200 000 Jobs in Gefahr

Umfrage von El-Net Group: Ein Drittel weniger Bankmitarbeiter als Folge der Digitalisierung

200 000 Jobs in Gefahr

Dass Banken im Zuge der Digitalisierung ihre Personalstruktur verändern müssen, ist bekannt – konkrete Zahlen gibt es aber nur selten. Der Personalberater El-Net Group nennt nun in einer Analyse das “Drei-Drittel-Szenario” und fordert von Managern ein konsequentes Durchgreifen, solange der Aufschwung anhält.kaz Frankfurt – Um mit den Herausforderungen durch die Digitalisierung profitabel fertig werden zu können, werden Banken in Deutschland den Personalbestand innerhalb des kommenden Jahrzehnts um voraussichtlich ein Drittel reduzieren. Das ist das Ergebnis von Gesprächen mit Personalverantwortlichen von rund 90 Banken, welche die Münchner Personalberatung El-Net Group in den vergangenen Monaten geführt hat. Die Institute sind vor dem Hintergrund anhaltender Niedrigzinsen und eines zunehmenden Regulierungsdrucks angehalten, ihren Personalbestand “nicht nur drastisch zu verringern, sondern auch erheblich zu verändern”, empfiehlt der El-Net-Vorstandsvorsitzende Eckhart Eller in der Analyse. Die Zeit für Umstrukturierungen sei jetzt.Dass Regulierung und Niedrigzinsumfeld Banken vor Herausforderungen beim Kostenmanagement stellen, ist generell nichts Neues. Auch dass der Faktor Digitalisierung in der Branche zu tiefgreifenden Umstrukturierungen führen wird, ist mittlerweile hinlänglich bekannt – Stichwort Filialabbau. Wenn es um konkrete Konsequenzen und Zahlen geht, halten sich Berater und Banken aber meist bedeckt.Der Analyse der El-Net Group zufolge geht die Branche vor diesem Hintergrund nun vom sogenannten Drei-Drittel-Szenario aus: Ein Drittel der aktuell rund 600 000 im deutschen Bankensektor Beschäftigten werde in einem Zeitraum von sieben bis zehn Jahren nicht mehr in der Branche arbeiten, heißt es. Ein weiteres Drittel werde zwar noch im Sektor ansässig sein, allerdings andere Aufgaben übernehmen. Lediglich das dritte Drittel wird dementsprechend in näherer Zukunft noch den Job ausüben, den es heute hat.Zunehmend setze sich zudem die Meinung durch, dass der Prozess eher schneller vonstattengehen werde: dass es also eher um sieben als um zehn Jahre gehen wird. “Keiner wird heute auf die letzte Kommastelle eine Prognose abgeben, wie groß der Restrukturierungsbedarf ist, wie viel Beschäftigte genau von den zu erwartenden Restrukturierungsmaßnahmen betroffen sein werden”, kommentiert Personalexperte Eller. Das Drei-Drittel-Szenario gelte aber als “recht wahrscheinlich”. Umstrukturierung “überfällig”Eller verweist auf eine McKinsey-Studie, laut der die Niedrigzinsen die Eigenkapitalrendite der Banken längerfristig um rund 2 % drücken werden; durch Digitalisierung und Regulierung gingen noch mal 2 bzw. 1,7 Prozentpunkte ab. Um allerdings eine Eigenkapitalrendite von 6 % zu erreichen, was dem Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre entspreche, müssten Institute entsprechend ihre Erträge um 30 % steigern oder die Kosten um 30 % senken. Quellen für “nennenswerte Ertragssteigerungen” seien jedoch nicht in Sicht.Eller warnt davor, die “überfällige Neustrukturierung” des Personals weiter aufzuschieben: “Denn die Zeiten einer freundlichen Konjunktur sind die Zeiten, in denen es viel eher möglich ist, den betroffenen Mitarbeitern neue Perspektiven aufzuzeigen.” Institute neigten dazu, entsprechende Entscheidungen auf die lange Bank zu schieben, kritisiert der Berater. Konsequentes Handeln finde bisher nur in “einigen deutschen Banken” statt. Für die personellen Umstrukturierungen gebe es aber keine Alternative: Die “Hoffnung, dass ein Hinüberretten in die nächsten Jahre unter dem Anspruch einer Strategieoptimierung, verbesserter Umfeld-Szenarien oder reduzierter Bezüge für die Bankangestellten das Problem löst, wird sich als Illusion erweisen.” Vielmehr führten etwa das Zahlen von Boni in genau die entgegengesetzte Richtung. Oftmals stehe die Unternehmenskultur notwendigen Umstrukturierungen entgegen, bemängelt Eller.