Umweltbank

BaFin-Rüge führt zu Trans­formation

Die Umweltbank steht vor zwei Jahren des Übergangs. Der Wachstumskurs pausiert, stattdessen baut der Vorstand das Kreditinstitut um. Auslöser ist eine Rüge der Finanzaufsicht BaFin.

BaFin-Rüge führt zu Trans­formation

mic München

Die Umweltbank startet nach einer Rüge der Finanzaufsicht BaFin einen Transformationsprozess. „Wir mussten feststellen, dass wir im Verhältnis zum Wachstum in den letzten Jahren etwas zu wenig investiert hatten“, sagte Jürgen Koppmann, Vorstandssprecher des Nürnberger Kreditinstituts, auf der hybrid abgehaltenen Bilanzpressekonferenz. Die Bankenaufsicht hatte den Angaben zufolge Schwächen in der Geschäftsorganisation festgestellt. „Wir stehen vor zwei Jahren des Übergangs“, erklärte Koppmann. Die IT müsse erneuert, der Personalbestand nochmals etwas ausgebaut, ein neues Firmengebäude bezogen und die Strategie geschärft werden. Auch seien Prozesse zu hinterfragen.

Die BaFin habe in ihrer turnusmäßigen Prüfung 2022, die alle fünf bis zehn Jahre vorgenommen werde, festgestellt, dass die Umweltbank in bestimmten Bereichen mehr Personal benötige, erklärte Koppmann. Außerdem müssten Prozesse optimiert werden. Die Bank werde diese Feststellungen bis Ende 2023 erledigen, sagte Koppmann. Das Transformationsprogramm läuft unter dem Projektnamen „Umwelt.neo“.

Das neue Bankensystem werde wesentlich dazu beitragen, dass diese Forderungen erfüllt würden, sagte Koppmann. Es solle am 9. Oktober starten. Für die IT-Migration verbuchte die Umweltbank im vergangenen Jahr bereits 3,6 Mill. Euro. Im laufenden Jahr würden voraussichtlich 10 Mill. Euro hinzukommen, sagte Koppmann. Im nächsten Jahr seien weitere 4 Mill. Euro eingeplant. Die Nürnberger hatten im vergangenen Juni bekanntgegeben, zu dem IT-Dienstleister Atruvia zu wechseln, der zum kreditgenossenschaftlichen Sektor gehört.

Fristentransformationbelastet

Das Management rechnet darüber hinaus mit steigenden Personalkosten. Sie würden getrieben von Neueinstellungen und Gehaltsanpassungen, hieß es in Nürnberg. Finanzvorständin Heike Schmitz rechnet mit einem Anstieg um einen hohen einstelligen Millionenbetrag. Im vergangenen Jahr erhöhte die Bank ihre Mitarbeiterzahl um 33 auf 332. Die Personalkosten stiegen um 16% auf knapp 20 Mill. Euro. In der Folge rechnet die Umweltbank im laufenden Jahr mit einem deutlichen Rückgang des Ergebnisses vor Steuern. Es soll von 39,2 Mill. Euro auf rund 20 Mill. Euro sinken.

Schmitz begründete dies auch mit einem erwarteten Abschmelzen des Zinsergebnisses: „Im Kreditgeschäft trifft ein hoher Bestand an Darlehen mit langfristiger Zinsbindung zu niedrigen Zinssätzen auf Spareinlagen mit kurzer Bindung und aktuell steigenden Zinssätzen.“ Mit einer Zinsmarge von 0,91% sei man im Tal der Tränen angekommen. Dies werde sich erst im Jahr 2025 deutlich verbessern. „Die Zinswende war schon sehr heftig und schnell“, kommentierte Koppmann. Die Bank hat mit ihrer Fristentransformation das Problem verschärft. Die Laufzeit auf der Aktivseite betrage rund 4 Jahre, bei der Refinanzierung auf der Passivseite aber nur 2 bis 2,5 Jahre, sagte Schmitz.

Für den erwarteten Gewinneinbruch sorgt auch der Wegfall der günstigen Zentralbank-Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO). Die Mittel der Europäischen Zentralbank steuerten 2022 rund 9 Mill. Euro zum Ergebnis bei. Als positiver Sondereffekt wirkt darüber hinaus der Verkauf einer Windparkbeteiligung im Oktober. Er brachte einen Nettoerlös von 20 Mill. Euro. Ein höherer einstelliger Millionenbetrag sei in die Vorsorge geflossen, sagte Schmitz. Der Verkauf führte dazu, dass der Vorstand im Herbst die Prognose für das Ergebnis vor Steuern wieder auf 40 Mill. Euro erhöhte. Zuvor hatte er die Prognose im August von 38 Mill. Euro auf 34 Mill. Euro gesenkt.

Im Kerngeschäft dagegen hatte die Bank mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen. Der Zinsüberschuss sank um 6%, der Provisionsüberschuss ging um 1% zurück. Die geringere Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen – laut Schmitz ein Zehntel des Gesamtgeschäfts – ab dem zweiten Halbjahr sorgte für den Rückgang des Neukreditvolumens um 26% auf 623 Mill. Euro. Auch das Depotvolumen schrumpfte. Es sank um 17% auf 791 Mill. Euro.

Positiv wirkt sich dem Vorstand zufolge im laufenden Jahr aus, dass der Ergebnisbeitrag aus dem Beteiligungsgeschäft zunehmen soll. Das fest eingekaufte Investitionsvolumen bezifferte Koppmann auf 750 Mill. Euro. Die Ausschüttungen sollen der Planung zufolge in naher Zukunft einen deutlichen Beitrag zum Ergebnis liefern.

Die Kundenzahl der Umweltbank verharrte bei 132000. Schmitz begründete dies mit der Bereinigung von inaktiven Kunden oder Konten. Ursprünglich sollte die Zahl bis Ende 2022 auf 142000 steigen. Bis 2025 hatte die Bank einst 250000 Kunden angepeilt.

Der Aktienkurs der Umweltbank ging nach dem Rekordhoch 2021 im vergangenen Jahr auf Talfahrt. Das Minus betrug mehr als 30%.