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Haspa stemmt sich gegen Ertragserosion

Die Hamburger Sparkasse muss noch mehr sparen und stemmt sich mit neuen Projekten, die mit Investitionen von 100 Mill. Euro einhergehen, gegen die fortschreitende Ertragserosion.

Haspa stemmt sich gegen Ertragserosion

ste Hamburg

Nach dem Ostern 2019 vollzogenen Anschluss ihrer IT an das Kernbanksystem des Sparkassen-IT-Dienstleisters Finanz Informatik (FI), der mit Investitionen von 145 Mill. Euro einherging, bereitet die Hamburger Sparkasse (Haspa) nun den Übergang der Gesamtbanksteuerung und des Meldewesens auf die FI vor. „Nach der Migration großer Teile unserer IT wollen wir Angebote der Finanz Informatik auf breiter Ebene für uns nutzen“, sagte Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der größten deutschen Sparkasse, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Weitere Transferprojekte betreffen die Handelsplattform und die Wertpapierabwicklung. Letztere will die Haspa bis Ende dieses Jahres auf die DWP Bank übertragen.

Die neuen Projekte, in die über mehrere Jahre hinweg insgesamt rund 100 Mill. Euro fließen – der größte Teil bis 2024 –, sollen dazu beitragen, die Ertragslage der Haspa deutlich zu verbessern. Im vergangenen Jahr kam das Institut, das zur kleinen Gruppe der freien, privatrechtlich aufgestellten Sparkassen in Deutschland gehört, gerade noch auf ein positives Jahresergebnis von 9 (i.V. 42) Mill. Euro. Der Zinsüberschuss als wichtigste Ertragsquelle, die zum weitaus größten Teil aus dem Kundengeschäft resultiere, wie der Vorstandschef betonte, erodierte weiter um gut 9% auf 567 Mill. Euro. Der Rückgang im Kundengeschäft sei maßgeblich auf die extrem niedrigen Zinsen zurückzuführen. Die Haspa versucht, den Rückgang durch eine Steigerung des Provisionsüberschusses und durch Kostenreduzierungen aufzufangen.

Während jedoch der Provisionsüberschuss 2020 nach Jahren mit Steigerungen auf 315 (335) Mill. Euro sank, weil das Kundengeschäft vorübergehend unter den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie gelitten habe, verbesserte die Haspa ihre Kostenposition. Allerdings schrumpfte der gesamte Aufwand um knapp 11% auf 817 Mill. Euro auch deshalb, weil ein im Jahr zuvor verbuchter Restrukturierungsaufwand von rund 60 Mill. Euro für den geplanten Stellenabbau im Zusammenhang mit dem Projekt „Haspa Spring“ wegfiel. Der andere Teil des Kostenrückgangs resultierte aus Einsparungen, weil die Umsetzung einiger Projekte im ersten Halbjahr 2020 coronabedingt vorübergehend verschoben wurde. „Mit unseren angestrebten Kostensenkungen liegen wir aber im Plan“, sagte der Haspa-Chef.

Das vor zwei Jahren aufgelegte Projekt „Haspa Spring“ sieht unter anderem einen Abbau von Arbeitsplätzen von aktuell noch rund 4700 auf etwa 4100 im Jahr 2024 vor. Darüber hinaus strebt die Sparkasse eine Ausdünnung ihres Filialnetzes auf 100 von zuletzt noch 119 Standorten an. Mit allen geplanten Maßnahmen, zu denen auch die weitere Prozessverschlankung gehört, soll die Kostenposition Vogelsang zufolge bis voraussichtlich 2024 um insgesamt 100 Mill. Euro verbessert werden. Die Bemühungen würden allerdings durch eine nochmals verschärfte Niedrigzinspolitik der EZB, von weiteren regulatorischen Anforderungen und derzeit auch durch die Corona-Pandemie erschwert. So hätten Corona-Schutzmaßnahmen wie Sonderreinigungen, der Einbau von Plexiglaswänden in den Filialen und Masken für die Mitarbeiter das Ergebnis 2020 mit rund 3 Mill. Euro belastet, sagte der Sparkassenchef. „Deshalb lässt sich kaum abschätzen, inwieweit und wann genau sich die Kostensenkungen auf die Ertragslage auswirken werden.“

