Großbanken heben Risikovorsorge deutlich an

Kreditrückstellungen steigen im Quartal laut Helaba auf das 2,5-Fache - IFRS 9 unterschiedlich ausgelegt

Großbanken heben Risikovorsorge deutlich an

fir Frankfurt – Große europäische Banken können dank auskömmlicher Eigenkapitalpuffer die Folgen der Coronakrise gut wegstecken – auch dank der jüngsten Erleichterungen beim regulatorischen Eigenkapital. Wegen in Zahlungsschwierigkeiten geratener Unternehmen und Privatpersonen haben zwölf betrachtete Institute einer Analyse der Helaba zufolge im ersten Quartal die Rückstellungen für Kreditrisiken im Schnitt auf das 2,5-Fache gegenüber dem Vorjahreszeitraum angehoben.Die Risikokostenquote, also der Anteil der Vorsorgeaufwendungen für Kreditrisiken am durchschnittlichen Kreditvolumen, stieg demnach auf Jahressicht “auf historisch hohe” 105 Basispunkte. Zum Vergleich: Zu Beginn des vergangenen Jahres waren es noch 45 Basispunkte, im Jahresschnitt 50. “Mit rund 50 Basispunkten war etwa die Hälfte der Risikokosten im ersten Quartal 2020 auf nach Unternehmensangaben coronabedingte Zuführungen zurückzuführen”, stellt Autorin Susanne E. Knips fest. Der Anstieg sei aber hauptsächlich zu erwartenden und nicht bereits eingetretenen Kreditausfällen geschuldet, heißt es.Alle analysierten Großbanken verfügten über ausreichende Eigenkapitalpuffer im Vergleich mit dem jeweiligen regulatorisch vorgegebenen Mindestkapital, um aus der Krise resultierende Belastungen zu tragen, konstatiert die Helaba (siehe Grafik).In der Anwendung der Rechnungslegungsstandards haben die Analysten deutliche Unterschiede beobachtet, wie sich exemplarisch an Commerzbank und der spanischen BBVA zeigt. Folgte die Commerzbank weitgehend dem Ruf der Aufseher, Kreditrisikokosten zu glätten und den prozyklisch wirkenden Rechnungslegungsstandard IFRS 9 großzügig auszulegen, so hat die BBVA das nicht getan. Die spanische Bank hat im ersten Quartal auf einen Schlag 2,6 Mrd. Euro an zusätzlichen Kreditrückstellungen vorgenommen, von denen 1,4 Mrd. Euro auf die Coronakrise zurückgehen sollen. Die Commerzbank hingegen hat sich für das Quartal mit 326 Mill. Euro begnügt, wobei sie für 2020 mit insgesamt 1,1 bis 1,4 Mrd. Euro rechnet. Die gesamte Risikovorsorge der betrachteten Banken im Startquartal betrug 12,7 Mrd. Euro.Nach IFRS 9 sind Wertberichtigungen vorzunehmen, wenn sich das Ausfallrisiko seit dem erstmaligen Bilanzansatz signifikant erhöht hat. Dabei ist Auslegungssache, ab wann ein Risiko als signifikant erhöht betrachtet wird. “Aus der unterschiedlichen Anwendung von IFRS 9 resultiert nach unserem Dafürhalten eine größere Unsicherheit für Investoren”, moniert die Heleba. “Die externe Analyse der Zahlenwerke wird weiter erschwert.” Im zweiten Quartal, “in dem die Krise mit voller Wucht einsetzte”, zeige sich, ob die bisherige Vorsorge genüge.