Regulierung

Chinas Großbanken stehen vor harten Zeiten

Chinas Finanzregulatoren veranlassen weitergehende Absicherungsmechanismen gegen Finanzstabilitätsrisiken, die von großen und vernetzten Geschäftsbanken herrühren.

Chinas Großbanken stehen vor harten Zeiten

nh Schanghai

Chinas Finanzregulatoren veranlassen weitergehende Absicherungsmechanismen gegen Finanzstabilitätsrisiken, die von großen und vernetzten Geschäftsbanken herrühren. Die neuen Eigenkapital- und Verlustauffangregeln treffen systemrelevante Finanzinstitute, die im Falle eines Zusammenbruchs breite Ansteckungsgefahren im Finanzsektor zeitigen und oft als „Too big to fail“ bezeichnet werden.

Wie aus einem Richtlinienvorschlag der Zentralbank und der Aufsichtsbehörde China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) hervorgeht, sollen die führenden Banken des Landes mit einem Zuschlagsfaktor bei der Eigenkapitalabsicherung konfrontiert werden. Dabei sollen die Institute in fünf Kategorien eingeteilt werden, um sie je nach Risikograd mit einem Aufschlag auf bestehende Kapitaladäquanzquoten zwischen 0,25 und 1,5% zu belegen. Gleichzeitig müssen die Großbanken dezidierte Krisenauffangpläne aufstellen, die im Falle eines Schockszenarios einen Zusammenbruch mit entsprechender Ausstrahlung auf andere Branchenadressen verhindern helfen sollen.

In einem weiteren Schritt wird von den heimischen Finanzriesen gefordert, dass sie „Living Wills“, also Testamentsvorkehrungen, treffen. Dabei geht es um detaillierte Pläne zum Abverkauf von Einheiten oder die Verwertung von Aktiva von Instituten, die sich im Ernstfall nicht mehr in der Lage sehen, als Going Concern fortgeführt zu werden.

Bail-in statt Bail-out

Der neue Maßnahmenkatalog orientiert sich an den Regulierungsgrundsätzen des Baseler Financial Stability Board (FSB), die in entwickelten Ländern bereits im Jahr 2019 in einer ersten Phase in Kraft getreten sind. Für Schwellenländer wie China jedoch gilt ein weiter gefasster Zeitraum für die Regelkonformität der Global Systemically Important Banks (G-SIB), der bis Anfang 2025 reicht. Von diesem Zeitpunkt an sollen sie auch in Schwellenländern Bail-in-Instrumente in der Bilanz parat haben, die für eine weitgehende Verlustabdeckung sorgen und im Krisenfall beansprucht werden, ohne dass staatliche Instanzen oder Zentralbanken in einem Bail-out einspringen müssen.

Gegenwärtig zählen der chinesische Branchenführer ICBC sowie China Construction Bank, Agricultural Bank of China und Bank of China zu den auch im globalen Maßstab systemrelevanten Finanzinstituten. Nach Einschätzung von Ratingagenturen müssen die Banken ihre Kapitalbasis bis Ende des Jahres 2024 um bis zu 6,5 Bill. Yuan (umgerechnet etwa 845 Mrd. Euro) aufstocken, um den G-SIB-Anforderungen zu genügen.