Vogelsang sagte weiter, es gebe infolge der Pandemie keine Pläne, beim Stellen- und Filialabbau nachzulegen. Mit Blick auf das im Vergleich zu anderen Kreditinstituten in Hamburg deutlich größere Filialnetz der Haspa verwies er darauf, dass die Sparkasse pro Filiale 12000 Kunden betreue, während es bei den Wettbewerbern „nur ungefähr halb so viele“ seien. „Unser Netz von 100 Filialen, in die wir in den vergangenen Jahren investiert haben, wollen wir für die nächsten zehn Jahre beibehalten.“ Die sogenannten Nachbarschaftsfilialen der Sparkasse, bei der den Angaben zufolge aktuell jeder zweite Girokunde Online-Banking regelmäßig nutzt, seien „das Herzstück unserer Marke“.

Die Ertragslage wird sich nach aktuellen Einschätzungen in der Haspa infolge der Kostenmaßnahmen erst ab 2023 wieder verbessern. Die Corona-Belastungen erschwerten die Planung, erklärte Vogelsang. Die Haspa, die sich mit Pauschalwertberichtigungen für mögliche Kreditausfälle infolge coronabedingter Firmeninsolvenzen gewappnet und im Jahresabschluss 2020 eine auf 49 (4) Mill. Euro erhöhte Kreditrisikovorsorge verbucht hat, sieht sich mit ihrem Kreditportfolio aber „konservativ aufgestellt“. Das Kreditportfolio bestehe überwiegend aus Immobilienfinanzierungen, und die Immobilienkonjunktur sei nach wie vor gut, meinte der Haspa-Chef. In schwierigen Bereichen wie Gastronomie und Hotellerie sei die Sparkasse wenig engagiert, sodass man dort derzeit keine Kreditausfälle habe.

Zusätzlich Geld koste aktuell der Zulauf an Einlagen durch die Negativzinsen und die Absenkung der Grenzen für Verwahrentgelte bei den Wettbewerbern, erklärte Vogelsang weiter. „Uns sind dadurch allein 2020 rund 2,8 Mrd. Euro an täglich verfügbaren Einlagen zugeflossen.“ Dieses Geld könne man nicht als Kredite ausleihen, die Einlage bei der EZB koste jedoch 0,5% Negativzinsen. „Daher müssen wir uns jetzt fragen, wann und in welcher Höhe wir die Freibeträge anpassen, um diesen Zulauf zu stoppen.“ Die Haspa, die ihren Privatkunden derzeit ab einem Kontoguthaben von 500000 Euro Negativzinsen berechnet, will noch im ersten Halbjahr über eine deutliche Absenkung dieses Grenzwerts entscheiden.

Vogelsang bezeichnete das Jahresergebnis auch in Anbetracht einer Belastung vor und nach Steuern von 100 Mill. Euro durch Zuführung zu den Pensionsrückstellungen als „akzeptabel“. Wichtig sei, „dass unsere Kernkapitalquote gut ist“ und auf 16% leicht gesteigert worden sei. Für 2021 rechnet die Haspa mit einem Jahresergebnis „mindestens auf dem Niveau des Vorjahres von rund 10 Mill. Euro. Vogelsang unterstrich das Ziel, „das derzeit nicht auskömmliche Aufwand-Ertrags-Verhältnis Schritt für Schritt zu verbessern“.

Hamburger Sparkasse
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss567624
Provisionsüberschuss316335
Gesamte Erträge911990
Verwaltungsaufwand699716
Gesamter Aufwand817916
Ergebnis vor Bewertung9473
Kreditrisikovorsorge494
Ergebnis vor Steuern4543
Steuern361
Ergebnis nach Steuern942
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)89,792,6
Kernkapitalquote * (%)16,015,8
Bilanzsumme55 15746 581
Kundenforderungen35 79734 362
Kundengelder36 74134 631
*) Haspa-GruppeBörsen-Zeitung
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