als 68. Präsidentin der New York Stock Exchange. Nach ihrer unmittelbaren Vorgängerin Stacey Cunningham ist sie erst die zweite Frau auf dem Chefposten des „Big Board“. Neben der weltgrößten Wertpapierbörse lenkt sie auch die Fixed-Income- und Datensparte der Mutter ICE, die Geschicke zweier Optionsbörsen sowie von vier vollständig elektronischen Aktienplattformen – darunter die im ETF-Markt führende Nyse Arca. Die Managerin greift in ihrem stark technologiegetriebenen Geschäft auf große IT-Expertise zurück. Nach ihrem Studium der Informatik und Mathematik am Manhattan College arbeitete sie als Programmiererin für IBM und machte parallel ihren Master-Abschluss in Statistik an der New Yorker Renommieruniversität Columbia. Die Leidenschaft für Technologie entdeckte sie bereits während ihrer Jugend in Smithtown auf Long Island, in der sie mit einem Commodore-64-Computer programmierte. Das Interesse an Finanzmärkten und Risikomodellen entstand während ihrer Zeit bei IBM. Im Jahr 2001 schloss sich Martin deshalb der London International Financial Futures and Options Exchange an, aus der nach einer Serie von Übernahmen das Derivategeschäft der Nyse hervorgehen sollte. Komplexe mathematische Probleme löst die Mutter zweier Söhne, die mit ihrer Familie wieder auf Long Island lebt, auch heute noch gerne in ihrer Freizeit.

Das Interview führte Alex Wehnert.

Inklusive Birkenstock sind wir die Heimat von sieben deutschen Unternehmen, die zusammen auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 200 Mrd. Dollar kommen. Wir würden uns freuen, mehr zu begrüßen.

Wir arbeiten seit Jahren mit einer großen Bandbreite an Produktanbietern daran, einen Spot-Bitcoin-ETF zu lancieren – und wir wären bereit, sobald eine angemessene Regulierung vorhanden ist.