Kosten der Naturkatastrophen

Sturm und Hagel kosten so viel wie noch nie

Das zu Ende gehende Jahr war mit 12,5 Mrd. Euro das teuerste Jahr für versicherte Schäden aus Naturgefahren in Deutschland seit Beginn der Statistik Anfang der 1970er-Jahre.

Sturm und Hagel kosten so viel wie noch nie

Die Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen machen 2021 zum kostspieligsten Naturkatastrophen-Jahr für die Versicherer in Deutschland. Rund 12,5 Milliarden Euro müssen sie nach Berechnungen des Branchenverbandes GDV für Naturgefahren in diesem Jahr zahlen – so viel wie nie, seit der Verband Anfang der 1970er Jahre begann, Buch darüber zu führen. Verantwortlich dafür waren vor allem die verheerende Sturzflut im Juli und Hagel im Frühsommer.

Von der Gesamtsumme entfallen rund 9 Mrd. Euro auf Schäden durch Überschwemmungen und Starkregen an Wohngebäuden, Hausrat und Betrieben, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft am Montag mit. Weitere 2 Mrd. Euro sind Folgen von Sturm und Hagel, die restlichen 1,5 Mrd. Euro sind auf Naturgefahrenschäden an Kraftfahrzeugen zurückzuführen.

Insgesamt liegen die Schäden damit noch über denen im Jahr 2002 mit dem Jahrhundert-Hochwasser an der Elbe und starken Stürmen (11,3 Mrd. Euro) und 1990 mit der Orkanserie Daria, Vivian und Wiebke (11,5 Mrd. Euro).

Damit übertraf das zu Ende gehende Jahr das Orkan-Jahr 1990. Damals hatten die Stürme „Daria“, „Vivian“ und „Wiebke“ Deutschland heimgesucht, so dass sich die versicherten Schäden – nach heutigen Preisen – auf 11,5 Mrd. Euro summierten.

Die Naturkatastrophen-Schäden liegen in diesem Jahr bei mehr als dem Dreifachen des langjährigen Durchschnitts von 3,8 Milliarden Euro. Forscher rechnen aufgrund des Klimawandels auch in Ländern wie Deutschland in den nächsten Jahren mit steigenden Schäden durch Überschwemmungen, Hagel oder schwere Stürme.

Allein für die Sturzflut an der Ahr, der Erft und anderen Nebenflüssen des Rheins, die im Juli ganze Dörfer wegschwemmte, machen sich die Versicherer auf Schadenzahlungen von 8,2 Milliarden Euro gefasst. Der Großteil davon entfällt mit 7,7 Milliarden auf Schäden an Häusern, Hausrat und Betrieben. „An unsere Kunden haben wir bereits innerhalb kurzer Zeit über drei Milliarden Euro ausgezahlt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des GDV, Jörg Asmussen.

Für die Kfz-Versicherer war dagegen eine Hagelserie im Juni mit rund 700 Millionen Euro der größte Einzelschaden – und der viertgrößte Hagelschaden der vergangenen 50 Jahre. Insgesamt verursachte die Juni-Unwetterserie versicherte Schäden von 1,7 Milliarden Euro.

Die Sturzflut im Rheinland hatte erneut eine Debatte über eine Pflichtversicherung gegen Naturgefahren ausgelöst. Nach Ansicht des GDV würde sie das Problem aber nicht lösen. Die Versicherer wollen stattdessen nur noch Wohngebäude-Policen anbieten, die Elementargefahren wie Hochwasser und Starkregen einschließen, wie Asmussen erläuterte. Zudem dringen sie auf staatliche Eingriffe wie Bauverbote in hochwassergefährdeten Gegenden.

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