Wegen Zinswende und neuer Bilanzierungsvorgaben

Sparkassen und Volksbanken schreiben Milliarden auf Eigenanlagen ab

Der historische Einbruch am Anleihenmarkt und neue Bilanzierungsvorgaben verhageln den Sparkassen und Kreditgenossen die Bilanzen.

Sparkassen und Volksbanken schreiben Milliarden auf Eigenanlagen ab

21. Februar

Sparkassen und Volksbanken schreiben Milliarden ab

lee Frankfurt

Die abrupte Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) trifft die lautesten Kritiker der Niedrigzinspolitik mit Wucht. Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken müssen für das Jahr 2022 Milliarden auf die in der Eigenanlage (Depot A) gehaltenen Wertpapiere abschreiben. Deutlich wird das bei der Veröffentlichung der Jahreszahlen der 43 im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) zusammengeschlossen Sparkassen. Der historische Einbruch am Anleihenmarkt hatte Wertberichtigungen im Wertpapiergeschäft in Höhe von 1,42 Mrd. Euro beschert. Die Abschreibungen lagen damit rund 100 Mill. Euro über dem Betriebsergebnis vor Bewertung, wie Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender auf der Pressekonferenz in Berlin erläutert.

Wie viele Kollegen im Sparkassensektor und bei den Kreditgenossen geht Zender davon aus, dass es sich bei den Abschreibungen zum größten Teil um temporäre Verluste handelt. Denn obwohl die im Depot A befindlichen Anlagen in der Regel bis zur Endfälligkeit gehalten werden, müssen Institute, die ausschließlich nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs (HGB) bilanzieren, erstmals die zu erwarteten Verluste unter der Berücksichtigung der aktuellen Risikosituation und zukünftiger Ausfallerwartungen darstellen, statt sich wie bisher auf historische Ausfallquoten zu beziehen. Das entspricht der Logik des internationalen Bilanzierungsstandards IFRS 9, der erstmals für das Geschäftsjahr 2018 befolgt werden musste.

Auch die Regionalverbände Westfalen-Lippe und Baden-Württemberg räumen hohe Abschreibungen ein, die Wertberichtigungen der beiden Verbände und des OSV belaufen sich auf 3 Mrd. Euro. Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis versichert aber, dass die Milliardenverluste einstellig bleiben werden. Die im Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) zusammengeschlossenen Kreditgenossen schließen wegen der hohen Abschreibungen 2022 mit einem um 6,6 Mrd. Euro gesunkenen Vorsteuerergebnis von 3,9 Mrd. Euro ab. Wie viel davon wieder gutgeschrieben wird, muss sich weisen.

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