Chinas Kapitalmarkt

Hongkongs Börse verspricht blühende Wiesen

Der Chef von Hongkongs Börse zeigt sich ungeachtet des Sicherheitsgesetzes und des Kursdebakels chinesischer Technologiefirmen optimistisch. Zahlreiche Börsengänge stünden noch bevor.

Hongkongs Börse verspricht blühende Wiesen

nh Schanghai

Inmitten der Anspannung an den Finanzmärkten des chinesischen Festlands und der Sonderverwaltungszone Hongkong zeigt sich der Chef des Hongkonger Börsenbetreibers Hong Kong Exchanges and Clearing (HKEX), Nicolas Aguzin, um ein optimistisches Bild zu Chinas Kapitalmarktperspektiven bemüht. Bei einem Redeauftritt auf einem Finanzkongress in Hongkong erklärte Aguzin, dass die grenzüberschreitenden Kapitalflüsse in Richtung des Hongkonger Aktienmarktes in den kommenden Jahren gewaltig zunehmen würden. Auch die zuletzt deutlich erlahmte Neuemissionsaktivität mit Initial Public Offering (IPO) werde rasch wieder eine kräftige Belebung erfahren.

Schub für Aktienhandel

Aguzin verwies darauf, dass sich das tagesdurchschnittliche Handelsvolumen an der Hongkonger Börse von 89 Mrd. HK-Dollar im Jahr 2019 auf gegenwärtig 180 Mrd. HK-Dollar (knapp 20 Mrd. Euro) binnen zwei Jahren gut verdoppelt habe. Dabei seien die Möglichkeiten für einen breiteren Zulauf von Geld chinesischer Sparer im Rahmen der Nutzung der „Stock Connect“ genannten Handelsverknüpfung zwischen dem Finanzplatz Hongkong und den Börsen in Schanghai und Shenzhen noch lange nicht ausgeschöpft.

In den zurückliegenden Monaten ist das in der ersten Jahreshälfte noch rege IPO-Geschäft an der Hongkonger Börse weitgehend zum Erliegen gekommen, was vor allem an der weitreichenden Regulierungskampagne der chinesischen Regierung liegt, die das Marktklima für heimische Internet- und Technologiefirmen vergiftet hat. Die im Juli eingesetzte Talfahrt bei chinesischen Technologieaktien hat zu Marktwerteinbußen von rund 800 Mrd. Dollar geführt und dabei auch einer Reihe von Anfang des Jahres neu in den Hongkonger Markt gekommenen Technologiefirmen eine miserable Performance beschert. Darüber hinaus stehen chinesische Internetfirmen mittlerweile vor hohen Genehmigungshürden durch chinesische Regulierungsbehörden, die nicht nur Börsengänge in den USA, sondern auch in Hongkong vorerst erschweren.

Aguzin verweist allerdings auf eine äußerst gut bestückte IPO-Pipeline mit gegenwärtig über 200 Listinganträgen von chinesischen Firmen, die einem Börsengang in Hongkong harren. Damit könne der Börsenbetreiber für das kommende Jahr ein wieder deutlich belebtes Emissionsgeschäft erwarten. Gleichzeitig zeigt Aguzin sich optimistisch, dass Hongkong auch in seiner Rolle als führendes internationales Finanzzentrum im asiatischen Raum nicht an Attraktivität verliert.

Sicherheitsgesetz verunsichert

Gegenwärtig zeigt sich in Hongkong allerdings wachsende Unruhe über den Status als liberaler Tummelplatz für ausländische Finanzakteure, nachdem ein im vergangenen Jahr in Kraft getretenes chinesisches Sicherheitsgesetz auch Hongkong zu einem Zustand mit weitreichender Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit und einer Verformung des Hongkonger Rechtssystems geführt hat. So ist bereits ein Exodus von ausländischen Finanzakteuren in Hongkong zu beobachten und nicht zuletzt auch eine Verlagerung von Vermögensverwaltungs- und Private-Banking-Angeboten in den Stadtstaat Singapur.

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